Wolfenbüttel. Seit über zwei Jahren werden Wolfenbüttels Wälder von Einflüssen wie der andauernden Trockenheit und dem Borkenkäfer regelrecht dahingerafft. Mehrere Hektar Wald im Landkreis Wolfenbüttel sind bereits tot. Andreas Baderschneider, Leiter des Forstamtes Wolfenbüttel gibt eine düstere Prognose: "Das wird dieses Jahr noch weiter gehen."
Nach dem regenreichen Februar ließ der Niederschlag im März schon zu wünschen übrig. Der gesamte April schaffte es bislang in der Region auf klägliche drei Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmengen des langjährigen Mittelwerts. "Zu Trocken ist es schon seit zwei Jahren. 2018 war ja wirklich extrem. Und die Dürre wirkt bis heute nach. 2019 war zwar nicht ganz so schlimm, hat aber auch keine Besserung gebracht." 2020 verspricht laut dem Forstamtsleiter bislang keine Besserung: "Der ganze Unterboden in den Wäldern ist unterversorgt mit Wasser. Gerade der tiefere Wurzelraum für die größeren Bäume."
Aus den verdorrten Bäumen resultiere laut Baderschneider auch eine massive Waldbrandgefahr - Wolfenbüttel scheint bislang jedoch gut wegzukommen. Gab es im Landkreis Goslar bereits 14 Vegetationsbrände, habe es im Landkreis Wolfenbüttel bislang nur zwei gegeben. Ob in diesem Jahr eine größere Waldbrandgefahr durch weitere absterbende Bäume drohe, kommentiert der Experte mit einem eher niederschmetternden Statement: "Nun ein Großteil der Bäume hat sich ja das letzte Jahr schon verabschiedet. Dazu kam dann eben noch der Borkenkäfer, der vielen Fichten den Garaus gemacht hat." Fichten spielen laut dem Experten bei Neuanpflanzungen keine Rolle mehr, da sie immer wieder vom Borkenkäfer befallen werden. Auch dieses Jahr verspreche in Sachen Borkenkäfer keine Besserung: "Die ersten Beobachtungen von uns und den Kollegen im Harz legen nahe, dass es wohl mindestens ein ähnlicher Befall wie im letzten Jahr wird." Deshalb setze man bei der Wiederaufforstung auf robustere Baumarten, hauptsächlich Laubbäume wie Lärchen und Eichen.
Sorgenkind Buche
Auf mehreren Hektar stehen teilweise keine Bäume mehr. "Im Januar gab es dann auch noch den Windwurf durch Sturm Sabine - keine großartigen, aber punktuell eben doch", erinnert sich Baderschneider. "Auf ganzer Fläche ist vor allem ein Problem, dass in den Buchenbeständen viele einzelne Bäume absterben. Das wird in diesem Jahr auch noch weitergehen." Weshalb ausgerechnet die Buche so empfindlich reagiert, sei unklar: "Das ist eine gute Frage, die stellen sich die Förster. Darauf gibt es bisher noch keine Antwort."
"Die Bäume könnten sich zwar regenerieren, aber dafür müsste es regnen - und zwar mehrere Wochen, am besten zwei Monate am Stück."
Sind die Wälder noch zu retten?
Eines stellt der Fachmann klar: "Das ist unumkehrbar, bei den großen Waldbäumen sind Teile des Feinwurzelsystems abgestorben. Die Bäume könnten sich zwar regenerieren, aber dafür müsste es regnen - und zwar mehrere Wochen, am besten zwei Monate am Stück. Das würde den Wasserspeicher wieder auffüllen." Baderschneider sei sich klar, dass das wohl ein eher unrealistisches Szenario sei. Auch die jungen Bäume aus den Wiederaufforstungsprogrammen leiden: "Die Oberböden zeigen ebenfalls Trockenheitsschäden. Das betrifft dann die jungen Pflanzen, die wir diesen Winter gepflanzt haben. Die könnten alle wieder vertrocknen." Um wenigstens den Nachwuchs zu retten, seien auch geringere Mengen Regen hilfreich: "Jeder Tropfen hilft."
Verhalten im Wald
Wolfenbüttel hatte was die Waldbrandgefahr angeht in diesem Jahr Glück. Damit das auch so bleibe, rät der Experte zur Achtsamkeit im Wald: "Natürlich nicht rauchen, Grillen oder überhaupt ein Feuer entzünden. Auch im Auto nicht mit dem heißen Katalysator auf dem Gras parken und kein Glas wegschmeißen. Glasscherben können als Brennglas wirken und ein Feuer entfachen". Insgesamt registriere man in diesem Jahr ungewöhnlich viele Menschen im Wald. Baderschneider sieht das positiv: "Das finden wir natürlich großartig, dass sich die Leute wieder mehr für den Wald interessieren. Aber gewisse Regeln müssen natürlich eingehalten werden."
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