Braunschweig. Am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, ruft UN-Women weltweit zu Aktionen gegen Gewalt an Frauen auf. Auch Braunschweig nutzt diesen Tag für Aktionen gegen Gewalt an Frauen, in der symbolischen Farbe Orange. So sollen unter anderem Holzkreuze für getötete Frauen aufgestellt werden. Dies teilt das Gleichstellungsreferat der Stadt Braunschweig mit.
Die Farbe Orange begegnet den Braunschweigern an diesem Tag unter anderem auf den LED-Tafeln am BraWo Park, bei der Braunschweigischen Landessparkasse am Eingangsportal des Alten Bahnhofes, als Kinospot im Universum, auf der Newswall des Pressehauses und auf den Fahnen vor dem Altstadtrathaus. Viele weitere Braunschweiger Initiativen beteiligen sich an der UN-Kampagne „Orange the World“.
155 Holzkreuze sollen stehen als Mahnmale am Montag, 25. November, auf dem Schlossplatz in Braunschweig von 13 Uhr bis 17 Uhr für die 155 Frauen, die im Jahr 2023 von Ihren (Ex-)Partnern getötet wurden.
Hinweis: Zunächst war die Rede von 155 getöteten Frauen, was bedeuten würde, dass alle zwei Tage eine Frau getötet wird. Am gestrigen Abend veröffentlichte das Innenministerium jedoch aktualisierte Zahlen. Demnach beläuft sich die Zahl auf 360 getötete Frauen – das entspricht nahezu einer getöteten Frau pro Tag in Deutschland.
Passanten können vorbereitete Trauerkarten, Grablichter oder Rosen für die Frauen niederlegen und sich über die Hilfestrukturen in Braunschweig informieren.
Der Zonta Club Braunschweig begleitet die Aktion mit einer orangenen Sitzbank und lädt zu Foto-Statements ein. Der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen veranstaltet diese Aktion. Mitglieder des Arbeitskreises sind unter anderem die Polizei, Beratungsstellen, das Frauenhaus und die kommunale Gleichstellungsbeauftragte. Mit Unterstützung der Berufsschule Johannes-Selenka-Schule, dem Lions-Club Dankwarderode und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz wurden die Holzkreuze von angehenden Tischlern der Berufsschule in freiwilligem Engagement hergestellt.
Weitere Aktionen
Vor dem kleinen Haus des Staatstheaters informiert der Soroptimist Club Braunschweig zusammen mit der Frauenberatungsstelle über die Prävention von häuslicher Gewalt und macht auf konkrete Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Frauen aufmerksam. Symbolisch werden Orangen verteilt.
Das Netzwerk „FGM/C in Braunschweig“ bietet von 12 Uhr bis 15 Uhr einen Infostand und eine Performance zum Thema „Weibliche Genitalverstümmelung“ auf dem Kohlmarkt/Ecke Poststraße an. Es gibt die Gelegenheit, mit engagierten Frauen vom Verein „Mein Körper gehört mir!“ ins Gespräch zu kommen.
Um 18 Uhr wird die Ausstellung „Jede zweite Frau“ mit einem Vortrag in der Kirche St. Michaelis Braunschweig eröffnet. Vom 25. November bis 8. Dezember ist die Ausstellung jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung zur Vernissage wird gebeten unter: info@gruene-braunschweig.de
Gewalt an Frauen
Laut Bundeskriminalamt liegt die Zahl der Gewaltopfer in Partnerschaften bei 180.715 (bereits aktualisierte Zahl) Opfern im Jahr 2023. Eine deutliche Mehrheit der Betroffenen waren Frauen (über 80 Prozent). Vorsätzliche Körperverletzung, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung: Gewalt kommt in Paarbeziehungen nach wie vor erschreckend häufig vor. Das sind höchst alarmierende Zahlen, die aber wegen der großen Dunkelziffer nicht einmal das ganze Ausmaß der Gewalt gegen Frauen abbilden. Gewalt gegen Frauen wird oft bagatellisiert, vor Jahren war Partnerschaftsgewalt eine „Privatsache“ und kein offizielles Gewaltdelikt. Dies hat sich geändert durch viele Jahre Bewusstseinsarbeit, auch deshalb ist der 25. November als jährlicher weltweiter Tag gegen Gewalt an Frauen so wichtig.
Die Istanbul-Konvention
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der am weitesten verbreiteten Verletzungen der Menschenrechte. Sie umfasst viele Formen von Gewalt: zum Beispiel häusliche Gewalt, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Zwangsheirat und Kinderehe, Genitalverstümmelung, Stalking, Zwangsprostitution oder sexuelle Belästigung. 2017 hat Deutschland die Istanbul-Konvention ratifiziert, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Mit klaren Worten definiert die Istanbul-Konvention Gewalt gegen Frauen als Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung und verdeutlicht, dass der häuslichen Gewalt systematisch begegnet werden muss.
"Deutschland muss ein sicherer Ort für Frauen und Mädchen sein! Wir fordern, Frauen besser vor Gewalt zu schützen! Gewaltschutz ist auch in den Bereichen sexualisierte und häusliche Gewalt keine freiwillige Leistung, sondern eine Verpflichtung von Bund, Land und Kommunen. Der fertige Gesetzesentwurf für das Gewalthilfegesetz muss endlich verabschiedet werden, damit Menschen in diesem Land Schutz gegeben wird, der ihnen zusteht und den sie dringend brauchen. Die Gewaltstatistik steigt Jahr um Jahr an. Ohne das Gewalthilfegesetz werden immer mehr Frauen sterben und Menschenleben zerstört", so das Gleichstellungsreferat.
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