Kehrtwende in Sachen "Haus der Musik" - Das sagt die Politik

Anstatt eines Neubaus am Bahnhof, soll jetzt doch eine Karstadt-Brache in der Innenstadt wiederbelebt werden.

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Das ehemalige Karstadt am Gewandhaus soll zum Haus der Musik werden. Archivbild
Das ehemalige Karstadt am Gewandhaus soll zum Haus der Musik werden. Archivbild | Foto: Werner Heise

Braunschweig. Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte die Stadtverwaltung mit Unterstützung der rot-grünen Ratsmehrheit ihre Pläne für einen Neubau eines Hauses der Musik in Bahnhofsnähe gegen alle Widerstände - die nicht nur aus der Politik, sondern auch vom Arbeitsausschuss Innenstadt und der IHK kamen - durchgedrückt. Umso überraschender erfolgte am heutigen Dienstag die Kehrtwende. Laut einer Pressemitteilung der Stadt soll das Haus der Musik nun doch in der City entstehen. Und offenbar tragen die Ratsfraktionen von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen dies mit.



Wie berichtet, ist geplant, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die den Gebäudekomplex des ehemaligen Karstadt-Hauses am Gewandhaus zu einer städtischen Musikschule mitsamt Konzerthaus umbaut. Der Besitzer der Immobilie - New Yorker Chef Friedrich Knapp - soll dabei eine wichtige Rolle spielen, das Grundstück selbst aber an die Stadt verkaufen.

"Schon im vergangen März Vorschlag gemacht"


Die CDU-Ratsfraktion kommentiert den Meinungsumschwung im Rathaus in einer Pressemeldung folgendermaßen: „Wir freuen uns, dass die Stadt nun doch bereit ist, den von uns schon im vergangen März gemachten Vorschlag, einen der großen Leerstände zu nutzen, anzunehmen, anstatt den bisher von der Stadtverwaltung als alternativlos dargestellten, aber immens teuren Neubau gegenüber dem Hauptbahnhof weiter zu forcieren“, meint der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Thorsten Köster.

Die CDU-Ratsfraktion habe der Kombination von Städtischer Musikschule und neuem Konzerthaus stets unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit positiv gegenübergestanden. Und so sei die Position auch jetzt zu der neuen Initiative. „Es ist noch zu viel unklar, als dass man jetzt schon Hosianna rufen könnte. Wir erwarten, dass die Verwaltung diesmal ein transparentes Finanzierungsmodell für den Umbau des ehemaligen Kaufhauses vorlegt. Den Ansatz, eine Stiftung zu gründen und weitere Stifter dafür zu finden, halten wir für sinnvoll“, so Köster weiter. Wie auch immer die Lösung letztlich ausfalle, müsse die Stadt die Folgekosten im Griff haben.

Sofortiger Stopp des Architektenwettbewerbs


Als folgerichtig bezeichnet der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gerrit Stühmeier, den von Oberbürgermeister Thorsten Kornblum verhängten sofortigen Stopp des von Rot-Grün gegen die Stimmen der CDU durchgesetzten Architektenwettbewerbs für den Standort an Viewegs Garten. Das Einschwenken von Oberbürgermeister Kornblum und seiner Stadtverwaltung komme spät, aber noch nicht zu spät. "Schade ist allerdings, dass uns dadurch rund ein Jahr Zeit verlorengegangen ist. Die Kinder und Jugendlichen warten sicherlich schon händeringend auf Neuigkeiten zu ihrer Musikschule, deren Neubau in allen Debatten unser Hauptanliegen war uns ist“, sagt Gerrit Stühmeier.

"Situation grundlegend verändert"


Die Ratsfraktionen von SPD und Grünen stellen ihren Sinneswandel in einer gemeinsamen Pressemitteilung dar. Demnach habe sich die Situation durch das neue Angebot von Friedrich Knapp komplett geändert. Die Stiftung soll demnach nicht nur für den Bau, sondern auch für den Betrieb des Konzertsaals zuständig sein, während die Musikschule wie bisher von der Stadt betrieben wird. Der Stadt wurde darüber hinaus angeboten, das Grundstück käuflich zu erwerben. Insofern habe sich die Situation zum Vorjahr grundlegend verändert. Knapp hatte der Stadt Braunschweig zwar bereits vor einem Jahr ein Angebot zur Nutzung des Karstadtgebäudes vorgelegt, allerdings als Mietobjekt.

