Braunschweig. In der Kasernenstraße 23 ist am Mittwoch, 26. September, in Anwesenheit von Familienangehörigen der Familie Schimmel sowie Vertretern der Stadt und der Bürgerstiftung eine Persönlichkeitstafel für die Klavierbauerfamilie Schimmel enthüllt worden. Das berichtet die Stadt in ihrer Pressemitteilung.
Als Arno Wilhelm Schimmel die Hofpianofortefabrik 1929 von Leipzig nach Braunschweig verlegte, lagen Lebensmittelpunkt und Sitz des Familienunternehmens an diesem Ort. Viola Schimmel, eine der drei Urenkelinnen des Firmengründers, unterstrich in ihrem Grußwortbeitrag die Intention der Familie Schimmel: "Ich freue mich, dass die Stadt und die Bürgerstiftung in diesem Jahr den Klavierbaustandort Braunschweig als solchen würdigen. Bereits unser Großvater hatte die Intention, den Bereich der Musikförderung in der Stadt zu stärken. Unser Vater hat dies später fortgesetzt. Die Instrumente aus der Schimmel-Familie dienten nicht zuletzt dazu, das Thema Hausmusik vermehrt in den Alltag vieler Braunschweigerinnen und Braunschweiger zu tragen. Unsere Familiengeschichte ist somit auch ein Stück Braunschweiger Geschichte."
Dr. Annette Boldt-Stülzebach, Leiterin der Abteilung Literatur und Musik im Fachbereich Kultur, hob die kulturhistorische Bedeutung des Klavierbaus für Braunschweig hervor: "Wenn die Bürgerstiftung und der städtische Fachbereich Kultur und Wissenschaft zum Ende eines jeden Jahres zusammensitzen, um die zu ehrenden Persönlichkeiten für das Folgejahr abzustimmen, fällt uns immer wieder auf, welch unterschiedliche Bereiche wir bereits durch das Projekt Persönlichkeitstafeln in den Blickpunkt gerückt haben. Mit den Protagonisten des Klavierbaustandortes Braunschweig nehmen wir ein gleichermaßen künstlerisch-kulturhistorisches wie auch wirtschaftsgeschichtlich spannendes Thema in den Fokus."
Wilhelm Schimmel Pianofortefabrik
Arno Wilhelm Schimmel wurde am 11. Dezember 1898 in Leipzig geboren und lernte den Beruf des Klavierbauers von seinem Vater Wilhelm Schimmel. 1929 verlegte Arno Wilhelm Schimmel die ihm von seinem Vater übertragene Hofpianofortefabrik von Leipzig nach Braunschweig. Dort schlossen sich Schimmel und die Klavierbaufirma Zeitter & Winkelmann später zur Deutschen Pianowerke AG zusammen. 1961 verstarb Arno Wilhelm Schimmel überraschend; zu dieser Zeit waren die Schimmel-Instrumente die am meisten verkauften Klaviere. Sein Sohn Nikolaus Wilhelm Schimmel baute die Firma zu einem Weltunternehmen aus. Im Jahr 2003 übergab Nikolaus Wilhelm Schimmel die Firmenleitung an seinen Schwiegersohn Hannes Schimmel-Vogel. 2016 übernahm der chinesische Klavierhersteller Pearl River Piano Group 90 Prozent der Unternehmensanteile.
Ebenfalls am Mittwoch wurde an der Adresse Ernst-Amme-Straße 3 eine Persönlichkeitstafel für den Firmengründer des Klavierbauunternehmens Zeitter & Winkelmann, Christian Theodor Winkelmann, der Öffentlichkeit übergeben. Der in Braunschweig geborene und auch hier verstorbene Winkelmann hatte an dieser Stelle die Familienvilla errichtet.
Die Enkelinnen des Firmengründers an der Persönlichkeitstafel für Arno Wilhelm Schimmel. V. l. n. r.: Viola Schuberth, geb. Schimmel; Christine Schimmel; Gabriela Schimmel-Radmacher . Foto:
Zeitter & Winkelmann
Christian Theodor Winkelmann wurde am 3. November 1812 in Braunschweig geboren und gründete 1837 die älteste Braunschweiger Klavierbaufirma. 1851 trat der Wiener Klavierfabrikant Friedrich Zeitter als Teilhaber in die Firma ein. In den 1920er Jahren bildete Zeitter & Winkelmann mit mehreren Klavierbaufirmen (darunter auch die seit 1929 ebenfalls in Braunschweig ansässige Firma Schimmel) die "Deutsche Pianowerke AG". Die Produktionsstätte in Braunschweig wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Rudolf Winkelmann, der Urenkel des Firmengründers, baute das Werk an der Leipziger Straße wieder auf. 1963 verkaufte er Name und Firma an die Kitzinger Klavierbaufirma Seiler.
Stichwort: Persönlichkeitstafeln
Im gesamten Stadtgebiet erinnern seit 2006 Persönlichkeitstafeln an bedeutende Persönlichkeiten. In der internationalen Kulturinformationsfarbe Braun signalisieren die Tafeln, dass es Wissenswertes zu Baudenkmalen und zu Persönlichkeiten zu entdecken gibt. Mit den Tafeln für die Familie Schimmel und das Klavierbauunternehmen Zeitter & Winkelmann stellen Stadt und Bürgerstiftung bereits die 51. und 52. Persönlichkeitstafel auf. Eine dritte Tafel, die an die Klavierbauerfamilie Grotrian-Steinweg erinnert, wird noch in diesem Jahr realisiert, um den Klavierbaustandort Braunschweig in besonderer Weise zu würdigen.
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