Die von SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Koalitionsvertrag vorgesehene Möglichkeit, den Gymnasien nach einem ergebnisoffenen Dialog die Entscheidung zu überlassen, ob sie das Abitur nach acht (G8) oder neun (G9) Jahren durchführen wollen, wurde am Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) erfreut zur Kenntnis genommen, heißt es in einer Pressemitteilung, die wir ungekürzt und unkommentiert veröffentlichen:
Nachdem sich mit nur sehr wenigen Ausnahmen das gesamte Kollegium für eine vor allem pädagogisch und lernpsychologisch begründete Umkehr zu einer Art neuem G9 ausgesprochen hatte, wurde ein Arbeitskreis gegründet, der ein mögliches pädagogisches und strukturelles Szenario für einen solchen G9-Neustart entwickelt hat. Dieses wurde nun auf einem Treffen mit Vertretern der Schülerschaft, des Schulelternrates sowie des Lehrerkollegiums vorgestellt und besprochen, damit die Überlegungen auf der nächsten Gesamtkonferenz gemeinsam mit allen am Schulleben Beteiligten diskutiert und konkretisiert werden können.
Es geht uns am THG nicht um eine Rückkehr zum alten G9, sondern darum, die Chance zu ergreifen, die mit G8 verbundenen Probleme im Sinne der Schüler auflösen zu können. Eine Entflechtung der in den acht Gymnasialjahren zu erlernenden Inhalte und zu erwerbenden Kompetenzen hat nicht nur pädagogischen Mehrwert durch eine altersangemessene Behandlung von Inhalten, sondern fördert auch die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Im Gegensatz zum G8-Modell wäre durch ein neues G9 eine Schule denkbar, in der der Unterricht an sich nicht bis in den Nachmittag verpflichtend ist. Dieser kann vielmehr für schulische und außerschulische freiwillige Aktivitäten (Sport, Musik, Ehrenamt), Förder- und Forderunterricht und andere Angebote noch besser der Aufgabe von Schule gerecht werden, neben einer breiten Allgemeinbildung auch die individuelle Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Gleichzeitig darf auch nicht der Aspekt vergessen werden, dass Schüler und Eltern durch die Freiwilligkeit von Nachmittagsangeboten die landkreisimmanente Beförderungsproblematik individuell besser steuern können. Die zeitliche Entkrampfung der zu vermittelnden Inhalte wird verhindern können, dass sich immer mehr Schüler von der Schule vereinnahmt und zeitlich sowie stofflich deutlich überlastet fühlen (und auch sind), was ansonsten langfristig zu einem Qualitäts- und Niveauverlust der Bildung führen würde. Ein Gymnasium soll die Abiturienten zur sogenannten Hochschulreife führen – dazu trägt neben einem Wissens- und Methodenpool eben auch eine gestärkte Persönlichkeit bei, die autark entscheiden und handeln kann, was der von Universitäten durchweg beklagten geringeren Studierfähigkeit der Schulabsolventen entgegenwirken kann. In einem G9-System sind die Chancen dafür größer und die Abiturienten werden zumindest weitgehend volljährig ihren neuen Lebensabschnitt beginnen können.
Es wird sich zeigen, ob die Landesregierung zu ihren Wahlversprechen steht und den Weg für ein tragfähiges, neues G9 frei macht, am THG ist man jedenfalls bereit, diese Möglichkeit im Interesse aller Beteiligten zu ergreifen und umzusetzen.
mehr News aus Wolfenbüttel