Demo-Sonntag: Auseinandersetzungen nach dem Ende der Kundgebungen

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| Foto: SIna Rühland



Braunschweig. Zum elften Mal trafen sich Sympathisanten der Bragida-Bewegung auf Braunschweigs Straßen. Mit 130 von der Polizei Braunschweig geschätzten Anhängern ist der Zulauf geringer geblieben, als erwartet. Als Redner lud Bragida das Dresdner „Pegida-Gesicht“ Lutz Bachmann ein (BraunschweigHeute.de berichtete aktuell). 

Wie die Polizei Braunschweig mitteilte, sei der von vielen befürchtete "heiße Sonntag" in der Braunschweiger Innenstadt ausgeblieben. Die Bragida-Versammlung auf dem Herzogin Anna-Amalia-Platz hinter dem Schloss und die gleichzeitige Gegendemonstration auf dem Steinweg sollen kaum Auswirkungen auf den Mode- und Autofrühling sowie auf den verkaufsoffenen Sonntag im Stadtgebiet gehabt haben. Die Teilnehmerzahlen der Bragida-Veranstaltung und des
Bündnisses gegen Rechts blieben weit hinter den Erwartungen der Anmelder zurück.

Schon vor Beginn der Kundgebungen kam es zu kleineren Diskussion zwischen Bürgern und der Polizei. Am Steinweg wurden die Demonstration von Bündnis gegen Rechts mit Absperrgittern abgeteilt. Kein Durchkommen für Bürger und Besucher des Staatstheaters. Nur gegen das Vorzeigen der Theaterkarten durften die Menschen die Absperrung passieren. Es stellte sich die Frage: "Was wiegt mehr - das Recht sich frei bewegen zu dürfen oder das Demonstrationsrecht?“

Zum Blockieren aufgerufen




Auf dem Steinweg hatten sich am Ende rund 1.000 Gegen-Demonstranten versammelt und ließen ihre bunten Fahnen wehen. Einige positionierten sich noch während der Kundgebung an verschiedenen Straßen, um Blockaden zu bilden. Dazu wurden Flyer verteilt, die die genauen Standorte beschrieben und dazu aufforderten, sich an den Blockaden zu beteiligen. Auch David Janzen, Bündnis gegen Rechts, rief dazu auf, die Bragida-Route zu stoppen.

Redner der Gegendemonstration riefen zu weiteren Demonstrationen auf und baten um Geldspenden, damit sich künftige Kundgebungen finanzieren lassen. Mathias Möreke, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Werk Braunschweig der Volkswagen AG, sprach unter großem Beifall zu den Gegen-Demonstranten und erklärte: "Wir sind für ein weltoffenes und tolerantes Braunschweig. Braunschweig ist bunt, statt braun. Und Braunschweig ist vielfältig, statt einfältig. So soll es auch bleiben. Ich freue mich, dass so viele gekommen sind und Flagge gegen Fremdenfeindlichkeit zeigen. Zeigt, dass Fremdenhass in dieser Stadt nichts zu suchen hat“, appellierte Möreke unter großem Beifall.

Pegida-Chef Lutz Bachmann in Braunschweig




Hinter dem Staatstheater hatten sich rund 130 Bragida-Teilnehmer zu ihrer Kundgebung versammelt. Wie von Bragida-Organisatorin Tina Müller angekündigt, war auch Pegida-Chef Lutz Bachmann unter den Demonstranten. Bachmann erklärte in seiner Ansprache, dass die Anmeldung problemlos war. "Kommt weiter zahlreich, lasst euch nicht einschüchtern, zeigt Gesicht. Braunschweig zeigt wie es geht“, so Bachmann. Der Initiator des Protestbündnisses zog zuletzt die Aufmerksamkeit auf sich, als ein Foto von ihm auftauchte, auf dem er sich als Hitler verkleidet ablichten ließ. Daraufhin trat der heute 42-Jährige im Januar dieses Jahres als Vorsitzender des Vereins "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) zurück, kehrte jedoch kurze Zeit später zurück an die Führungsspitze.

Bachmann soll in seiner Vergangenheit durch zahlreiche und unterschiedliche Straftaten aufgefallen sein. Kurz nach einer Verurteilung zu drei Jahren Haft entzog er sich vorerst der Haftstrafe, in dem er nach Südafrika floh. Zwei Jahre lebte er unter falschem Namen dort, bis er schließlich identifiziert und von der Einwanderungsbehörde nach Deutschland abgeschoben wurde. In der Folge trat er eine 14-monatige Haftstrafe an. In Erscheinung getreten ist Lutz Bachmann immer wieder durch volksverhetzende und fremdenfeindliche Äußerungen. So soll er des öfteren Asylsuchende in seiner Internet-Präsenz beleidigt und herabgewürdigt haben. Er selbst betonte häufiger, dass er kein Rassist sei; führte an, dass er muslimische Freunde habe.

Festerling prangert mutmaßliche Teilnahmeverbote an


Auch Pegida-Frontfrau Tajana Festerling war unter den Demonstranten und sprach zu den Anhängern: "Auf jeden von uns kommen Tausende, die zuhause sind und sich nicht trauen mitzulaufen. Viele Arbeitgeber würden das verbieten“, so Festerling. Man habe auch gehört, dass VW so etwas mache. Festerling forderte das Unternehmen auf, sich zu erklären.

Auseinandersetzungen nach dem Ende der Kundgebungen




Im Anschluss an die Kundgebung erteilte die Polizei Braunschweig den Bragida-Teilnehmern die Freigabe zum "Spaziergang". Der Marsch wurde in Höhe des Fallersleber-Tor-Wall von den Gegen-Demonstranten gestoppt. Der Zug musste zum Theater zurückkehren. Nach dem offiziellen Versammlungsende versuchten die Einsatzkräfte die Bragida-Teilnehmer zum Bahnhof zu führen. Jedoch stoppte der Weg am Theaterwall bereits nach einigen Metern, als sich Gegen-Demonstranten in den Weg stellten. Bis auf wenige Meter trafen die Gegen-Demonstranten und Bragida-Teilnehmer auf einander. Es gab laute verbale Auseinandersetzungen und Auseinandersetzungen auf beiden Seiten. Die Polizei musste etliche Male massiv eingreifen. Auch die Medienvertreter waren teilweise den Beschimpfungen der Bragida ausgesetzt. Ein Mitarbeiter der BraunschweigHeute.de-Redaktion traf ein Schlag eines Polizisten am Brustbein. Einige Male wirkte die Situation brenzlich, Polizei-Einsatzkräfte mussten sich immer wieder neu positionieren, um die Gegner von einander fern zu halten. Während sich Polizei-Einsatzkräfte den Anfeindungen der Gegen-Demonstranten ausgeliefert sahen, wurden derweil die Journalisten von den Bragida-Anhängern beschimpft. Gegen 18 Uhr fand die Veranstaltung ihr Ende, die Bragida-Teilnehmer wurden bis zu den Gleisen des Hauptbahnhofes gebracht.

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