Turbulenter Jahresbeginn für Feuerwehr und Rettungsdienst


| Foto: Thorsten Raedlein



Braunschweig. 197 Rettungsdiensteinsätze und 36 Brandeinsätze: eher unüblich ruhig ging das Jahr 2015 für die Feuerwehr und den Rettungsdienst Braunschweig zu Ende. Doch auf den Wachen war man gewappnet auf das, was erfahrungsgemäß nach dem Jahreswechsel zu erwarten ist, dann, wenn Alkohol die Sinne benebelt hat und die Knallkörper, Raketen und „Geschosse“ aus Feuerwerkbatterien nach der Zündung nicht dem erwarteten Weg folgen.

Die Silvesterschicht begann mit einem Einsatz an der Oker im Bereich Bruchtorwall. Dort war ein alkoholisierter junger Mann in die Oker gefallen und hatte sich auf einen Sims vor einer Stützmauer gerettet. Als seine missliche Situation erkannt wurde, war er bereits stark unterkühlt. Gerettet wurde der junge Mann von der Feuerwehr mittels einer an die Drehleiterspitze angeschlagenen Schleifkorbtrage. Bei einem Verkehrsunfall bei Schapen wurden vier Personen verletzt, davon eine schwer. Im Einsatz waren mehrere Rettungswagen, ein Führungsdienst und das Kleinalarmfahrzeug der Berufsfeuerwehr und die Ortsfeuerwehr Schapen.

Nach Mitternacht dann aber doch ein sehr hohes Einsatzaufkommen: Alle in Bereitschaft stehenden Feuerwehreinheiten und das gesamte für das erwartete hohe Einsatzaufkommen erweiterte Rettungswagenpotential war erforderlich, um die hohe Einsatzfrequenz am Neujahrsmorgen im Zeitfenster zwischen 0:00 Uhr und ca. 4:00 Uhr zu bewältigen. Alle Einsatzplätze in der Integrierten Regionalleitstelle waren besetzt um nicht nur die vielen Einsätze in der Stadt Braunschweig, sondern auch die in den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel disponieren zu können. Gewappnet war man auch darauf, weitere spezielle, für einen Massenanfall von Notrufen vorgesehene, Abfrageplätze zu besetzen.

Dachstuhlbrände in Bevenrode und der Weststadt


Gemeldete Dachstuhlbrände in Bevenrode und in der Weststadt forderten zunächst den Einsatz der hauptberuflich besetzten Löschzüge von der Südwache in der Dessaustraße und der Hauptfeuerwache in der Feuerwehrstraße mit Unterstützung der Ortsfeuerwehren Ölper, Bevenrode, Waggum und Innenstadt angefahren. Nach umfänglicher Erkundung konnten dort allerdings keine Dachstuhlbrände, sondern nur leichte Verkohlungen, vermutlich hervorgerufen durch Silvesterraketen, festgestellt werden.

Wie in jedem Jahr hatte sich die Ortsfeuerwehr Ölper aus ihrem angestammten Schutzbereich abgemeldet, um auf der Hauptfeuerwache das Reserve-Löschfahrzeug zu besetzen und somit dort die Kapazitäten zu erweitern. Außerdem hatten die Ortsfeuerwehren Querum, Watenbüttel, Waggum und Innenstadt eine besondere Einsatzbereitschaft eingerichtet. Und auch diese Einheiten waren erforderlich um beispielsweise vielfach in der Stadt brennende Müllbehälter abzulöschen.

Großer Einsatz bei Wohnungsbrand


Dann um 1:07 Uhr ein Meldungseingang aus der Pestalozzistraße der zum umfänglichsten Einsatz des Neujahrsmorgens führte. Der Anrufer schilderte dem Disponenten, dass es in seiner Wohnung brennen würde. Er leistete der Aufforderung seine Wohnung zu verlassen Folge. Nur, das was für diesen Einsatz an Kräften erforderlich war, musste, da die Löschzüge der Berufsfeuerwehr noch in Bevenrode und in der Weststadt eingesetzt waren, von den Disponenten der Integrierten Regionalleistelle zusammengestellt werden.

