Großer Ärger um rote Radfahrstreifen: Das sagt die Stadt

Immer mehr Radfahrstreifen auf Braunschweigs Straßen werden rot markiert - hier müssen Autofahrer weichen. Doch sind die Markierungen überhaupt sinnvoll?

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Feuerrot machen diese Markierungen klar: Hier haben Radfahrer Vorrang. (Messeweg)
Feuerrot machen diese Markierungen klar: Hier haben Radfahrer Vorrang. (Messeweg) | Foto: Alexander Panknin

Braunschweig. Eigentlich wollte die Stadt Braunschweig nur darauf hinweisen, dass demnächst weitere Radfahrstreifen auf den städtischen Straßen rot markiert werden sollen. Dies führte kürzlich allerdings zu einer gigantischen Diskussion bei unseren Lesern: Sind diese Markierungen sinnvoll? Sind sie gefährlich? Braucht man sie überhaupt? Und wer sollte mehr Rechte haben: Radfahrer oder Autofahrer? regionalHeute.de erkundigte sich deswegen bei der Stadt, was es mit diesen Markierungen auf sich hat.



Die Idee hinter der roten Farbe ist schnell erklärt: Durch die eindeutige Flächenzuordnung soll die Rotmarkierung das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden erhöhen, erklärt die Stadt. Und für Autofahrer seien die für die Radfahrenden vorgesehenen Flächen auffälliger sichtbar. Es handelt sich also um eine visuelle Hilfe, die Fahrradfahrer schützen soll.

Wann kommt die Markierung zum Einsatz?


Die Verwaltung befindet sich im regelmäßigen Austausch mit der Unfallkommission. Dabei werden Unfallschwerpunkte identifiziert und besprochen, wie dort eine Verbesserung der Sicherheit erreicht werden kann. In Bezug auf die Radfahrstreifen betrachtet man dabei Unfallhäufungsstellen mit Radfahrerbeteiligung und weitere Bereiche, die ein besonders hohes Gefährdungspotenzial aufweisen.

2022 und in diesem Jahr wurden bereits erste Stellen markiert. Weitere Bereiche sollen folgen: "Die Verwaltung sammelt ganzjährlich potenzielle Stellen, an denen eine Rotmarkierung die Sicherheit des Radverkehrs erhöhen kann. Im Zuge einer neuen Ausschreibung Anfang 2024 werden neue Stellen benannt."

Mehr Sicherheit vermutet


Wie sinnvoll die Markierungen aber überhaupt sind, das wird wohl erst die Zeit zeigen, wie die Stadt erklärt: "Eine Evaluierung des Unfallgeschehens ist grundsätzlich erst nach einem Jahr möglich. Demzufolge kann für die 2022 und 2023 aufgetragenen Rotmarkierungen noch keine Aussage über deren objektive Wirksamkeit gegeben werden." Es bleibt also abzuwarten, ob der gewünschte Effekt eintreffen wird.

Es müsse grundsätzlich zwischen objektiver und subjektiver Sicherheit unterschieden werden. Die subjektive Sicherheit werde durch die eindeutigere Flächenzuordnung für die verschiedenen Arten von Verkehrsteilnehmenden erhöht. Zur objektiven Sicherheit würden bisher aber keine eindeutigen Studien vorliegen, die für einen empfohlenen, generellen Einsatz von Rotmarkierungen sprechen.

Die jüngst veröffentlichten empirischen Forschungsarbeiten der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) würden allerdings in die Richtung weisen, dass Roteinfärbungen auf Konfliktstellen und Furten von Zweirichtungsradwegen begrenzt werden sollten. Solche Stellen würden auch für die Stadtverwaltung vorzugsweise im Blickpunkt stehen. Eine bundesweite Studie zu Einfärbungen an Konfliktstellen und gegebenenfalls auch zu streckenhaften Einfärbungen durch die Bundesanstalt für Straßenwesen sei angekündigt worden.

Welche Farbe wird verwendet? Ist die rutschig?


Viele Leser wiesen darauf hin, dass die Markierungen möglicherweise selbst zu einer Gefahr werden könnten. So könnte es doch sein, dass die rote Farbe bei nässe besonders rutschig ist, oder? Die Stadt verneinte, die Griffigkeit sei ausreichend: "Bei der ab 2013 verwendeten Farbe handelt es sich um eine Kaltplastik aus zwei Komponenten. Diese ist besonders elastisch eingestellt und wird speziell zur Applikation von großflächigen Beschichtungen eingesetzt. Bis einschließlich 2021 wurde diese Farbe in Braunschweig mittels Reibekelle und Spachtel (sogenannte Reibeplastik) aufgetragen. Die auf diese Weise erreichte Griffigkeit der Oberfläche bei Nässe ist ausreichend."

Im Gegenlicht ist die Struktur der aufgetragenen Farbe gut zu erkennen.
Im Gegenlicht ist die Struktur der aufgetragenen Farbe gut zu erkennen. Foto: Alexander Panknin



Seit 2022 werde ein neues Verfahren angewendet, das die Griffigkeit weiter verbessern soll. Für die Oberflächenstrukturierung werde nun eine Lammfellrolle eingesetzt (sogenannte Rollplastik). Durch diese Form der Strukturierung könne neben einer noch höheren Griffigkeit bei Nässe eine gleichmäßige, gut ausgeprägte Oberflächenstruktur erzeugt werden.

Hier wird es demnächst rot


In 2023 sollen noch einige weitere Stellen rot markiert werden. Die Stadt teilte eine Liste von Gefahrenstellen mit, bei denen die Farbe noch in diesem Jahr ebenfalls zum Einsatz kommen soll:

Unfallhäufungsstellen mit Radfahrerbeteiligung oder Stellen mit Gefährdungspotenzial:
- Alte Frankfurter Straße – Theodor-Heuss-Straße,
- Berliner Straße (Ausfahrt ehemaliges Real-Gelände),
- Celler Straße – Wiesental,
- Lichtenberger Straße – Timmerlahstraße,
- Münchenstraße (Ausfahrt Burger King und Möbel Boss),
- Rudolfplatz – Goslarsche Straße
- Rüninger Weg – Siekgraben

Radfahrstreifen und Schutzstreifen:
- Gördelingerstraße
- Petristraße

Radfahreraufstellbereiche und Zuführungen:
- Saarstraße – Saarplatz


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