Das bundesweit erste universitäre Weiterbildungsprogramm für Imame und Seelsorgerinnen an der Universität Osnabrück wird fortgesetzt. Die niedersächsische Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan begrüßte heute in Osnabrück 28 muslimische Studierende aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zum zweiten Kurs. Gleichzeitig erhielten die ersten 30 Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlusszertifikate.
»Wir sind überaus glücklich, dass wir weiteren Imamen und Seelsorgerinnen dieses zweisemestrige deutschsprachige Programm anbieten können, um ihre Arbeit in den Moscheegemeinden so gut wie möglich zu unterstützen«, sagte Vizepräsidentin Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke bei der Begrüßung. Und auch Prof. Dr. Bülent Ucar, Leiter des Zentrums für Interkulturelle Islamstudien (ZIIS), ist außerordentlich zufrieden mit dem Verlauf: »Das Interesse ist ungebrochen. Wir freuen uns über die hier geleistete Pionierarbeit in Deutschland.«
»Für die gesellschaftliche Integration gläubiger Muslime ist die Ausbildung von Imamen in Deutschland ein wichtiger Schritt. Es ist eine Bereicherung für alle, wenn Imame religiöse Inhalte auf Deutsch vermitteln können und die deutsche Gesellschaft und unser Rechtssystem kennen. Ich freue mich, den ersten Absolventinnen und Absolventen heute gratulieren zu können«, betonte Niedersachsens Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan.
Das Weiterbildungsprogramm umfasst zwei Schwerpunkte: Insbesondere für die theologisch vorgebildeten Imame aus dem Ausland ist der Bereich »Landeskunde« interessant. In diesen Kursen geht es um Geschichte, Politik, Recht und Gesellschaft in Deutschland. In dem zweiten Schwerpunkt werden pädagogische Kenntnisse für die Jugend- und Gemeindearbeit vermittelt. Für die aus dem Ausland stammenden Imame ist es wichtig, dass sie ausreichende Deutschkenntnisse mitbringen, damit sie sich ohne Schwierigkeiten verständigen und auch theologische Inhalte in Deutsch wiedergeben können.
»Auch in diesem Jahr konnten wir nicht alle Bewerberinnen und Bewerber berücksichtigen«, bedauert Moussa Al-Hassan Diaw, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZIIS das Programm koordiniert. Die Kosten des Fortbildungsprogramms in Höhe von 300.000 Euro teilen sich das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das zugleich auch Geschäftsstelle der Deutschen Islam Konferenz ist.
»Das Projekt hat Modellcharakter und kann andere Universitäten ermuntern, ähnliche Programme aufzulegen. Die Deutsche Islam Konferenz unterstützt Fortbildungen für Imame und Seelsorger als wichtigen mittelfristigen Ansatz und setzt sich langfristig für eine Ausbildung von Imamen in Deutschland ein.
Hierzu gibt es an deutschen Universitäten schon vielversprechende Ansätze«, sagte der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Manfred Schmidt. Für das Wintersemester 2012/13 plant die Universität Osnabrück einen Bachelorstudiengang für die Ausbildung von Islamischen Theologen und Imamen.
Die Universität Osnabrück ist Vorreiter im Bereich der Islamischen Religionspädagogik und Theologie in Deutschland und in Europa. Bereits 2002 begann sie mit Unterstützung der muslimischen Verbände die Ausbildung von muslimischen Religionslehrerinnen und -lehrern. Vor drei Jahren wurde das Zentrum für Interkulturelle Islamstudien (ZIIS) gegründet. Im Oktober vergangenen Jahres gab Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan bekannt, dass eines der vier bundesdeutschen Zentren für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück entstehen soll. In diesen Tagen erhielt die Universität den entsprechenden Zuwendungsbescheid über drei Millionen Euro. Das Zentrum wird besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und damit eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung von Religionsgelehrten im staatlichen Hochschulsystem gewährleisten.
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