Wolfenbüttel. Der von der Piratenpartei im Rat der Stadt eingereichte Antrag, man möge auch die Zahnpflege in den Grundschulen im Auge behalten und fördern, wurde nach kurzer Diskussion zurückgezogen. Der Antrag zielte insbesondere darauf ab, zu prüfen, ob und welche Möglichkeiten in den Schulen bestehe (WolfenbüttelHeute.de berichtete).
Arne Hattendorf trug den Antrag seiner Partei vor. Foto: Piraten
Arne Hatttendorf, Piratenpartei, sprach zur Erklärung vor dem Schulausschuss und erörterte den Antrag, der die Verwaltung beauftragen sollte, die räumlichen Gegebenheiten an den Grundschulen mit Ganztagsbetrieb zu prüfen und festzustellen, ob ausreichend praxistaugliche Möglichkeiten für die Schüler zur regelmäßigen Zahnpflege nach dem Mittagessen bestehen würden. Außerdem sollte abgefragt werden, in welcher Weise und in welchem Umfang die Grundschüler in den Wolfenbütteler Ganztagsschulen zur Zahnpflege nach dem Mittagessen angehalten werden.
Aus fachmännischer Sicht erklärte die Schul-Zahnärztin des Landkreis Wolfenbüttel, Veronika Kudrawez, wie sich die Zahnpflege bei Schülern und die Vorsorge in den Schulen gestaltet.
Kudrawez erklärte, dass durch die regelmäßigen Besuche des zahnärztlichen Diensts eine gewisse Kontrolle und Vorsorge herrsche, der Zahnzustand der Schüler im Allgemeinen recht gut wäre und die Zahngesundheit besser wird. "Dennoch sind die Zähne von rund 20 Prozent der Schüler behandlungsbedürftig", so die Zahnärztin. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Verantwortung der richtigen und regelmäßigen Zahnpflege vor allem bei den Eltern liegt.
Veronika Kudrawez erklärte die Arbeit des zahnärztlichen Dienst an den Schulen. Foto: Anke Donner)
Eckbert Schulze, CDU-Ausschussmitglied, hielt die Idee theoretisch für klasse, aber praktisch nicht umsetzbar. "Es wäre zeitlich gar nicht leistbar und personell auch nicht. Und wie sollte es von den Räumlichkeiten gelöst werden?", fragte Schulze.
Hier lenkte dann auch die Zahnärztin Kudrawez ein. "Es würde wahrscheinlich schwierig werden, wenn alle oder viele Kinder auf einmal ihre Zähne unter Beobachtung putzen müssten. Es würden räumliche und personelle Probleme enstehen", pflichtete sie Schulze bei.
Auch Rudolf Ordon, FDP, konnte dem Antrag nicht zustimmen. "Obwohl ich grundsätzlich die Meinung der Piratenpartei mittrage, kann ich dem Antrag nicht zustimmen. Ich weiß nicht, ob es zulässig ist, wenn man die Arbeitszeit der Lehrer dafür in Anspruch nimmt, damit sie das Zähneputzen der Schüler überwachen. Ich denke, es ist nicht Aufgabe der Stadt, dies zu kontrollieren", so Ordon.
Hattendorf versuchte den Ausschuss umzustimmen und wenigstens zu einer Prüfung zu bewegen. "Ohne eine Prüfung werden wir nicht wissen, ob und inwiefern es möglich wäre. Im Ganztagsschulbetrieb die Eltern in die Pflicht zu nehmen, halte ich für absurd. Eltern können nicht in die Zahnpflege einwirken, wenn die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind. Und ich finde die Tatsache, dass 20 Prozent der Schüler behandlungsbedürftig sind, nicht gut, sondern erschreckend", so Hattendorf.
Sabine Behrens-Meyer, CDU, konnte den Grundgedanken zwar nachvollziehen, sah aber in der Umsetzung Schwierigkeiten. "Ich sehe die Schwierigkeit darin, das ganze räumlich und personell umzusetzen. Ich finde auch, dass die Eltern dran bleiben sollten und sich um die Zahnpflege ihrer Kinder kümmern sollen. Außerdem gibt es andere pädagogische Bereiche, um die sich Lehrer kümmern müssen", so die CDU-Frau.
Hattendorf schien die weitere Verfolgung der Interessen seiner Partei aussichtslos und nach kurzer Überlegung zog er den Antrag zurück. Das Thema Zahnpflege bleibt also weiterhin in den Händen der Eltern.
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