Region. Der Regionalverband Großraum Braunschweig hatte es angekündigt, jetzt ist es beschlossene Sache: Im kommenden Jahr wird das Angebot an Regionalbus-Fahrten ausgedünnt. Es stehe nicht genügend Geld von Land und Kommunen zur Verfügung, um das jetzige Angebot aufrechtzuerhalten, hatte der Regionalverband argumentiert. Die Verbandsversammlung ist dieser Ansicht in ihrer Sitzung am gestrigen Donnerstag mehrheitlich gefolgt. Doch es gibt auch Kritik.
Die Beschlussvorlage “Einsparungen im öffentlichen Straßenpersonennahverkehr (ÖSPV) für das Jahr 2026 ff” sieht folgende Kürzungen vor: In Braunschweig soll es bei den Linien 230, 420, 430, 450, 480, 560 und 730 zu Takteinschränkungen kommen, bei den Linien 430 und 730 auch zur Einstellung von Einzelfahrten. Im Landkreis Gifhorn komme es zu einer Taktreduzierung auf den Linien 160, 170, 180 und 480. Im Landkreis Goslar sollen Einzelfahrten auf der Linie 810 entfallen, auf der es, wie auch auf der Linie 820, auch zu Taktreduzierungen komme. Im Landkreis Helmstedt sollen die Linien 230, 430 und 360 von Taktreduzierungen betroffen sein, auf den Linien 380 und 430 sollen Einzelfahrten entfallen.
Taktreduzierungen und Wegfall von Einzelfahrten
Im Landkreis Peine soll der Takt auf den Linien 450, 500, 530, 560 und 502 reduziert werden, bei den Linien 500 und 502 sollen Einzelfahrten entfallen. In Salzgitter soll es auf den Linien 630 und 790 Taktreduzierungen geben. Im Landkreis Wolfenbüttel soll auf den Linien 420, 430, 630, 710, 790 und 740 der Takt reduziert werden, bei den Linien 430 und 730 sollen Einzelfahrten entfallen. Auch in Wolfsburg soll es Taktreduzierungen geben: Hier sind die Linien 160, 170, 180 und 230 betroffen. Einzelfahrten sollen auf der Linie 380 entfallen.
Laut einer Pressemitteilung der Ratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in Braunschweig hat die Verbandsversammlung des Regionalverbands gestern der Beschlussvorlage zugestimmt. Eine Mehrheit aus SPD und CDU habe die Vorlage durchgesetzt – die Grünen im Regionalverband lehnten diese Kürzungen ab und hätten geschlossen dagegen gestimmt. Die Grüne Ratsfraktion in Braunschweig schließt sich der Ablehnung der Kürzungen an und beurteilt diese als fatal für Braunschweig.
Braunschweig besonders betroffen
Lisa-Marie Jalyschko, Co-Fraktionsvorsitzende und Mitglied des Ausschusses für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergabe, betont, dass insbesondere Braunschweig von den Beschlüssen überproportional betroffen sei: “Bei den heute beschlossenen Einschnitten entfallen rund 1,08 Millionen Euro allein auf die Stadt. Dabei profitiert Braunschweig in besonderem Maße vom Regiobus, sei es für Pendler, Schüler oder die wichtige Anbindung des Umlandes“, so Jalyschko.
Sie kritisiert: “Vor den katastrophalen Auswirkungen auch für unsere Stadt wird schon lange gewarnt. SPD und CDU nehmen diese Schwächung bewusst in Kauf. Besonders schwer wiegt für uns, dass auch Vertreter der Braunschweiger SPD die Kürzungen mitgetragen haben und sogar Oberbürgermeister Kornblum zuschaut, wie Braunschweig in starkem Maße wichtige Verbindungen verliert und unsere Bürger abgehängt werden.”
Nach Feierabend keine Alternative mehr
Sabine Kluth, verkehrspolitische Sprecherin und Vorsitzende des Ausschusses für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergabe, macht deutlich, welchen konkreten Nutzen die Regiobusse haben: „Regiobusse verbinden nicht nur Stadt und Umland, sie bringen Schüler sicher zur Schule, ermöglichen Pendlern den Weg zur Arbeit und halten auch kleinere Orte mobil, die keine Bahnanbindung haben. Gekürzt werden nun genau diese wichtigen Verbindungen – zum Beispiel auf der Linie 420 zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wo in den Abendstunden Fahrten gestrichen werden sollen. Wer da nach Feierabend oder vom Sport zurück nach Hause will, hat dann schlicht keine Alternative mehr. Solche Einschnitte treffen die Menschen im Alltag ganz direkt.“
Lisa-Marie Jalyschko abschließend: „SPD und CDU haben heute die falschen Weichen gestellt – und die Braunschweiger SPD trägt diese Kürzungen sogar direkt mit. Damit konterkariert sie ihr eigenes Ziel der Klimaneutralität 2030. Braunschweig braucht mehr Busse, mehr Verbindungen, mehr Mobilitätsangebote, nicht weniger."