Region. Ehrenamtlich Tätige sind eine wesentliche Stütze vieler Organisationen des Bevölkerungsschutzes. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erinnert zum kommenden Tag des Ehrenamts am 5. Dezember an die besonderen Herausforderungen, denen ehrenamtlich Tätige und ihre fest angestellten Kollegen in einem Ernstfall ausgesetzt sind - auch in einem radiologischen Notfall. So heißt es in einer Pressemitteilung. Gefordert wird zudem eine bessere Vorbereitung auf solche extremen Szenarien.
„Im Katastrophenfall sind die Helfenden vor Ort nicht nur körperlich, sondern auch psychisch stark beansprucht“, betont die Präsidentin des BfS, Inge Paulini. „Neben der Verantwortung und der Sorge um die eigene Gesundheit kann in einem radiologischen Notfall Unsicherheit beim Umgang mit Strahlung zusätzlich belastend wirken.“
Der Schutz der Einsatzkräfte, der gesetzlich geregelt ist, würde auch Beachtung im sogenannten Allgemeinen Notfallplan finden, der derzeit von Bund und Ländern erarbeitet wird. Dabei gehe es um Schutzstrategien für unterschiedliche Arten von radiologischen Notfällen. Aus Sicht des BfS müsse der Vorbereitung der haupt- und ehrenamtlichen Helfer auf solche Einsätze dabei besondere Bedeutung zukommen.
Jedes Jahr wird am 5. Dezember zum Internationalen Tag des Ehrenamts freiwilliges Engagement geehrt. In allen Bereichen der Gesellschaft leisten ehrenamtlich Tätige wertvolle Arbeit, auch im Zivil- und Katastrophenschutz – beispielsweise bei der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THW) und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Bei der Bewältigung von Katastrophen kommt ihnen eine zentrale Rolle zu. Dies würde auch für den radiologischen Notfall gelten, so das BfS.
Psychosozialen Belastungen von Einsatzkräften
Gesetzliche Regelungen schützten Einsatzkräfte heute vor allem vor den Gesundheitsschäden durch Strahlung. Ein Teil der Betroffenen könne jedoch nicht nur unter akuten und langfristigen medizinischen, sondern auch psychosozialen Folgen leiden. Dies zeigten Forschungen zu den Reaktorkatastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011. Einsatzkräfte hätten demnach ein erhöhtes Risiko, an Depression, Angststörungen, psychosomatischen Störungen sowie posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken.
Die Stiftung Risiko-Dialog hat zusammen mit der Universität Leipzig im Auftrag des BfS Untersuchungen zum Thema ausgewertet und durch Experten-Interviews ergänzt. Aus dem Bericht „Ermittlung der Informations- und Schutzbedürfnisse von Einsatzkräften im Notfallschutz“ folge, dass die psychosoziale Notfallversorgung zwar inzwischen bei vielen Einsatz- und Hilfsorganisationen etabliert sei, zugleich zeige sich aber, dass radiologische Stressauslöser zum Teil noch nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Gezielte Ausbildung gefordert
Aus Sicht des BfS leiteten sich daraus insbesondere drei Handlungsfelder für eine Vertiefung ab: Ausbildung, Information und Kommunikation. Im Strahlenschutzgesetz und in den Notfallplänen von Bund und Ländern werden zentrale Aspekte dazu angesprochen. BfS-Präsidentin Paulini betont: „Grundlegendes Wissen über Strahlung sowie Zusammenhänge sollen im Vorfeld vermittelt werden und auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sein. In Übungen sollte dieses Wissen regelmäßig angewandt werden. Zusätzlich müssen im Einsatzfall Informationen schnell verfügbar und gut verständlich sein. Mit all diesen Maßnahmen können Unsicherheiten und letztlich die psychischen Belastungen verringert werden.“
Der Schutz der Einsatzkräfte sei auch deswegen von Bedeutung, weil diese als Multiplikatoren in die Bevölkerung hineinwirkten. Das BfS misst dem Schutz der Bevölkerung vor den psychosozialen Folgen eines radiologischen Notfalls große Bedeutung bei und sei hierzu auch international im Austausch. Sowohl der Schutz der Bevölkerung als auch der Schutz der Einsatzkräfte vor psychosozialen Folgen sollte künftig stärker bei der Planung der Notfallvorkehrungen berücksichtigt werden, unterstreicht das BfS.
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