Von Wohnraum bis Schule: Stadt organisiert Aufenthalt Ukrainischer Geflüchtete

Die Stadtverwaltung teilte am Donnerstag mit, wie die Ankunft der Geflüchteten aus der Ukraine in Wolfsburg organisiert wird.

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Symbolfoto | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Wolfsburg. Wie die Stadtverwaltung am Donnerstag berichtet, sind bisher 1.269 ukrainische Flüchtlinge in Wolfsburg aufgenommen worden. Davon wurden 133 durch das Land zugewiesen. Derzeit bereite man verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten in der Stadt vor und auch in Schulen und Kindergärten werden entsprechende Vorbereitungen getroffen.


Um die Flüchtlinge unterbringen zu können, soll der Altbau Kinderklinik umgebaut werden. Auch soll das und Unterbringung Hotel Global Inn angemietet werden, um dort Geflüchtete aufnehmen zu können. Die Stadtverwaltung betont, dass normaler Wohnraum Vorrang vor großen Unterkünften habe und die Nutzung weiterer Turnhallen vermieden werden soll - sie soll nur als als Reserve gelten. Nachstehend schildert die Stadtverwaltung, wie sich die Unterbringung im Detail gestaltet und gestalten soll.


Geflüchtete beziehen Unterkünfte


Nach einem kurzen Aufenthalt im Ankunftszentrum in der Dieselstraße - hier werden die Geflüchteten aus der Ukraine registriert und erstversorgt – steht der Umzug der Menschen in die Unterkünfte im Stadtgebiet an, bevorzugt in Wohnungen, aber angesichts der hohen Zahl auch in andere Unterkünfte: daher sind auch bereits 42 Personen aus der Dieselstraße heraus im Heinenkamp eingezogen. Weitere Umzüge folgen in dieser Woche. In der Unterkunft im Heinenkamp hat die N@twork die Betreuung der Geflüchteten übernommen. In Kürze wird die komplette Einrichtung für die Unterbringung zur Verfügung stehen.

Auch die Räume der alten Kinderklinik werden als temporärer Standort für ukrainische Flüchtlinge hergerichtet. Seit der letzten Woche hat die Hochbauverwaltung mit den Umbauten der Räumlichkeiten im Erdgeschoss begonnen. Hier können im Laufe des April 80 Personen aufgenommen werden. In einem zweiten Schritt entstehen im 1. Obergeschoss weitere 40 Plätze.

Die Turnhalle in Barnstorf, die vom Malteser Hilfsdienst betreut werden wird, ist von der Hochbauverwaltung für die Unterbringung von Geflüchteten vorbereitet. Die Malteser und die Freiwillige Feuerwehr Barnstorf unterstützen beim Aufbau und der Einrichtung der Halle. Eine Belegung ist ab der nächsten Woche möglich.


Die Wolfsburger Wohnungsbaugesellschaften Neuland und Volkswagen Immobilien stellen der Stadt bereits zahlreiche Wohnungen zur Verfügung, die in Teilen bereits bezugsfertig möbliert sind. 85 Personen konnten daher schon in Wohnungen untergebracht werden. Die vielen privaten Wohnraumangebote, die an die Stadt herangetragen wurden, werden hinsichtlich einer Anmietung durch die Stadt und spätere Nutzung zur Flüchtlingsunterbringung überprüft. Sofern Wohnungen den Richtlinien der Kosten der Unterkunft entsprechen, können sie auch direkt von den Vermietern an Geflüchtete vermietet werden. Eine Vermittlung zwischen Anbieter und Geflüchtete findet seitens der Stadt nicht statt.

Stadt sucht weitere Objekte


Weitere Möglichkeiten im Stadtgebiet werden gesucht, die als Flüchtlingsunterkünfte hergerichtet werden können. Die Verwaltung prüft derzeit alle zur Verfügung stehenden Objekte auf die Eignung als Sammel- bzw. Notunterkünfte. Lösungen wie beispielsweise die Alte Kinderklinik zu aktivieren sind der Unterbringung in Hallen oder Sportstätten in jedem Fall vorzuziehen. Sollten in Anbetracht der aufzunehmenden Flüchtlinge aber andere Unterkünfte nicht ausreichen, könnten weitere Sporthallen ertüchtigt werden. Als Reserve würden dann die Hallen in Sandkamp, Brackstedt und Mörse in Betracht kommen.

Kinder und Jugendliche


Zufluchts- und Beratungsmöglichkeiten für bisher 500 angekommene Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 18 Jahre aus der Ukraine werden aktuell geschaffen.

Die Kindertagesstätten und die Kindertagespflege sondieren aktuell die Möglichkeiten der Unterbringung. Alle Einrichtungen und Angebote der Betreuung befinden sich nun schon nach zwei Jahren Betrieb unter den Rahmenbedingungen der Pandemie in einem hoch belasteten Bereich und die Versorgungskapazitäten für alle Kinder sind nur knapp oder nicht ausreichend vorhanden, insbesondere sind alle Träger in einer dauerhaften Akquise von Fachkräften und der Ausbildung neuer Fachkräfte hoch engagiert.

