Braunschweig. Tief "Lambert" hat am gestrigen Donnerstag und in der Nacht zum heutigen Freitag in der gesamten Region für Überflutungen und Sturmschäden gesorgt. Am schlimmsten hat es wohl die Stadt Braunschweig erwischt. Seit Donnerstagabend sind die Kräfte im Dauereinsatz, werden von Kräften aus umliegenden Kreisen und Städten unterstütz. Ein Ende ist leider noch nicht in Sicht - für den Tag werden weitere Niederschläge erwartet.
Seit Donnerstagabend befindet sich die Feuerwehr Braunschweig, unterstützt von Feuerwehreinheiten aus den Kreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel, sowie dem Technischen Hilfswerk Braunschweig und Peine im Einsatz. Am Freitagmorgen waren rund 400 Einsatzkräfte im Unwettereinsatz. In den frühen Morgenstunden waren noch etwa 240 Einsätze in der Abarbeitung.
Am Nachmittag berichtet die Feuerwehr, dass bis Freitagmittag (13.30 Uhr) durch die Feuerwehr Braunschweig und die Kräfte aus den umliegenden Landkreisen und Städten sowie dem Technischen Hilfsdienst 1.107 unwetterbedingte Einsätze abgearbeitet worden. Zur gleichen Zeit sind weitere 272 Einsatzstellen abzuarbeiten.
Die Technische Einsatzleitung geht davon aus, dass die Arbeitszeit noch bis in die Abendstunden andauern werde. Weiterhin sind 400 Kräfte von Feuerwehr und Technischen Hilfswerk im Stadtgebiet im Einsatz. Neue Verstärkung kommt aus der Stadt Wolfsburg, hier sind zwei Fachzüge eingetroffen, die der örtlichen Einsatzleitung West zugeordnet wurden.
4.500 Notrufe eingegangen
Am Morgen wurde eine Pressekonferenz zur Unwetterlage in Braunschweig einberufen. Foto: Werner Heise
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum informierte am Vormittag gemeinsam mit der Feuerwehr im Rahmen eines kurzfristig anberaumten Pressegesprächs über die Auswirkungen des Unwetters und die aktuelle Lage in Braunschweig. Eine Unwetterlage in diesem Ausmaß habe man in der jüngsten Geschichte der Stadt noch nicht erlebt, so Kornblum, der sich erleichtert darüber zeigte, dass bisher keine Menschen verletzt wurden.
Insgesamt seien bis in die frühen Morgenstunden 4.500 Notrufe eingegangen, über 1.000 Einsatzstellen wurden bisher in Braunschweig abgearbeitet. Zu Hochzeiten waren etwa 1.000 Kräfte im Einsatz, zirka 300 davon aus anderen Landkreisen und Städten. Das, so machten Torge Malchau, Leiter der Feuerwehr Braunschweig und sein Stellvertreter Sebastian Damm, deutlich, zeige die große Solidarität, die unter den Einsatzkräften in der gesamten Region herrscht.
Eine konkrete Warnung der Stadt oder der Feuerwehr an die Bevölkerung - beispielsweise über Cell Broadcast - hatte es nicht gegeben, teilte die Feuerwehr im Rahmen des Pressegesprächs mit.
Die Einsatzkräfte werden noch mehrere Stunden brauchen, um die Einsatzstellen abzuarbeiten. Zumal es sich bei vielen Stellen um größere Einsätze handelt, so Malchau. Unter anderem sind Tiefgaragen vollgelaufen und im Krankenhaus Marienstift sei der Keller vollgelaufen.
Wassereinbrüche im Krankenhaus
Die Feuerwehr im Einsatz im Krankenhaus Marienstift in Braunschweig. Foto: Evangelische Stiftung Neuerkerode
Der Starkregen am gestrigen Abend sowie am heutigen Vormittag hat an nahezu allen 75 Standorten der Evangelischen Stiftung Neuerkerode Wassereinbrüche zur Folge gehabt, vor allem in Braunschweig. Sowohl im Krankenhaus, als auch im Senioren- und Pflegezentrum Bethanien standen und stehen zum Teil noch Kellerräume unter Wasser. Der Regelbetrieb in beiden Häusern ist gesichert – jedoch kann es zu Verzögerungen oder Umplanungen der Abläufe kommen, da beispielsweise Logistikbereiche des Krankenhauses und die Küche und Räumlichkeiten des Begleitenden Dienstes in Bethanien in Mitleidenschaft gezogen wurden.Glücklicherweise kamen dabei weder Mitarbeitende noch zu betreuende Personen zu Schaden, berichtet die Evangelische Stiftung Neuerkerode.
Aktuell laufen in der Stadt noch zahlreiche Einsätze. Und ein Ende ist nicht in Sicht - der Deutsche Wetterdienst hat weitere Niederschläge im Laufe des Tages vorhergesagt. Der Stadtlauf wurde abgesagt.
