Zentraler ökumenischer Gottesdienst zur Interkulturellen Woche 2011 im Dom zu Braunschweig


| Foto: Ado



Im Braunschweiger Dom fand heute der zentrale Gottesdienst zur Interkulturellen Woche 2011 statt. Es  sind bundesweit noch zahlreiche Veranstaltungen geplant unter dem Motto „Zusammenhalten – Zukunft gewinnen“. Der ökumenische Gottesdienst in Braunschweig wurde gestaltet von Landesbischof Dr. Friedrich Weber, dem römisch-katholischen Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, und Dr. Georgios Basioudis von der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland.

In seiner liturgischen Eröffnung betonte Landesbischof Weber, dass die Interkulturelle Woche ein fester Bestandteil der kirchlichen Arbeit mit Zugewanderten und Flüchtlingen ist. Mit ihren rund 4.000 Veranstaltungen an über 400 Orten sei sie „eine gute und wichtige Einrichtung geworden.“ Auch würden damit wichtige Fragen angesprochen, wie etwa die kirchliche Forderung nach einem dauerhaften Bleiberecht für langjährig Geduldete. „Wir brauchen endlich eine humanitäre Lösung, die auch für alte, kranke oder traumatisierte Menschen gilt. Wir brauchen eine neue Regelung, die mit Herz und Verstand sowohl für die betroffenen Menschen als auch für unsere Gesellschaft in die Zukunft weist“, so der Landesbischof.

Weber erinnerte auch daran, dass vor 25 Jahren zum ersten Mal der Tag des Flüchtlings stattfand, der seitdem im Rahmen der Interkulturellen Woche begangen wird. Auch jetzt seien die Anliegen des Flüchtlingsschutzes immer noch aktuell: „Europa darf nicht zulassen, dass Menschen vor seinen Grenzen sterben. Menschen, denen es um das nackte Überleben geht, müssen gerettet werden“, sagte Weber. Er appellierte an die Innenminister der Länder, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.

In seiner Predigt ging der Hildesheimer Bischof Trelle auf eine Stelle im 29. Kapitel des Propheten Jeremia ein und ermutigte Zugewanderte, Deutschland als ihre Heimat anzusehen und mitzugestalten. Dafür brauche es aber auch politische Rahmenbedingungen. Die Aufnahmegesellschaft müsse sich fragen: „Erlauben wir es den Menschen, die zu uns kommen, hier Häuser zu bauen, Bäume zu pflanzen und Wurzeln zu schlagen? Lassen wir es zu, dass sie ihr Wohl mit unserem Wohl identifizieren, und tun wir dies auch umgekehrt?“

In diesem Zusammenhang verwies Trelle, der auch Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, ebenfalls auf das Bleiberecht. Wenn Menschen ständig von einer Abschiebung bedroht werden, falle es schwer, in unserem Land heimisch zu werden. Daher erneuerte er die kirchliche Forderung nach einer Lösung für langjährig Geduldete. Neuere Schätzungen gehen derzeit davon aus, dass 75.000 Menschen in Deutschland keine gesicherte Aufenthaltsperspektive haben. Gründe dafür sind die strengen Ausschlusskriterien und verstrichene Stichtage.

Trelle warb für eine „Kultur des Willkommens und des Zusammenhaltes“. Eine solche Kultur müsse „erkennbar werden im Verhalten jedes Christen und jedes Menschen guten Willens gegenüber den vermeintlich oder tatsächlich zunächst Fremden“, erklärte der Hildesheimer Bischof am Rande des ökumenischen Gottesdienstes.
Im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst fand auf Einladung der Stadt Braunschweig und des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses ein Empfang im Braunschweiger Altstadtrathaus statt.


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