Graffiti als Jugendkultur: Stadt will legale Plätze für die Kunstform schaffen

Auch wenn nicht jedes Graffiti per se ein "Kunstwerk" ist, so stellt es dennoch eine Form von stillem Ausdruck, Protest oder einfach künstlerischer Verwirklichung dar.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Wolfsburg. Das Thema Graffiti wird in der Öffentlichkeit noch immer eher als Problem denn als Kunst- und Ausdrucksform gesehen und thematisiert. An Graffitikunst scheiden sich die Geister, für die einen ist es purer Vandalismus und für die anderen ist es eine Form moderner Kunst. Fakt ist, Graffitikunst (Fassadenkunst) war und ist ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur. Auch wenn nicht jedes Graffiti per se ein "Kunstwerk" ist, so stellt es dennoch eine Form von stillem Ausdruck, Protest oder einfach künstlerischer Verwirklichung dar. Insbesondere Hausbesitzer und Wohnungsbaugesellschaften erleben und erfahren Graffiti als Sachbeschädigung und Vandalismus. Für Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik ist der Umstand, dass sich in den vergangenen Monaten vermehrt Kunst- und Kulturvereine dem Thema Graffiti gewidmet haben, erst einmal eine positive Wendung. Graffiti wird als Fassadenkunst anerkannt und verliert sein negatives Image. Die Jugendförderung Wolfsburg ist sehr daran interessiert, legale Plätze und alternative Möglichkeiten für Graffiti-Künstler zu schaffen, da es momentan eindeutig zu wenige davon gibt. Ziel ist es, zeitnah weitere legale Flächen und Möglichkeiten für junge Fassadenkünstler in und um Wolfsburg zu erschließen, damit diese Kunstform in Wolfsburg eine angemessene Bühne hat und der Anreiz für illegale Aktionen verringert wird. Dies teilt die Stadt Wolfsburg mit.


"Es fehlen einfach Flächen, auf denen legal und ohne Verfolgungsdruck gesprayt werden kann", so Gunnar Czimczik. Derzeit hätten junge Graffitikünstler kaum Möglichkeiten, um ihre Kunst auszuleben. Ein Umstand, der Graffitis oftmals mit Vandalismus und willkürlicher Zerstörung in Verbindung bringe. Deshalb begrüßt die Jugendförderung ausdrücklich die neue Offenheit der lokalen Kunstszene zum Thema Fassadenkunst. Das sehe man unter anderem an dem Angebot des Wolfsburger Kunstvereins Crearte. Der Workshop "Do it Like Banksy", der im Dezember startet, sei ein digitaler Stencil-Graffiti-Workshop, der von Kay Kaaz, alias Kayman durchgeführt werde. Grundsätzlich sei so ein Workshop absolut begrüßenswert. Banksy sei ein herausragender Künstler und in der Graffiti-Szene eine Kultfigur. Er sei allerdings dafür bekannt, dass seine regelmäßigen medialen und spektakulären Aktionen auch illegal seien.

Titel nicht missverstehen


Ein Titel wie "Do it Like Banksy", könne daher leicht falsch verstanden werden und könnte durchaus dazu führen, dass Jugendliche motiviert werden, vorhandene Hemmungen abzubauen oder sogar legale Grenzen zu überschreiten. In vielen anderen Städten wären Graffiti-Projekte wieder eingestellt worden, da die Teilnehmenden, wenn sie ihre Kunst ausleben wollen, mangels legaler Flächen in die Illegalität getrieben worden seien. Wer Graffiti-Kultur fördert, müsse sich auch für entsprechende legale und öffentliche Graffiti-Flächen einsetzen.

Aus diesem Grund setze sich die Jugendförderung Wolfsburg seit vielen Jahren für legale und gewollte Flächen zum Sprayen in öffentlich sichtbaren Bereichen ein, wie zum Beispiel Verteilerkästen, Transformatorenhäuser, Hauswände oder Mauern. Das Thema Erweiterung von legalen und freien Flächen für Fassadenkunst werde 2021 ein wichtiger Baustein der Arbeit mit der jugendlichen Kulturszene in Wolfsburg sein.

Für Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik sei klar: "Graffiti macht Spaß, Graffiti tut weh und Graffiti polarisiert. Es tut der Großstadt Wolfsburg mit ihrer vielfältigen Stadtgesellschaft gut, sich dieser lebendigen Kultur- und Jugendform zu öffnen."


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