„Interkultureller Garten“: Asylbewerber glühen für Integration


Gemeinsam gegen den Hunger im Interkulturellen Garten Braunschweig. Foto: Lukas/Malteser
Gemeinsam gegen den Hunger im Interkulturellen Garten Braunschweig. Foto: Lukas/Malteser | Foto: Lukas/Malteser

Braunschweig. Integration geht durch den Magen. Das weiß der „Interkulturelle Garten“ schon seit 2007. Am Donnerstag, 20. September 2018, besuchte nun auch ein Erstorientierungskurs (EOK) der Malteser für Asylbewerber mit unklarer Bleibeperspektive aus der Landesaufnahmebehörde dieses idyllische Integrationsprojekt. Das gab der Malteser Hillfsdienst bekannt.


Grillen als Männersache, Gurken in Frauenhand? Nicht im Interkulturellen Garten! Wie hier, in einer Ecke des Kleingartenvereins „Heideland e.V.“ im Norden Braunschweigs, die Sprachen durcheinandergehen, so gesellten sich am Donnerstagnachmittag auch Frauen an den großen Grill, während der eine oder andere Mann im kleinen Gartenhäuschen Gemüse schnitt. Beim gemeinsamen Essen an den langen Holzbänken kamen dann alle wieder zusammen. Kleiner Unterschied zu vorher: „Beim Essen wird Deutsch gesprochen“, sagt Martina Krüger klar und deutlich.

Kochen und Essen soll verbinden


Die resolute Dame ist Koordinatorin des Interkulturellen Gartens, der Teil des Projektes „Gesundheits- und Integrationsförderung für Geflüchtete“ des Büros für Migrationsfragen der Stadt Braunschweig ist und in Kooperation mit dem Verein „roots – Förderverein interkultureller Garten e.V.“ betrieben wird. Ziel ist, Flüchtlinge, die in Braunschweig leben, mit anderen Migranten und auch Einheimischen zusammenzubringen – durch gemeinsames Kochen und Essen, oder einfach nur beim Reden und Entspannen.


Auch die Teilnehmer des Malteser-Erstorientierungskurses verloren ihren Stress zwischen Hollywoodschaukel und Kräutergarten. Am Morgen hatten sie noch Deutsch geübt mit Dozentin Ulrike Jebe. Das Thema „Einkaufen“ stand auf dem Programm. Mit 22 Teilnehmern ihres Kurses war die studierte Grund- und Hauptschullehrerin am frühen Nachmittag dann zu einem Supermarkt gefahren, um Grillgut einzukaufen. Praktisches Anwenden des Gelernten, so nennt man das wohl. 17 Nationalitäten sitzen im aktuellen Kurs von Ulrike Jebe, der im August begonnen hat und noch bis Dezember dauern wird. Es ist der dritte Erstorientierungskurs der Malteser in der Landesaufnahmebehörde Braunschweig seit November vergangenen Jahres, 94 Teilnehmer haben bislang daran teilgenommen. „Ganz tolle Leute“, sagt die 63-jährige Jebe, „mit denen ich sehr gerne arbeite.“

"Werte und Zusammenleben" als Thema


Der Fokus der Malteser-Erstorientierungskurse liegt auf der Vermittlung von Werten und Gepflogenheiten in Deutschland. In 300 Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten befassen sich die Asylbewerber in sechs Modulen zum Beispiel mit dem Thema „Werte und Zusammenleben“ oder erfahren, welchen Stellenwert „Gesundheit und medizinische Versorgung“ in Deutschland haben. Unterrichtet wird montags bis freitags von 9 bis 12:15 Uhr – mit gelegentlichen Ausflügen.

Derzeit bieten die Malteser in Niedersachsen solche Kurse auch in Buxtehude, Oldenburg und Osnabrück an. Deutschlandweit sind sie mit 37 Kursen in den Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Baden-Württemberg tätig. Der katholische Hilfsdienst war einer von drei Trägern, die dieses Projekt schon während der Modellphase umgesetzt haben. Gefördert werden die Erstorientierungskurse durch das Bundesministerium des Inneren, Bau und Heimat.


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