Kein Gratis-Konto für Geringverdiener? SoVD klagt, Banken rechtfertigen sich

von Christina Balder


| Foto: Marc Angerstein



Braunschweig. Ein kostenloses Girokonto ist eine schöne Sache - niemand zahlt gerne Kontoführungsgebühren. Wer aber glaubt, das Gratis-Konto in jedem Fall und für immer kostenlos zu bekommen, wird bei vielen Banken enttäuscht. Denn oft sind Bedingungen an die Gratis-Nutzung gebunden. Mal muss jeden Monat ein bestimmter Betrag auf den Konto eingehen, der meist vierstellig ist. Mal wird vorab eine Schufa-Auskunft gefordert, wenn kein regelmäßiges Einkommen zu erwarten ist. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat diese Praxis in einer Pressemitteilung bemängelt und beklagt, auch Braunschweiger Banken würden Arbeitslose und Geringverdiener systematisch benachteiligen.

Der SoVD weist darauf hin, dass gerade bei der Braunschweigischen Landessparkasse und der Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (Volksbank BraWo) Mindestgeldeingänge nötig seien, um ein Konto kostenlos zu halten. 2000 Euro sind es bei der Volksbank BraWo, bei der Landessparkasse müssen monatlich 1000 Euro auf dem Konto eingehen, damit es als Online-Konto kostenfrei ist. Das am häufigsten genutzte Konto der Bank sei aber das Standard-Girokonto für vier Euro pro Monat, sagt Lutz Tantow, Pressesprecher der Braunschweigischen Landessparkasse. Kindern, Auszubildenden und Studenten, die nicht auf 1000 Euro Gehalt pro Monat kommen, werde bis zum 27. Lebensjahr ein kostenloses Konto angeboten. "Wie alle Sparkassen in Deutschland hat auch die Braunschweigische Landessparkasse einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen - und erfüllt ihn auch", sagt Tantow: "nämlich allen Menschen im Geschäftsgebiet Zugang zu unseren Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Einzige Ausnahme sind solche Menschen, die uns gegenüber (durch Betrug oder ähnliches) kriminell geworden sind."

Das reicht dem SoVD nicht. „Dass Konten für Gutverdiener kostenlos sind, aber für Bezieher von Sozialleistungen kostenpflichtig – das ist schon ein kleiner Skandal“, findet Edda Schliepack, SoVD-Kreisvorsitzende in Braunschweig. Es mache den Eindruck, als ob die Banken für Kunden mit geringem Einkommen oder Sozialleistungen unattraktiv sein wollten - oder diese Kunden gar nicht haben wollten, nimmt Schliepack an.

Wer das Kleingedruckte liest, kann besser vergleichen


Gerade mit kostenlosen Girokonten werde oft geworben, kritisiert die Kreisvorsitzende - obwohl das Angebot an Bedingungen geknüpft sei. Ohne Mindestgeldeingang kommt die Sparda-Bank Hannover aus: "Girokonten führen wir kostenlos, ohne dies an die Bedingung eines Mindesteingangs zu knüpfen", sagt Laura van den Berg. Die Konditionen seien für alle Kunden einheitlich - einen Unterschied macht die Bank aber beim Kunden-Werbeprogramm. Denn Kunden, die einen Erwerbslosen als Neukunden werben, bekommen nicht die sonst versprochene Prämie von 25 Euro. Van den Berg: "Außerhalb der Teilnahmebedingungen von Werbeaktionen werden bei uns alle Kunden gleich behandelt, da für uns als genossenschaftliches Institut der Mensch im Mittelpunkt steht und die Förderung unserer Mitglieder im Fokus ist."

"Auch überregionale Banken wie die Commerzbank und die Postbank benachteiligen Menschen mit wenig Einkommen und vermerken in ihrer Preis- und Leistungsübersicht monatliche Mindestbeträge", bemängelt der SoVD. Wer weniger als 1.200 Euro im Monat erzielt, zahlt nach Recherchen des Verbands bei der Commerzbank 9,90 Euro. Bei der Postbank werde bei unter 1.000 Euro monatlich 5,90 Euro an Kontoführungsgebühren fällig. Derselbe Betrag sei für das klassische Girokonto nötig, wenn die Kunden der Hypo-Vereinsbank im Quartal kein Durchschnittsguthaben von 1.500 Euro nachweisen können. Kai Bursie, Leiter des SoVD-Beratungszentrums in Braunschweig, appelliert an die Eigenverantwortung von Kunden. Der Sozialberater empfiehlt gerade Geringverdienern, das Kleingedruckte der Preis- und Leistungsübersichten genau zu lesen. Auch Vergleichsangebote anderer Banken sollten Neukunden unbedingt einholen.

Nicht nur Geringverdiener sollten übrigens auf die Bedingungen schauen. Bei der Sparda-Bank etwa können Unternehmer und Selbstständige kein Giro-Konto eröffnen. Die Begründung von Laura van den Berg: "Aus unserer Tradition heraus konzentrieren wir uns auf die Zielgruppe der Arbeitnehmer."


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