Gewalt gegen Frauen: "30.000 Betroffene in Braunschweig"

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"Orange the World" - Auch Braunschweig beteiligt sich am Aktionstag gegen Gewalt an Frauen. Fotos, Podcast und Video: Alexander Dontscheff
"Orange the World" - Auch Braunschweig beteiligt sich am Aktionstag gegen Gewalt an Frauen. Fotos, Podcast und Video: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Unter dem Motto „Orange the World“ ruft UN-Women am heutigen Montag weltweit zu Aktionen gegen Gewalt an Frauen auf. Auch Braunschweig beteiligt sich daran. In einem Pressegespräch wurde das Hilfesystem in Braunschweig rund um das Thema „Gewalt an Frauen“ vorgestellt. Außerdem spielte die Farbe Orange eine gewichtige Rolle im öffentlichen Raum.


So zeigten Astor und Universum einen Kinospot zum Thema, auf dem BraWo-Hochhaus am Bahnhof, an der Volkswagenhalle und auf der Newswall des Pressehauses gab es entsprechende Botschaften.

Der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen, dem verschiedene Braunschweiger Beratungsstellen, das Frauenhaus und die Gleichstellungsbeauftragte angehören, nutzte den Anlass, um in einem Pressegespräch im Kleinen Haus des Staatstheaters gemeinsam mit Vertretern von Stadt, Polizei und Staatsanwaltschaft über das Thema zu informieren. Man könne in Braunschweig von mehr als 30.000 Betroffenen ausgehen. Oftmals würden solche Delikte noch als "Beziehungstaten" abgetan, kritisiert Marion Lenz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig. Man nehme dies schulterzuckend zur Kenntnis. Mit dieser "alten Denke", "das ist privat, da mische ich mich nicht ein", müsse man aufhören.

Marion Lenz zur Problematik:

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Marion Lenz. Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig. Foto: Alexander Dontscheff



Dr. Christine Arbogast,Sozialdezernentin der Stadt Braunschweig, wies auf das breite Hilfsangebot der Stadt hin. Braunschweig sei die erste Kommune in Niedersachsen gewesen,in der es auch eine Beratung für (potentielle) Täter gegeben habe. Die gestiegenen Fallzahlen könne man auch auf die neue Gesetzeslage und ein anderes gesellschaftliches Bewusstsein (Stichwort#MeToo Debatte) zurückführen. Mehr Frauen würden ermutigt, die Taten zu melden, so Arbogast. Neben Beratung und Strafverfolgung sei aber auch Prävention wichtig. Dies müsse schon in der Kita beginnen, um die Kinder stark und selbstbewusst zu machen. "Häufig stehen hinter den Taten veraltete Geschlechterrollen oder Ansichten, die Frauen als Objekt sehen", ergänzt Marion Lenz.

Es steht Aussage gegen Aussage


AuchOberstaatsanwältin Ute Lindemann vermutet verschiedene Gründe für die gestiegenen Fallzahlen. Seit der Einführung des "Nein heißt Nein"-Gesetzes habe sich die Anzahl der angezeigten Sexualdelikte um 24 Prozent gesteigert. Das habe natürlich auch damit zu tun, dass neue Tatbestände geschaffen worden sein. In diesem Deliktfeld habe man eine Anklagequote von etwa 20 Prozent, was aus Sicht der Oberstaatsanwältin "relativ hoch" sei. Es gebe dann fast immer eine Verurteilung. Generell habe man es mit einem schwierigen Deliktfeld zu tun, da hier immer Aussage gegen Aussage stehe. "Man muss den Tätern die Tat beweisen, denn es gilt immer die Unschuldsvermutung", betont Ute Lindemann.

Ute Lindemann zum Anstieg der angezeigten Sexualdelikte:

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Oberstaatsanwältin Ute Lindemann, Leiterin der Abteilung für Sexualstraftaten bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Foto:



Kriminalhauptkommissar Dirk Bosse geht im Bereich Gewalt gegen Frauen noch immer von einer hohen Dunkelziffer aus. Es sei zwar reine Spekulation, aber er persönlich vermute, dass höchstens 30 Prozent der Fälle angezeigt würden. Er rät den Opfern, in jedem Fall zur Polizei zu gehen, diese müssten aber klare Aussagen treffen. Außerdem solle dies möglichst sofort geschehen, damit mögliche Beweise gesichert werden könnten. Seit 2017 habe man einen gesetzlichen Anspruch auf psychosoziale Prozessbegleitung. Und Ute Lindemann empfiehlt, in jedem Fall einen Opferanwalt hinzuzuziehen, der vor Gericht die Belange des Opfers vertritt.

Der BraWo-Park zeigte sich "Orange".

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