Berufsschulen erhalten Note "mangelhaft"

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Um auf den Zustand der regionalen Berufsschulen hinzuweisen, rief die IG Metall Jugend Braunschweig am Freitagabend zur Aktion nahe des Weihnachtsmarktes auf. Unter dem Motto "Schluss mit den Bildungsmärchen" informierten Auszubildende über Missstände und vergaben ihren Berufsschulen die Note "mangelhaft". 

Grundlage für die Zeugnisnote bildete eine Befragung zur Situation an den Berufsschulen, die von der IG Metall Jugend in diesem Jahr in den Betrieben durchgeführt wurde. 266 Auszubildende aus Schulen in Braunschweig, Helmstedt und Wolfenbüttel verteilten ihre Noten, nun liegen die Ergebnisse vor: Lehrerversorgung – mangelhaft, Lernmittelfreiheit – ungenügend, Mitbestimmung – ungenügend, Klassengröße – ausreichend, Unterrichtsmethoden – ausreichend, Abstimmung mit Betrieb – mangelhaft. Zeugnisvermerk: "Es muss sich etwas ändern."

Unterricht? Fällt aus!




Zu oft falle Unterricht einfach aus, erzählte die Jugend- und Auszubildenden-Vertreterin Madeline Hapka. Ein Grund dafür sei der Mangel an Lehrkräften. "Zum Teil unterrichten Lehrer drei Klassen parallel", so Gewerkschaftssekretär Stefan Ehly. Kurz rein in die Klasse, Arbeitsblätter verteilen und wieder in die nächste Klasse. "So geht das nicht weiter. Unsere Ausbildung ist das Fundament. Wir müssen vernünftig ausgebildet werden, damit wir auch vernünftige Mitarbeiter werden können – die Unternehmen wollen doch qualifizierte Leute", sagte Hapka.

Barrierefreier Zugang an Schulen


Neben dem gehäuften Unterrichtsausfall sprach die IG Metall Jugend auch Barrierefreiheit an Berufsschulen an. "Wir haben ein Mädchen bei uns an der Schule, die ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz der Zusage der Schulleitung, gibt es noch immer keine behindertengerechten Sanitärräume", erzählte eine der Auszubildenden. Sie könne das nicht verstehen, schließlich hätte die Anmeldung der Schülerin bereits im März dieses Jahres vorgelegen und somit hätte sich die Schule darauf vorbereiten können, sagt sie. Zu viele Treppen, ein nicht TÜV-geprüfter Lift mit einem ewig abwesenden Schlüssel mache es der Schülerin auch nicht einfacher. "Wir mussten sie vor einer Prüfung sogar mal die Treppe hochtragen, weil der Lift nicht nutzbar war – das ist vor so einer wichtigen Arbeit doch Stress pur."

Kein Stimmrecht für Schülervertreter


Eine Schülervertretung hat die Aufgabe, Anliegen und Interessen der Mitschüler gebündelt zu repräsentieren. Und doch hätten sie kein Stimmrecht, sagt die IG-Metall-Jugend-Vertreterin Madeline Hapka: "Es gibt so viel zu bemängeln, doch wir dürfen an der Schule nicht mitentscheiden." Sie wüssten zwar, dass Bildung Ländersache sei, und doch erhofften sie sich etwas mehr Engagement und Druck seitens der Schulleitung auf die Politik. Viele Auszubildende nehmen lange Schulwege hin, um dort an zwei Tagen in der Woche ausgebildet zu werden. Sie zahlen viel Geld für Schulbücher, Benzin oder Fahrkarten. Die Gewerkschafts-Jugend erwartet Lösungen und Antworten auf den Vorwurf des Qualitätsmangels. Nun sei es an Schulen und Politik, die langen Wege auf sich zu nehmen, um bessere Noten zu erhalten. Und das Gute an einer schlechten Note ist ja, dass man es mit viel Fleiß im nächsten Jahr besser machen kann.


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