Braunschweig. Wie berichtet, hatte sich der Arbeitskreis Schuntersiedlung Ende Juni in einem Offenen Brief an Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum gewandt. Man mache sich Sorgen über die Entwicklung des eigenen Quartiers: Schulen werden geschlossen, Supermärkte wandern ab, das ÖPNV-Angebot wird eingeschränkt. Seit Anfang August liegt nun die Antwort der Stadtverwaltung vor. regionalHeute.de hat die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Der Arbeitskreis hatte sich seinerzeit gegründet, um für den Erhalt der Grund- und Hauptschule in der Schuntersiedlung zu kämpfen. Konnte damals zumindest die Grundschule gerettet werden, wurde nun auch die Aufhebung der Außenstelle am Tostmannplatz beschlossen. In seiner Antwort geht Dr. Thorsten Kornblum, der vorher verwaltungsintern verschiedene Fachdienststellen beteiligt hat, noch einmal auf die Gründe ein: "Die Grundschule Schunteraue am Standort Kralenriede (Albert-Schweitzer-Straße) ist für den betreffenden Schulbezirk die zuständige Grundschule. Die Zusammenführung an einem Standort wurde aufgrund zurückgehender Schülerzahlen, insbesondere am Standort Tostmannplatz, aus schulorganisatorischen und pädagogischen Gründen erforderlich."
"Weiterführende Schule denkbar"
Doch Kornblum stellt in Aussicht, dass dies nicht auch das Aus für den Schulstandort bedeuten muss. "Aufgrund der Größe und der Ausstattung mit Fachunterrichtsräumen am Tostmannplatz, wäre hier auch eine weiterführende Schule denkbar, wenn die dort untergebrachte Astrid-Lindgren-Schule, Förderschule Lernen, nicht weiter fortbestehen würde", so der OB. Nach geltender Rechtslage nehme die Schule letztmalig im kommenden Schuljahr 2022/2023 neue Schülerinnen und Schüler in Schuljahrgang 5 auf und laufe dann jahrgangsweise bis zum Ende des Schuljahres 2026/2027 aus. Ein möglicher Fortbestand der Förderschulen Lernen werde aktuell in der Landespolitik diskutiert (regionalHeute.de berichtete). Momentan fänden an dem Standort auch Vorbereitungskurse für ukrainische Kinder und Jugendliche statt. Gegebenenfalls bestehe die Möglichkeit, dort dauerhaft Vorbereitungskurse einzurichten.
Ein weiterer Kritikpunkt des Arbeitskreises war, dass ein von Anwohnern gewünschter Nachbarschaftstreffpunkt bisher seitens der Stadtverwaltung nicht ernsthaft in Erwägung gezogen worden sei. Auch hier kann der OB zumindest ein bisschen Hoffnung geben. "Die Stadt Braunschweig ist bestrebt, die Stärkung von Nachbarschaften und Quartieren voranzutreiben. Dazu wird aktuell ein Konzept für die Implementierung sogenannter Nachbarschaftszentren entwickelt, welches möglichst zeitnah zur Umsetzung kommen soll", so Kornblum. Im Rahmen des Konzeptes werde der Fokus zunächst auf Stadtteilen liegen, die sowohl soziale Handlungserfordernisse als auch gute Ausgangsbedingungen in Form von Einrichtungen, die zum Nachbarschaftszentrum weiterentwickelt werden können, aufweisen würden. Mit welcher Priorität die Schuntersiedlung dabei in den Blick genommen werde, stehe noch nicht abschließend fest. Die allgemeinen infrastrukturellen und sozialen Entwicklungen in der Vergangenheit würden bei der Beurteilung jedoch eine Rolle spielen.
Wenig Einfluss auf Nahversorger
In Sachen fehlender Nahversorger teilt man die Kritik des Arbeitskreises, verweist aber auf die begrenze Einflussmöglichkeit der Stadt. "Seit Jahren ist der Stadt Braunschweig bekannt und bewusst, dass die Nahversorgung in der Schuntersiedlung verbesserungsbedürftig ist. Im am 5. Juli 2022 vom Rat der Stadt Braunschweig beschlossenen Zentrenkonzept Einzelhandel findet sich für die Schuntersiedlung ebenfalls diese Einschätzung", berichtet Dr. Kornblum. Die Stadtverwaltung habe jedoch nur einen sehr begrenzten Einfluss darauf, ob eine Lebensmittelkette sich unternehmerisch dazu entschließt, einen neuen SB-Markt zu realisieren. Die Stadt könne nur die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, also für das passende Planungsrecht sorgen – was in Kralenriede am alten Görge-Standort gegeben wäre – und im Übrigen bei den turnusmäßigen Gesprächen mit den Vertretern der Handelsketten auf unterversorgte Stadtteile hinzuweisen (was die Verwaltung auch regelmäßig tue).
Im vorliegenden Fall habe die Stadtverwaltung im letzten Jahr telefonisch den Verfügungsberechtigten des Görge-Grundstückes kontaktiert und dem Wunsch nach einem Nahversorger Ausdruck verliehen – leider vergebens, so Kornblum. Die Schuntersiedlung, die durch die Bahnstrecke, Schunter- und Wabe-/ Mittelriedeaue eindeutig begrenzt sei, biete rein räumlich kaum Entwicklungspotenziale für einen Supermarkt. Direkte Abhilfe könne die Stadtverwaltung insofern nicht gewährleisten, wohl aber jede Chance nutzen, Betreiber von Nahversorgern weiter auf die Lage in der Schuntersiedlung hinzuweisen und um eine Neuansiedlung zu werben. Ebenso gelte dies für Finanzunternehmen und ein kundenorientiertes Filialnetz.
Konstruktiver Austausch erwünscht
Generell finde der Oberbürgermeister es bedauerlich, wenn viele Bewohner der Schuntersiedlung das Gefühl hätten, dass ihr Quartier von der Stadt Braunschweig bei ihren Planungen vergessen würde. "Ich muss dem jedoch widersprechen und kann Ihnen versichern, dass sowohl die Schuntersiedlung als auch Kralenriede nicht vergessen, sondern in den verschiedenen Planungsüberlegungen mit betrachtet werden", betont Dr. Kornblum. Es sei ausgesprochenes Ziel der Verwaltung, im Rahmen ihrer manchmal begrenzten Möglichkeiten und mit Unterstützung der politischen Gremien etwaig benachteiligte Stadtteile durch verschiedenste Maßnahmen zu stärken. "In diesem Sinne wünsche ich mir eine gute Zusammenarbeit und einen weiteren konstruktiven Austausch mit Ihrem Arbeitskreis", so der OB abschließend.
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