Stadt will Impfkapazitäten deutlich hochfahren - Oberbürgermeister kritisiert Landesregierung

In den kommenden Wochen will die Stadt Braunschweig ihre Impfkapazitäten deutlich hochfahren, sofern die versprochenen Impflieferungen einträfen. Gleichzeitig kritisiert Oberbürgermeister Ulrich Markurth die Terminvergabestrategie des Landes.

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Bei einem Pressegespräch Impfzentrum Braunschweig informierten Oberbürgermeister Ulrich Markurth gemeinsam mit Organisationsdezernent Dr. Thorsten Kornblum als Leiter der Task Force "Impfzentrum" über die Impfungen in der Stadt.
Bei einem Pressegespräch Impfzentrum Braunschweig informierten Oberbürgermeister Ulrich Markurth gemeinsam mit Organisationsdezernent Dr. Thorsten Kornblum als Leiter der Task Force "Impfzentrum" über die Impfungen in der Stadt. | Foto: Werner Heise

Braunschweig. In Braunschweig könnten bereits weit aus mehr Menschen geimpft sein, wenn das Land Niedersachsen das Terminmanagement nicht auf die Kommunen abwälzen würde. Diese Kritik äußerten Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Stadtrat Dr. Thorsten Kornblum als Leiter der Task Force "Impfzentrum" bei einem Pressegespräch am heutigen Montag.


Der administrative Aufwand und die Terminkoordinierung der priorisierten Personen- und Berufsgruppen müssen durch das Impfzentrum selbst vorgenommen werden. Institutionen und medizinische Einrichtungen werden so von der Stadt Braunschweig direkt kontaktiert, denn das Land kümmert sich nur um das Terminmanagement der Über-80-Jährigen. Für das Impfzentrum bedeute das einen sehr hohen Aufwand. Stadtrat Dr. Stefan Kornblum, der Leiter der Task Force "Impfzentrum", hofft jedoch, dass das Land diese Aufgabe übernehmen würde. Damit könnte das Impfzentrum noch einmal entlastet werden.

Aktuell sei das zwar noch kein Problem, alle Dosen würden aktuell verimpft, erklärt Oberbürgermeister Ulrich Markuth. Das Läge aber auch daran, dass so wenig Impfstoff vorhanden sei. Wenn die Mengen stiegen, wolle man die auch sofort verimpfen. Dabei könnte ein einheitliches Planungssystem für Land und Kommunen helfen. Dafür existiere aktuell noch nicht einmal eine Software. Nach dem momentan laufenden System übernähme das Land lediglich die Terminvergabe für die Über-80-Jährigen, für alle anderen sei die Stadt zuständig, was auch Kapazitäten am Impfzentrum binde. Wenn der Impfstoff in größeren Mengen vorhanden sei, bräuchte man aber genau die. Das Impfen, so kann man den Eindruck aus Markurths Worten gewinnen, könnte sonst zum Bürokratiemonster werden.

Personell habe man kurzfristig um acht Mitarbeiter aufstocken können, um die Prozesse zu beschleunigen. "So konnten wir seit dem 22. Februar mit zirka 2.500 Personen einen Impftermin zur Erstimpfung vereinbaren und es möglich machen, heute mit Lehr- und Kitapersonal sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei zu beginnen", erläutert Dr. Thorsten Kornblum. Hinzu käme, dass nun auch zusätzliche Impfdosen geliefert würden. Aktuell liefen sieben von acht geplanten Impfstraßen im Impfzentrum, sodass bereits am vergangenen Freitag erstmals das Ziel von 1.000 verimpften Dosen am Tag habe erreicht werden können.

Impfungen in Arztpraxen laufen an


Zugleich will die Stadt Braunschweig ab dem kommenden Mittwoch mit einem Modellversuch zwei Facharztpraxen ihre Patienten impfen lassen. Dabei soll es sich um eine Dyalisepraxis handeln, sowie eine weitere, die sich auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert habe, wie Dr. Thorsten Kornblum auf Nachfrage von regionalHeute.de bestätigt. Daraufhin sollten die Patienten der niedergelassenen Ärzte im Zuge ihrer Therapie geimpft werden. Das Ziel sei aber Arztpraxen flächendeckend in den Prozess einzubinden.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth will schrittweise die Arztpraxen in die Impfkampagne integrieren. Bereits am kommenden Mittwoch soll ein Modellversuch starten.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth will schrittweise die Arztpraxen in die Impfkampagne integrieren. Bereits am kommenden Mittwoch soll ein Modellversuch starten. Foto: Alexander Dontscheff


Schon in einigen Wochen würden mehr Impfdosen zur Verfügung stellen, als das Impfzentrum allein verabreichen könnte, erklärte Oberbürgermeister Ulrich Markurth. Entsprechend führe an der Erweiterung der Impfkompetenzen kein Weg vorbei. Auch Betriebsärzte und Kliniken sollten miteinbezogen werden. Die Impfkampagne, so der Tenor, soll so deutlich beschleunigt werden, sobald ausreichend Impfstoff zu Verfügung stünde.

"Wir fahren jetzt schrittweise hoch"


"Wir fahren schrittweise hoch", so Dr. Thorsten Kornblum weiter, "denn wir synchronisieren unsere Kapazitäten mit der Impfstoff-Lieferung Wenn jetzt gesagt wird 'warum impfen die Kommunen nicht am Wochenende', dann führt das in die Irre." Bislang sei eben nicht genug Impfstoff verfügbar gewesen, um die Zentren auch außerhalb der Werktage in Betrieb zu halten. Durch neue Erlass- und Liefersituationen änderten sich die Voraussetzungen stetig. Die Planung werde dadurch nicht einfacher.

Dr. Thorsten Kornblum, Ordnungsdezernent der Stadt Braunschweig, erklärte, dass die Stadt ihre Impfrate schrittweise steigern will. Aktuell seien bereits sieben der acht Impfstraßen im Impfzentrum in Betrieb.
Dr. Thorsten Kornblum, Ordnungsdezernent der Stadt Braunschweig, erklärte, dass die Stadt ihre Impfrate schrittweise steigern will. Aktuell seien bereits sieben der acht Impfstraßen im Impfzentrum in Betrieb. Foto: Alexander Dontscheff


Aktuell verimpfe das Zentrum, Erst- und Zweitdosen eingerechnet, etwa 4.500 Dosen in der Woche. Dabei handele es sich vornehmlich um die Impfstoffe von BionTech und AstraZeneca. Das Moderna-Vakzin sei nur in geringen Mengen verfügbar. Dabei werde gerade die Verimpfung des Mittels von AstraZeneca durch die genannten Probleme erschwert. Er werde vor allem an außerhalb der Gruppe der Über-80-Jährigen verimpft. Entsprechend laufe die Terminvergabe abgekoppelt vom Land Niedersachsen. Gleichzeitig habe die Landesregierung jedoch eine Vorgabe ausgegeben, dass die Kapazitäten drastisch hochgefahren werden sollten. Für Braunschweig würde das 4.000 Impfungen pro Tag bedeuten. Viel Zeit zur Planung bleibt der derweil nicht - das Land will die Pläne der Kommunen bis zum kommenden Freitag auf dem Tisch haben.


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