Bis zu 46 Prozent Kurzarbeit in der Region - Gastgewerbe besonders betroffen

Die NGG spricht von einer „Erschütterung auf dem heimischen Arbeitsmarkt“. Eine Perspektive für die langsame Wiederbelebung des Gastgewerbes müsse gefunden werden.

Stühle hoch: Kaum eine Branche ist so stark von den Corona-Einschränkungen betroffen wie die Gastronomie und Hotellerie.
Stühle hoch: Kaum eine Branche ist so stark von den Corona-Einschränkungen betroffen wie die Gastronomie und Hotellerie. | Foto: NGG

Region. Mit Kurzarbeit durch die Krise: In ganz Niedersachsen haben bislang 69.000 Betriebe Kurzarbeit angezeigt – das ist mehr als jeder dritte Betrieb. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG beruft sich hierbei auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (regionalHeute.de berichtete). Katja Derer, Geschäftsführerin der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz, spricht von einer „Erschütterung auf dem heimischen Arbeitsmarkt“. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe.


In Wolfsburg hat seit Beginn der Corona-Pandemie fast die Hälfte aller Unternehmen (46 Prozent) Kurzarbeit angemeldet. In Braunschweig und Salzgitter sind es vier von zehn Unternehmen (40 Prozent). Ähnlich sieht die Situation im Landkreis Goslar aus (39 Prozent). Im Landkreis Gifhorn sind es rund ein Drittel aller Unternehmen (32 Prozent), ebenso in den Landkreisen Helmstedt (33 Prozent) und Peine (34 Prozent). Am niedrigsten liegt der Wert im Landkreis Wolfenbüttel mit 29 Prozent.

„Die Branche liegt seit Wochen weitgehend brach"


Besonders betroffen ist das Gastgewerbe. „Die Branche liegt seit Wochen weitgehend brach. Gerade kleinere Hotels und Gaststätten kämpfen ums Überleben. Es ist gut, dass die Bundesregierung ein riesiges Rettungspaket für die Unternehmen geschnürt hat. Aber für die Beschäftigten kommt die beschlossene Erhöhung des Kurzarbeitergeldes zu spät“, sagt Derer. So steigt das Lohnausfallgeld erst nach sieben Monaten Kurzarbeit auf 80 Prozent (Eltern: 87 Prozent) des Netto-Einkommens. Für Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte sei das eine enorme Durststrecke. „Vielen wird nur der Gang zum Sozialamt oder zum Job-Center bleiben“, warnt Derer. Eine Mitverantwortung für die Lage trage laut NGG auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): Anders als etwa in der Systemgastronomie (u.a. McDonald’s, Starbucks, Nordsee) weigerten sich die Arbeitgeber bis heute, das Kurzarbeitergeld per Tarifvertrag aufzustocken.

Umso wichtiger sei nun, eine Perspektive für die langsame Wiederbelebung des Gastgewerbes zu finden – „vorausgesetzt, der Gesundheitsschutz für Beschäftigte und Gäste ist sichergestellt“. Bei jedem Restaurant, das in der Region wieder öffnen wolle, müssten die Behörden kontrollieren, ob die Schutzmaßnahmen für die Gäste ausreichen, so die NGG. „Gaststätten, Cafés und Bars sind eigentlich Orte der Geselligkeit. Jetzt müssen die Gäste darauf vertrauen können, dass sich keiner ansteckt“, macht Geschäftsführerin Derer deutlich. Um die Beschäftigten optimal vor Infektionen zu schützen, sei eine gründliche Gefährdungsbeurteilung nötig. „Darüber hinaus braucht es ausreichend Personal, das sich neben Küche und Service darum kümmert, dass die Hygiene- und Abstandsregeln wirklich eingehalten werden: Kellnerinnen, die darauf achten, dass Tische und Stühle nicht zusammengeschoben werden. Und ebenso genug Köche in der Küche, damit es keinen Wartestau beim Essen und damit ein zu volles Lokal gibt. Kein Restaurant sollte hier auf Sparflamme kochen, sondern die Wiedereröffnung frühzeitig akribisch planen“, so Derer.

Kurzarbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe bei 72 Prozent


Doch bis wieder ein „Stück Normalität“ in die Branche einziehe, bleibe der Schaden für Beschäftigte und Betriebe groß. Nach Angaben der Arbeitsagentur haben bis Ende April bundesweit 751.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – 115.000 davon im Hotel- und Gaststättengewerbe. Das sind 72 Prozent aller Betriebe der Branche.

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