Zunächst setzte der noch auf der Hauptwache verfügbare nur mit zwei weiteren Einsatzkräften ein, die ein noch in der Hauptwache verfügbares Tanklöschfahrzeug besetzten, gegenüber der Ausfahrt der Hauptfeuerwache auf den Wilhelminischen Ring, in der Pestalozzistraße ein. Die vorgefundene Lage war im wahrsten Sinne des Wortes „brenzlig“. Der Wohnungsinhaber wurde vom Einsatzleiter vor dem Haus, also in Sicherheit vorgefunden. Aus den beiden Fenstern einer Dachgaube seiner Wohnung im 5. Obergeschoss schlugen aber die Flammen. Es bestand die akute Gefahr der Brandausweitung auf den Dachstuhl und auf eine Nachbarwohnung. Auch auf der Ostseite des Gebäudes wurde eine massive Rauchentwicklung beobachtet. Ein schneller Löschangriff war über eine Drehleiter erfolgversprechend. Nur, die Hubrettungsgeräte der Berufsfeuerwehr waren bereits im Einsatz. Die Disponenten in der Leitstelle konnten dann allerdings auf im Einsatzleitrechner hinterlegte Szenarien zurückgreifen: Eine Drehleiter konnte von einem Einsatz in der Weststadt abgezogen werden, eine zweite vom Einsatzleiter angeforderte Drehleiter (= Reservefahrzeug) wurde spontan zusätzlich von Kräften der noch in der Hauptwache verfügbaren Rüststaffel besetzt und eingesetzt, ein weiteres Hilfeleistungslöschfahrzeug konnte an anderen Einsatzstellen frei gemacht werden und die Ortsfeuerwehren Innenstadt und Watenbüttel ergänzten diese Einheiten. Der Einsatz der Drehleitern gestaltete sich aufgrund der Enge der Straßen, dem Baumbestand und aufgrund der hohen Parkdichte schwierig. Schon deshalb konnten leichte Schäden an zwei geparkten Fahrzeugen leider nicht vermieden werden.

Mit den alsbald verfügbaren Einheiten konnte an der Einsatzstelle ein umfassender Löschangriff eingeleitet werden. Die Trupps der Ortsfeuerwehren Innenstadt und Watenbüttel gingen unter Pressluftatmern mit zwei C-Rohre im Innenangriff vor, während die Einheiten der Berufsfeuerwehr zwei Rohre über die Drehleitern im Außenangriff vornahmen und später, nach der erforderlichen Kräfteaddition auch den Innenangriff unterstützten. Durch den schnellen Drehleitereinsatz konnte eine Brandausweitung auf den Dachstuhl verhindert werden.

Komplette Auslastung


Auch die 12 verfügbaren Rettungswagen der Berufsfeuerwehr und der Hilfsorganisationen waren in den Stunden nach dem Jahreswechsel vielfach komplett ausgelastet. Aber auch diesbezüglich liegen der Feuerwehr von den vorangegangenen Jahreswechseln geprägte Erfahrungen vor. Letztlich hat sich erweiterte Vorhaltung für diese einsatzreiche Nacht als ausreichend erwiesen. Die Verletzungsmuster waren, wie immer an Neujahrsmorgen vielfältig. Ein Schwerpunkt lag aber im Bereich der Sturzverletzungen nach zu umfänglichem Alkoholgenuss.

Insgesamt im Zeitfenster zwischen dem 31.12.15 – 07:00 Uhr und dem 01.01.16 – 07:00 Uhr, also über die Schichtlänge der 3. Wachabteilung von der Integrierten Regionalleitstelle: 197 Rettungsdiensteinsätze, 9 Hilfeleistungen, 36 Brandeinsätze disponiert. Einsatzleiter war der leitende Branddirektor Michael Hanne.


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