Eine Priorität in der Versorgung erhalten alle Kinder, die kurz vor oder im nächsten Jahr vor der Einschulung stehen. Alle anderen Kindern stehen die Kinderräume als erste Ankommen- und Bildungssorte zur Verfügung. An den Unterkünften stehen für geflüchtete Familien offene Kinder- und Familienräume als niedrigschwellige Angebote zur frühen Bildung zur Verfügung. An diesem Konzept wird grundsätzlich festgehalten und befindet sich im weiteren Ausbau, damit an allen noch entstehenden Gemeinschaftsunterkünften temporär Angebote für Kinder und ihre Familien geschaffen werden können. In diesem Zusammenhang weist die Stadt auf das Projekt Brücke hin.


Kinder müssen zur Schule


Sobald die Kinder in Wolfsburg registriert wurden, unterliegen sie der Schulpflicht. Die Schulanmeldung für alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen läuft zentral über die Schulberatung der Stadt Wolfsburg. Die Kinder werden durch die Schulberatung an die Schulen eingesteuert, um eine Überlastung einzelner Schulen zu vermeiden. Das Ziel ist, die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell in die Wolfsburger Schullandschaft zu integrieren. Im Bereich der 6 bis 18-Jährigen befinden sich nach offiziellen Angaben und mit Stand 31. März 390 schulpflichtige Kinder und Jugendliche in Wolfsburg. 258 davon haben sich bei der Schulberatung der Stadt Wolfsburg gemeldet. Davon wurden bereits 85 Schüler an eine Wolfsburger Grundschule eingesteuert und können direkt den Unterricht besuchen. Schüler im Alter von 11 bis 18 Jahren werden nach ihrer Anmeldung bei der Schulberatung vom Projekt Step-by-Step zu einer Sprach- und Bildungsstanderhebung eingeladen. Im Rahmen dieses Gespräches wird gemeinsam mit der Schüler die bisherige individuelle Bildungsbiographie besprochen und überlegt, welche weiterführende Schule besucht werden kann. Im Gespräch wird auch erörtert, ob die Kinder direkt eine weiterführende Schule besuchen, oder zuvor für bis zu drei Monate das Projekt Step-by-Step. Das oben erläuterte Verfahren verlängert zwar die Zeit bis die Schüler eine weiterführende Schule besuchen. Es führt jedoch auch dazu, dass ein passgenaues Bildungsangebot gemacht werden kann.

Bereits seit 2015 ist das Projekt Step-by-Step eine Bildungseinrichtung für Schüler mit und ohne Fluchthintergrund im Alter von 11 bis 18 Jahren. Das Projekt bietet den Schülern die Möglichkeit, in Ruhe anzukommen und das deutsche Schulsystem kennenzulernen. Auch Unterstützung beim Spracherwerb sowie bei Bedarf psychologische Unterstützung wird angeboten. Allen Schülern wird durch ein multiprofessionelles Team, welches aus Sozialpädagogen, Lehrkräften, Psychologen und Übersetzern besteht, ein individuelles und bedarfsgerechtes Bildungsangebot vermittelt. Des Weiteren wird der Übergang vom Projekt in die weiterführende Schule begleitet. Auch Schüler, die direkt eine weiterführende Schule besuchen, können die Beratungsangebote von Step-by-Step in Anspruch zu nehmen. Derzeit werden 50 Schüler aus verschiedenen Herkunftsländern betreut und ab den Osterferien können weitere 50 Schüler an dem Projekt Step-by-Step teilnehmen.

Zum 31. März wurden 13 Schüler eine weiterführende Schule eingesteuert und können direkt den Unterricht besuchen. 27 Kinder werden für drei Monate das Projekt Step-by-Step besuchen, bevor sie an eine weiterführende Schule wechseln. Aufgrund der dynamischen Situation werden durch die Schulberatung laufend weitere Kinder in die Wolfsburger Schullandschaft integriert.

Sprache und Arbeit


Gleich im Ankunftsbereich in der Dieselstraße werden die Qualifikationsnachweise aufgenommen, bisher von rund 600 Personen. Pädagogische Fachkräfte aus der Ukraine werden direkt angesprochen und über Einsatzmöglichkeiten beraten. Eventuell wird hier die Möglichkeit bestehen, Pädagogen in pädagogische Einrichtungen einzusetzen.

Privat organisierter Transfer


Die Stadt Wolfsburg bittet erneut Bürger, von privat organisierten Transfers ukrainischer Geflüchteter nach Wolfsburg abzusehen. Fahrten ins Kriegsgebiet sind zu gefährlich, auch Transporte aus den Grenzregionen sollten den erfahrenen Flüchtlingshilfe-Organisationen überlassen werden. Eine Versorgung und Unterbringung in den Kommunen ist für die Geflüchteten bestmöglich organisierbar, wenn sie koordiniert erfolgt. Hier arbeitet die Stadt Wolfsburg eng mit der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB) zusammen. Bei einer zentralen Zuweisung durch die LAB ist die Belegung von Unterkünften bedarfsgerecht möglich, sodass eine zeitnahe und unkompliziertere Zuweisung erfolgen kann. Dadurch kann den Geflüchteten schneller eine sichere Unterkunft geboten werden.


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