Eurovisionen im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum


Géza Gál ehrt den polnischen Jazz-Trompeter Tomasz Stańko im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum. Foto: Peter Riewaldt
Géza Gál ehrt den polnischen Jazz-Trompeter Tomasz Stańko im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum. Foto: Peter Riewaldt | Foto: Peter Riewaldt

Wolfsburg. Mit einem musikalischen Rundgang durch die Ausstellung "Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme", am Sonntag den 30. September, begrüßen Nicole Trnka, Elke Schulz und Géza Gál um 15 Uhr die Besucherinnen und Besucher im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum. Das gab die Stadt Wolfsburg in einer Pressemitteilung bekannt.


Auf einem musikalischen Rundgang wird die Wirkung von Politik auf Musik wie umgekehrt der Musik auf die Politik aus historischer Perspektive und vor allem mit vielen Beispielen aus Klassik, Jazz, Pop und Rock betrachtet. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Aus Musik erwuchsen Revolutionen


Der Sprachwissenschaftler und Dichter Hoffmann von Fallersleben war auch ein singender Freiheitskämpfer, der im 19. Jahrhundert mit seinen Liedtexten für "Einigkeit und Recht und Freiheit" in einem erst zu bildenden Deutschland warb. Im Sommer 1988 erklang auf der Tallinner Sängerfestwiese unter anderem die estnische Nationalhymne "Mein Vaterland". Auch in den Nachbarländern Lettland und Litauen galt es als politischer Protest gegen die als Besatzungsmacht empfundene Sowjetunion, auf Lettisch und Litauisch Volkslieder oder die Hymnen der 1918 entstandenen baltischen Republiken zu singen.


Das reiche Repertoire an Volksliedern diente der Wahrung der nationalen Identität und dem Zusammenhalt der Menschen, seit in der Folge des vor 80 Jahren geschlossenen Hitler-Stalin-Paktes die Souveränität der drei Staaten aufgelöst wurde. Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in dieser nordöstlichen Region Europas traditionellen Sängerfeste, das Singen im Alltag und der "Baltische Weg", die friedliche Menschenkette von Tallin über Riga bis nach Vilnius, wurden Symbole der sogenannten "singenden Revolution". In dieser von 1988 bis 1991 dauernden Bewegung "ersangen" sich die Esten, Letten und Litauer ihre staatliche Unabhängigkeit.

Reise vonBeatles bis Westernhagen


Musik wurde ebenso zum Sinnbild der Jugendrevolte der 1960er Jahre. Insbesondere die textlose Beatmusik galt als Ausdrucksmittel der Gesellschaftskritik, bedeutete "sprachlose Opposition" und wurde zugleich zum grenzüberschreitenden Bindeglied von jungen Menschen, die mehr Liberalität forderten. Während im Westen allmählich die Kulturindustrie diese Musik für das große Geschäft entdeckte, verfolgten die Machthaber im Osten Musiker und Fans.

Diese Ereignisse und Zusammenhänge nehmen Géza Gál, Elke Schulz und Nicole Trnka zum Anlass, um am kommenden Sonntagnachmittag die Geschichte Europas in musikalischen Visionen zu betrachten. Am Beispiel ausgewählter Songs von den Beatles über Tomasz Stańko bis zu Marius Müller-Westernhagen lassen sie wichtige Etappen der europäischen Geschichte zwischen 1945 bis 1989 in erläuternden Worten und vor allem in Musik erklingen.


mehr News aus Wolfsburg