Braunschweig. Gerade in der kalten Jahreszeit sorgen sich viele Bürger um die Obdachlosen in den Städten. Michael Bahn, Regionalleiter der Diakonie in Braunschweig, erklärt wie den Obdachlosen geholfen wird und auf welche Schwierigkeiten sie dabei stoßen.
Spätestens seit dem neuen Jahr ist der Winter auch in Braunschweig angekommen. Wer keine Lust auf Kälte hat, verkriecht sich zu Hause ins Warme und entgeht dem Schnee. Was aber passiert mit den Obdachlosen, die nicht ohne weiteres die Heizung anschmeißen können? Im Gespräch mit regionalHeute.de weist Michael Bahn daraufhin, dass die Hilfe keine Frage der Jahreszeit sein darf.
Hindernisse während desAufenthalts
Auch wenn sich viele Bürger gerade im Winter um Obdachlose sorgen, sei es umso wichtiger, dies auch im Sommer zu tun. Michael Bahn konnte bisher bezüglich der Wetterlage, keine Unterschiede im Betrieb vernehmen. "Die Besucherzahl istkein Thema des Wetters", so Bahn. Auch im stationären Bereich sei dahingehend keine Veränderung zu erkennen. Obwohl die Diakonie in Braunschweig jederzeit für Hilfesuchende empfänglich sei, gäbe es auch einige Schwierigkeiten, mit denen Obdachlose bei einer Aufnahme konfrontiert werden. Da es sich bei örtlichen Unterkünften oftum Mehrbettzimmer handle, komme es hin und wieder zu Komplikationen. Ob Gewalt unter den Bewohnern oder das Recht des Stärkeren - Michael Bahn hat alles schon erleben müssen. "Da auch viele Alkoholabhängige Zuflucht in einer solchen Einrichtung suchen,ist es äußerst schwierig für die bereits untergebrachten Menschen, die schon eine Entgiftung machen", sagt Bahn. "Auch Wohnungslose auf Bewährung wollen der Gewalt für gewöhnlich aus dem Weg gehen und bleiben lieber für sich alleine."
Verdeckte und offensichtliche Wohnungslosigkeit
In vielen Großstädten gibt es bereits "Kältebusse". Sie finden Obdachlose und bringen sie in die nächstgelegene Einrichtung. Auf die Frage, ob dies auch eine Möglichkeit für Braunschweig sei, klärte Michael Bahn über die Unterschiede in den Formen einer Obdachlosigkeit auf. Man unterscheide zunächst zwischen einer verdeckten und einer offensichtlichen Wohnungslosigkeit. Die Verdeckte komme häufig in den kleineren Städten vor. Hier wisse man nicht genau, wo sich die Obdachlosen aufhalten und übernachten. Die Offensichtliche trete hingegen häufig in Großstädten, wie Berlin, Hamburg oder Köln auf. In diesem Fall sei es ganz deutlich, wo sich die Schlafplätze befinden. Das Fernbleiben von bekannteren Orten sei zudem auch eine Sicherheitsfrage. Viele Obdachlose würden sich vor Angriffen durch Passanten fürchten und suchen daher ruhigere Schlafplätze. Da ein Kältebus zu bekannten Übernachtungsorten fährt und die Menschen von dort abhole, sei es daher in Braunschweig schwer realisierbar.
Ein Appell an die Mitmenschen
Laut Bahn, gäbe es zur Zeit rund 500 obdachlose Menschen in Braunschweig. "Auch wenn man heutzutage noch oft das Bild des bärtigen Bettlers vor Augen hat, trifft dies heute kaum noch zu. Die meisten Wohnungslosen sehen aus wie wir", stellte Bahn klar. Obwohl esbezüglich der angebotenenHilfe keinen Unterschiedin der Jahreszeit geben sollte, hofft er gerade im Winter auf die Sensibilität der Mitmenschen. Erverlange nicht, dass die Obdachlosen von Fremden in die Einrichtungen gefahren werden. Es würde schon helfen die Notrufnummer 112 zu wählen und die Situation am Telefon kurz zu schildern.
Die Diakonie ist stetig auf der Suche nach Obdachlosen, was durch die verdeckte Wohnungslosigkeitsehr erschwert wird. Falls Ihnen solche Schlafplätze bekannt sind, rufen Sie bitte die Diakonie unter folgender Rufnummer an: 0531 886 314 0. Um weitere Informationen über das richtige Verhalten in solchen Situationen zu sammeln, klicken Sie hier.
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