"Noch nie so ein Unwetter erlebt"
Wie die Feuerwehr berichtet, waren die Einsatzkräfte die ganze Nacht damit beschäftigt, Kellerräume und Garagen von Wasser zu befreien. Einsatzschwerpunkte waren dabei ein vom Wasser in Mitleidenschaft gezogenes Altenheim sowie die Tiefgarage Magni, die aufgrund von Schäden an der elektrischen Anlage heute voraussichtlich nicht öffnen wird.
Die Feuerwehr hat in der Nacht bereits den Kräfteaustausch organisiert, so dass ohne Unterbrechungen Hilfe geleistet wird. Der Leiter der Technischen Einsatzleitung, Sebastian Damm, zu der besonderen Unwetterlage: „In den letzten 30 Jahren hat die Feuerwehr Braunschweig noch kein solches Unwetterereignis erlebt. Schon jetzt geht mein Dank an die vielen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Kräfte, die seit Stunden dauerhaft im Einsatz sind.“
Ergänzt werden die aktiven Einsatzkräfte nun durch die Versorgungseinheiten des Malteser Hilfsdienstes Braunschweig und der Feuerwehr Helmstedt, die bereits am frühen morgen die Mittagsverpflegung für 500 Einsatzkräfte vorbereiten.
Verkehr kam zum Erliegen
Auch die Polizei berichtet am Freitagmorgen von einem starken Einsatzaufkommen. So kam es zu massiven Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs und hohen Sachschäden an Gebäuden - auch an Polizeidienstgebäuden. Durch das Unwetter wurde der Straßenverkehr und der ÖPNV in Braunschweig am Donnerstagabend stark beeinträchtigt. Es kam teilweise zur Stilllegung von Verkehrsmitteln über mehrere Stunden. In tiefergelegenen Straßenbereichen wurden Fahrzeuge hochgeschwemmt, wodurch diese zum Teil manövrierunfähig wurden und zum späteren Zeitpunkt abgeschleppt werden mussten. Soweit möglich, wurden Straßenbereiche durch die Polizei komplett gesperrt.
So mussten zum Beispiel im Bereich des Südkreuzes der Autobahnen größere Streckenabschnitte sowie der Heidbergtunnel gesperrt werden. Im Stadtbereich kam es zu Sperrungen des Bohlwegs und Straßenbereiche rund um den Bebelhof und am Hauptbahnhofs.
Tiefgarage Magni geschlossen
Aufgrund eines durch das Unwetter bedingten Wassereinbruchs ist die Tiefgarage Magni geschlossen, da elektrische Anlagen beschädigt wurden. Wie die Stadt mitteilte, müssen Ersatzteile bestellt werden. Wie lange die Schließung andauert, könne derzeit noch nicht gesagt werden.
Stadtlauf abgesagt
Aufgrund des Unwetters und der noch laufenden Einsätze muss der Braunschwieger Nachtlauf, der eigentlich heute stattfinden sollte, abgesagt werden. Auch das Sommerfest in der Weststadt, das morgen stattfinden sollte, wurde vom Veranstalter abgesagt. Die Grünfläche ist derzeit nicht passierbar. Einen Nachholtermin wird es nicht geben, teilt der Verein Stadtteilentwicklung Weststadt mit.
Schule fällt aus
An der Grundschule Volkmerode fällt am heutigen Freitag der Unterricht aus. Das teilte die Schulleitung am Morgen Eltern mit. Die Entscheidung habe demnach die Feuerwehr getroffen, da der Keller vollgelaufen sei und unter Strom stehe. Einige Klassenräume haben Wasserschäden durch undichte Dächer. Da man nicht weiß, wo genau die Leitungen verlaufen, sei ein Aufenthalt im Schulgebäude einfach zu gefährlich. Auch an der Gaußschule fand heute kein Unterricht statt.
Sporthallen übers Wochenende gesperrt
Die Stadt Braunschweig sperrt aus Sicherheitsgründen über das Wochenende sämtliche Sporthallen. Es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Hintergrund: Der Starkregen hat die Decke der alten Sporthalle der Sally-Perel-Schule durchfeuchtet, worauf sich einige Platten der Verkleidung lösten. Nun wird der Zustand der Dächer der übrigen Sporthallen geprüft, um festzustellen, ob auch sie durch das Unwetter beschädigt wurden. Es ist vorgesehen, die Hallen ab Montagmittag wieder den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung zu stellen.
Braunschweig hatte es schlimm erwischt. Das Wasser flutete die Straßen, wie hier am Heideberg. Foto: privat/ Stefan Stümpel
Am Freitagmorgen mussten in Braunschweig noch etwa 240 Einsätze abgearbeitet werden. Foto: Alexander Panknin
Koordination der 59 Gifhorner Einsatzkräfte durch die Gruppenführer und Bereitschaftsführer Thomas Lüttge (links im Bild) Foto: Kreisfeuerwehr Gifhorn
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