Darüber hinaus könnten durch das Angebot von Friedrich Knapp enorme Kosten gespart werden, da der Unternehmer sich nun auch finanziell in das Projekt einbringen wolle. Im Vergleich zu einem Neubau am bisher favorisierten Standort bei Viewegs Garten sei die Lösung durch eine Stiftung weitaus kostengünstiger.

"Angebot kann man nicht ausschlagen"


„Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum ist mit dieser Lösung ein großer Wurf gelungen!“, meint Christoph Bratmann, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Angesichts der Kosteneinsparungen, die durch die Kooperation mit Friedrich Knapp ermöglicht werden können, wäre ein Haus der Musik im Karstadt-Gebäude einem Neubau am Bahnhof klar vorzuziehen.“ Dies sei nach wie vor ein interessanter Standort, aber das vorliegende Angebot könne man nicht ausschlagen.

„Die Beseitigung des großen Leerstands im Karstadtgebäude kommt der gesamten Innenstadt zugute“, betont Lisa-Marie Jalyschko, Vorsitzende der Grünen Ratsfraktion. „Mit dem Haus der Musik wird das Karstadt-Gebäude auf attraktive Weise wiederbelebt und Braunschweigs Mitte insgesamt aufgewertet.“ Generell müssten die Innenstadt mehr als Gesamtkonzept betrachtet und auch ihre Randgebiete in der Attraktivität gesteigert werden, um Braunschweigs Zentrum nachhaltig fit für die Zukunft zu machen. Von hoher Wichtigkeit sei außerdem, dass durch den Grundstückserwerb seitens der Stadt auch für zukünftige Generationen der Zugriff auf den zentralen Standort in der Innenstadt gesichert sei.

Park am Bahnhof bleibt


„Auch aus umweltpolitischer Sicht ist der Umbau des Karstadt-Gebäudes zum Haus der Musik zu begrüßen“, sagt Leonore Köhler, Vorsitzende der Grünen Ratsfraktion. „Nicht nur werden durch die Nachnutzung des Bestandsgebäudes materielle Ressourcen, sondern auch Grund und Boden eingespart, die im Rahmen eines Neubaus versiegelt worden wären.“ Zwar verlagere sich das Haus der Musik als Publikumsmagnet nun vom Bahnhofsviertel in die Innenstadt, aber dafür bliebe der an den Bahnhof angrenzende Park unangetastet.

Was ist mit der Förderzusage?


Auch der Braunschweiger SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Christos Pantazis meldet sich zu Wort. Bezüglich der Förderzusage des Bundes ist er zuversichtlich. Im September 2023 hatte der Bund im Rahmen des Förderprojekts „KulturInvest“ Fördermittel in Höhe von 500.000 Euro für die Planung des „Hauses der Musik“ zugesagt. Dazu sagt Dr. Pantazis: „Ich gehe davon aus, dass diese finanzielle Förderung bestehen bleibt und die Fördermittel für die Planungskosten standortungebunden eingesetzt werden können.“

"Sicherlich teure Gutachter"


Die AfD-Fraktion im Rat der Stadt erinnert in einer Pressemitteilung daran, dass die Verwaltung nun auf einen Bestandsbau zurückgreifen wolle, der vorher als komplett ungeeignet ausgeschlossen wurde. Dazu habe sich der Oberbürgermeister und auch die rotgrüne Ratsmehrheit unter anderem auf sicherlich teure Gutachter gestützt, die an dem Gebäude des früheren Karstadt-Einrichtungshauses praktisch am meisten auszusetzen hatten und nichts Gutes finden konnten. Man selbst habe sich von Anfang an sehr deutlich gegen das "unsinnige Großprojekt" gegenüber des Hauptbahnhofs und in direkter Nachbarschaft zur Stadthalle gewandt.

„Schade, dass so lange am fragwürdigen Überbauen eines Teilstücks des Parkbereichs festgehalten wurde. Der plötzliche Sinneswandel jetzt ist offenbar vor allem dem Engagement des Investors und teilweisen Stifters zu verdanken. Dem neuen OB und seiner Ratsmehrheit müssen die guten und praktikablen Initiativen anscheinend mit buchstäblich allen Mitteln erst aufgedrängt werden, um deren Prestigebedürfnisse und festgefahrene Denkweisen zu überwinden. Hoffentlich kann nun wenigstens eins unserer großen Innenstadt-Leerstandsprobleme in absehbarer Zeit gelöst werden“, erklärt die AfD-Fraktion.


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