Wolfenbüttel: Beratungsstelle zum Heimerziehungsfonds des Bundes wird angenommen

von Romy Marschall


| Foto: Romy Marschall



Petra Weitzen betreut für den Landkreis Wolfenbüttel die Beratungsstelle für Opfer in bundesdeutschen Erziehungsheimen und berichtete heute dem Jugendhilfeausschuss über ihre bisherige Arbeit: "Es kann nichts ungeschehen gemacht werden, aber wir können wenigstens eine kleine Entschädigung erreichen." Bisher meldeten sich hauptsächlich Betroffene aus den 1950er Jahren.

Menschen, die zwischen 1949 und 1975 in bundesdeutschen Erziehungsheimen Gewalt erdulden mußten, können sich seit 2012 im Jugendamt des Landkreises beraten lassen. Im Zuge der Einrichtung des bundesweiten Fonds "Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975" wurden in Niedersachsen 51 Anlauf- und Beratungsstellen für betroffene Opfer geschaffen, die gegebenenfalls Leistungen aus dem Fonds erhalten. Zwischenzeitlich haben im Landkreis elf Betroffene das Angebot in Anspruch genommen.

"Es gibt ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu den Betroffenen", schildert Petra Weitzen. Dies sei notwendig, um zu ermitteln, welche Bedarfe sich ergeben. "Bisher sind alle Vereinbarungen als schlüssig anerkannt worden", berichtet die Beraterin über die Erfolge.

Martin Albinus (SPD) befragte Weitzen zu Empfehlungen verschiedener Stellen, die Beratungsstelle nicht am Jugendamt anzusiedeln. "Es ist eine schwierige Schwelle zu überschreiten, wenn man genau in die Institution gehen soll, die damals für das Leid verantwortlich war", faßte der Politiker die Bedenken zusammen.

Die Jugendamtsleiterin Sabine Walter versicherte, "die Vorbehalte haben sich nicht bewahrheitet". Petra Weitzen erzählte von Betroffenen, die "froh sind, daß die Stelle von der Verwaltung betreut wird und nicht von Psychologen. Sie wollen nicht immer eine Aufarbeitung des ganzen Geschehens."

Katrin Brandes (SPD) erkundigte sich nach den hauptsächlich betroffenen Jahrgängen sowie der entsprechenden Aktenlage. Bislang handle es sich überwiegend um Vorgänge aus dem Anfang der 1950er Jahre, berichtete Weitzen. "Es soll aber eine unbürokratische Hilfe sein. Wenn mir die Betroffenen glaubhaft versichern, daß es sich so zugetragen hat, werden wir nicht weiter nachbohren. Der Gang hierher ist schon schwer genug."

Heute abend zeigt das ZDF um 20.15 Uhr den Film "Und alle haben geschwiegen". Ein deutsches Drama von 2012 über das Leben in kirchlichen Erziehungsheimen. Im Anschluß wird eine Dokumentation über das Leid der Heimkinder ausgestrahlt.


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