Wolfenbüttel ohne Wolf und Apfel: Wieder nur Diskussion um die Standorte

"Wann wollen wir denn endlich mal den Bürgern den Wolf und den Apfel zurückgeben?" Diese Frage beschäftigt den Rat der Stadt Wolfenbüttel noch immer.

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Die Wolf Skulptur von Erich Schmidtbochum (1913 - 1999) vor dem Hinterausgang des alten Karstadt Gebäudes in Richtung Schlossplatz in Wolfenbüttel. Seit 2016 ist sie aus dem Stadtbild verschwunden.
Die Wolf Skulptur von Erich Schmidtbochum (1913 - 1999) vor dem Hinterausgang des alten Karstadt Gebäudes in Richtung Schlossplatz in Wolfenbüttel. Seit 2016 ist sie aus dem Stadtbild verschwunden. | Foto: Jan Borner

Wolfenbüttel. "Es ist nicht mehr zu vermitteln, dass der Rat der Stadt Wolfenbüttel jahrelang braucht, um über Standorte von Denkmälern nachzudenken", erboste sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Anlass war ein Antrag der Grünen, mit dem abermals die Einsetzung einer Fachkommission zur Empfehlung eines neuen Aufstellungsortes für die Wolf-Skulptur und den Apfel gefordert wurde.



Dabei gehe es den Grünen gar nicht darum zu bremsen, erklärte deren Fraktionsmitglied und Vorsitzende des Kulturausschusses, Ghalia El Boustami. Vielmehr müsse man manchmal einen Schritt zurück machen, aufatmen und sachlich denken. "Manchmal bringt das auch nach vorne", so El Boustami in der Vorstellung des Grünen Antrages.

Und was passiert mit dem Kriegerdenkmal?


Ganz anders sah das Angerstein. Er nahm Bezug auf einen Vorschlag, den die Stadtverwaltung der Politik bereits im Juni 2023 unterbreitet hatte. Demnach wäre der Wolf vors Löwentor und der Apfel an den Grünen Platz gekommen, wenn man einen Beschluss herbeigeführt hätte. Die seinerzeitige Vorsitzende des Kulturausschusses Ulrike Krause ließ den Punkt für die Grünen jedoch von der Tagesordnung nehmen, sodass bis heute nicht darüber abgestimmt wurde. "Wann wollen wir denn endlich mal den Bürgern den Wolf und den Apfel zurückgeben?", fragte Angerstein, dessen Fraktion es jedoch auch jederzeit freigestanden hätte, die Standortfrage wieder auf die Tagesordnung zu holen.

Doch bei der Diskussion ging es nicht nur um Wolf und Apfel, sondern auch um das große Kriegerdenkmal von 1880, das einst auf dem Schloßplatz, später vor dem Zeughaus stand und an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und die getöteten Wolfenbütteler Soldaten erinnert. Dieser vom Kreisbaumeister Carl Müller entworfene Obelisk wurde ebenfalls vor langer Zeit eingelagert und wartet seither auf einen neuen Standort. Einigen konnte man sich auch hier noch nicht. Nach Vorstellung der Grünen soll eine Fachkommission beauftragt werden, mit der Stadtverwaltung einen Beteiligungsprozess anzustoßen, wie die Stadt künftig mit historischen Kriegerdenkmälern umgehen soll. Während Angerstein sich dafür aussprach, dass Denkmäler dort stehen sollten, wo sie immer standen und es dafür keiner Fachkommission bedürfe, hielt Ulrike Krause (heute BUW/FDP) dagegen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein Foto: CDU


Zenit überschritten: Wer sollte über das Kriegerdenkmal entscheiden dürfen?


In ganz Deutschland werde über die Aufstellung und Standorte von Denkmälern, Kriegsdenkmälern und anderen Erinnerungsskulpturen gestritten und diskutiert, sagte Krause und hinterfragte, warum dies nicht auch in Wolfenbüttel so sein solle. Sie sprach sich für den von ihrer ehemaligen Fraktion beantragten Beteiligungsprozess aus. An diesem sollten vor allem die jüngeren Menschen dieser Stadt teilnehmen, die auch über die Zukunft entscheiden. "Die meisten von uns hier haben den Zenit des Lebens überschritten und wir sollten uns nicht anmaßen, über etwas wie ein Kriegerdenkmal für die zukünftigen erwachsenen Menschen in dieser Stadt zu bestimmen", plädierte Krause.

Ulrike Krause
Ulrike Krause Foto: Axel Otto


Eine Ansicht, der ihr Gruppenkollege Rudolf Ordon sofort widersprach. "Bei Kriegerdenkmälern handelt es sich nicht um etwas für die Zukunft, sondern es ist die eigene Geschichte, die dort dokumentiert wird", sagte er. Man könne diese durch Hinweisschilder zeitlich einordnen, aber sich nicht davor verschließen. Sowohl Ordon als auch Angerstein betonten, dass sehr wohl eine öffentliche Diskussion über die Standorte geführt werden sollte, allerdings im dafür zuständigen Kulturausschuss.

Rudolf Ordon
Rudolf Ordon Foto: Axel Otto



Am Ende wurde der Antrag der Grünen mit großer Mehrheit abgelehnt. Weder soll die Fachkommission nun über die Standorte von Wolf und Apfel beraten, noch einen Beteiligungsprozess zur inhaltlichen und baulichen Positionierung des Kriegerdenkmals einleiten. Wie es dafür jetzt hingegen weitergeht, blieb unbeantwortet. Man darf mutmaßen, dass der ursprüngliche Vorschlag der Stadtverwaltung nun in den Beratungen wieder aufgenommen wird und so zumindest für Wolf und Apfel noch in diesem Jahr, am 18. Dezember, ein Beschluss im Rat der Stadt Wolfenbüttel ergehen könnte.

Ein Ende findet dieser Tage jedoch das Thema der Umsetzung der Kanonen. Diese wurden in dieser Woche wieder vor dem Zeughaus aufgestellt. Mehr dazu in unserem Artikel "Kanonen kehren wieder an ihren Platz zurück".

Dass es die aus Bronze gefertigte Wolf-Skulptur wirklich noch gibt, davon hat sich regionalHeute.de-Chefredakteur Werner Heise überzeugen können und liefert im Artikel "Fotobeweis: Der Wolf lebt - Hier wird er versteckt" den Nachweis.


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