Braunschweig. Nach dem schweren Straßenbahnunfall vom 13. August, bei dem 17 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, geht die Polizei von menschlichem Versagen als Unfallursache aus. Die Höhe des Sachschadens sowie die genaue Anzahl der Verletzten habe jedoch noch nicht abschließend beziffert werden, weil noch nicht alle Fahrgäste erreicht werden konnten.
Die Landeseisenbahnaufsicht (LEA) war laut der Polizei mit der Untersuchung in diesem Fall als amtlich bestellte und unabhängige Untersuchungsbehörde betraut. Wie die LEA und die BSVG mitteilen, war zum Unfallzeitpunkt der sogenannte "Weichenlagemelder" infolge von Wartungsarbeiten ausgefallen, sodass dem Straßenbahnfahrer kein Information zur Weichenstellung angezeigt werden konnte.
Weiche hätte manuell gestellt werden müssen
In diesen Fällen seien die Straßenbahnfahrer verpflichtet, auf Sicht zu fahren und somit individuell auf die tatsächliche Stellung der Weichen zu achten. Befindet sich die Weiche nicht in der erforderlichen Position, hat der Fahrern die Möglichkeit und die Pflicht, die Weichen manuell zu stellen, um den korrekten Fahrweg der Bahnen zu gewährleisten. Dies sei am Tag des Unfalls jedoch unterblieben, sodass die Straßenbahn der Linie 1 nach links in Richtung Waisenhausdamm abbog, anstatt wie geplant geradeaus zum Rathaus weiterzufahren. So kam es zum Zusammenstoß mit der entgegenkommenden Straßenbahn der Linie 2, die in Richtung John-F.-Kennedy-Platz fuhr.
Zu der Stellung der Weiche kam es, weil zuvor eine Bahn der Linie 5, die dem Streckenverlauf in Richtung Waisenhausdamm folgte, durchgefahren war. Eine Umstellung der Weiche auf den Kurs der Linie 1 in Richtung "Geradeaus" erfolgte nicht, da die Weichensteuerung außer Betrieb war. Durch die Wartungsarbeiten war somit auch der Schaltkontakt, der die Weichenstellung bei Annäherung beeinflusst, nicht betriebsbereit.
Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Fahrer
Die Polizei leitete im Rahmen der Verkehrsunfallermittlungen ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den 56-jährigen Fahrer ein, der über rund 30 Jahre Berufserfahrung verfügt. Dieser sei Angaben der BSVG zufolge bei dem Unfall ebenfalls leicht verletzt worden.
Christian Holste, Leiter des Verkehrsunfalldienstes, betont: "Wir sind froh, dass wir bei dem Unfall nicht eine noch höhere Anzahl von Verletzten und schwerwiegendere Folgen zu verzeichnen haben. Da sich die Straßenbahnen in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle befunden haben, begegneten sie sich nur mit relativ geringer Geschwindigkeit. Auch weil die Kollision nicht frontal, sondern flankierend erfolgte, konnten sich die Kräfte des Aufpralls gemächlich abbauen."
Die Zusammenarbeit mit der BSVG bei den Ermittlungen zur Unfallursache sei aus polizeilicher Sicht zu jedem Zeitpunkt sehr kooperativ gewesen, was zur Aufklärung der Gesamtumstände des Unfallgeschehens deutlich beigetragen hat.
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