Wolfenbüttel: Integration ist kein Fremdwort mehr in Kitas - nun wartet die Inklusion als Herausforderung

von Romy Marschall




"Egal wo in der Region Eltern leben, sie finden eine Einrichtung, die Erfahrung mit Integration hat und Ansprechpartner ist." Im Jugendhilfeausschuss am Montag machte Eva Birthler vom Familien-und-KinderServiceBüro (FKSB) deutlich, dass die Bemühungen des Landkreises zur flächendeckenden wohnortnahen Integration im Bereich der Kindertagesstätten erfolgreich waren. "Und was ist mit Inklusion?" eröffnete der Grünen-Abgeordnete Holger Barkhau die anschließende Debatte um weitere Perspektiven.

Eva Birthler vom FKSB berichtete dem Jugendhilfeausschuss über die Weiterentwicklung der "Regionalen Konzeption zur gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder in Kindertagesstätten". Das Konzeptpapier von 2002 wurde durch einen eigens gegründeten Arbeitskreis überarbeitet. Im Vorwort heißt es: "Integration ist nicht ein einmalig erreichter Zustand, sondern ein gesellschaftlich-sozialer Prozess, der ständig neu vollzogen werden muss." In der Schlußbetrachtung wird deutlich, dass die kontinuierliche integrative Arbeit die Grundlage auf dem Weg zur Inklusion sei.

In der Debatte, die sich an der Unterscheidung von Integration und Inklusion entzündet, weist Landrat Jörg Röhmann (SPD) auf den mehrheitlichen Beschluss des Landtages zur Inklusion in der Primarstufe hin. Ab dem Schuljahr 2013/14 dürfen Schüler mit Behinderungen (Einschränkung: Förderbedarf L) gleichberechtigt lernen. Das Inkrafttreten der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2009, das eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fordert, verstärkte in Deutschland noch einmal die Diskussion um Inklusion. Inklusion bedeutet eine Gleichberechtigung der Vielfalt, während Integration das Hereinholen des Abgegrenzten meint

Die Nachfrage seitens der Grünen zur Inklusion im Bereich der Kindertagesstätten, beantwortet der Landrat mit einem Aufruf zur Ruhe, "solange wir bei der schulischen Inklusion noch mehr Fragezeichen als Antworten haben." Es mangele an baulichen und pädagogischen Voraussetzungen, so Röhmann: "wir wären heute überfordert, insbesondere die Kommunen." Ulrich Hagedorn, Vertreter der Wohlfahrtsverbände ergänzt: "auch die anderen Kinder müssen darauf vorbereitet sein."

Elke Großer (CDU) warnt vor einer Verzögerung der Thematik und Martin Albinus (SPD) warnt als Pädagoge vor der "Gefahr eines Schnellschusses", gibt aber zu bedenken, dass ein Kind nicht einfach mit dem sechsten Lebensjahr von Integration auf Inklusion umschalten könne. Einig ist man sich also über den politischen Handlungsbedarf, den frühkindlichen Bereich nachzuziehen.

Roger Röttger stellt den Haushaltsplan vor und berichtet, dass die Aktion "Elternbriefe" auch im kommenden Jahr durch einen regionalen Sponsor unterstützt werde. Landrat Jörg Röhmann erklärt, obwohl sich die Kinderbetreuungskosten in fünf Jahren nahezu verdoppelt haben, handle es sich nicht um eine Belastung, sondern um "Investitionen in die Zukunft unserer Kinder." Er mahnt abschließend an, den Themenkomplex der Kinderbetreuung nicht zum Problemfeld zu erklären.

Der Ausschuss empfiehlt einstimmig die Wahl der Geschäftsführerin des Jugendhilfe WF e.V. Beate Ulrich als Nachfolgerin des bisherigen stimmberechtigten Vertreters der Wohlfahrtverbände Norbert Velten.


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