Braunschweig. In einer Pressemitteilung äußert sich der ver.di Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen zum Thema "Pflegenotstand im Krankenhaus". Denn bereits am heutigen 22. Oktober wäre das vorhandene Personal für 2018 aufgebraucht, heißt es. Die zugehörige Meldung veröffentlichen wir nachfolgend unkommentiert und ungekürzt.
Über zwei Monate vor Jahresende ist das Personal in Krankenhäusern für 2018 verbraucht... im wahrsten Sinne des Wortes! Beschäftigte der Krankenhäuser machen am 22./23. Oktober 2018 bundesweit mit Aktionen auf die Personalnot aufmerksam. Denn bereits am 22. Oktober wäre das vorhandene Personal für 2018 aufgebraucht, wenn die Schichten so besetzt würden, wie es für eine gute Patientenversorgung notwendig ist. Das hat ver.di bei einer Befragung festgestellt, an der sich bundesweit rund 600 Stationsteams beteiligt haben. »Für die Beschäftigten in Krankenhäusern fällt das Jahresende auf den 22. Oktober. Dann ist das Personal alle. Darauf weisen wir mit unseren Aktionen hin«, sagt Antje Pohle, Krankenschwester am Klinikum Braunschweig und Sprecherin der ver.di-Vertrauensleute im Krankenhaus.
»Zwischen dem 23. Oktober und dem 31. Dezember bricht die Versorgung in den Krankenhäusern nur deshalb nicht zusammen, weil Beschäftigte über ihre Grenzen gehen und dabei ihre Gesundheit ruinieren. Arbeitgeber, die verantwortlichen Politiker und die Gesellschaft als Ganzes sind gefordert, dafür zu sorgen, dass dieser Zustand beendet wird.«
Das Klinikum Braunschweig sei da keine Ausnahme. Auch hier seien die Beschäftigten überlastet, so ver.di-Sekretär Axel Reichinger. »Wir brauchen verbindliche Personalvorgaben per Gesetz, die bisherigen Pläne der Bundesregierung sind bei Weitem unzureichend.«
»Wir sind nicht länger bereit, unsere Gesundheit und unser Privatleben zu opfern, um den chronischen Personalmangel auszugleichen. Wir wollen unseren Beruf nicht aufgeben, wie so viele andere. Deshalb schützen wir uns selbst und machen den Missstand öffentlich.« So betont eine Schwesternschülerin. Sie ist Auszubildende an der Krankenpflegeschule im Braunschweiger Klinikum und hat gemeinsam mit über 100 anderen Auszubildenden im Rahmen einer „aktiven Mittagspause“ auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen.
Auch wenn im Braunschweiger Klinikum die Qualität der Ausbildung erste Priorität hat (beispielsweise gibt es hier hauptamtliche PraxisanleiterInnen, die die Auszubildenden während ihrer Praxiseinsätze auf den Stationen und Abteilungen begleiten), so ist der Nachwuchs noch stärker zu fördern: Es droht nach Auskunft aller Experten eine Pflegelücke (IW, BA) und es wird vor einem „Kollaps“ gewarnt!
Die von Gesundheitsminister Jens Spahn auf den Weg gebrachte Verordnung zur Einführung von Personaluntergrenzen wird indes nicht nur von ver.di sehr kritisch betrachtet:
Pflegeuntergrenzen lediglich in vier Bereichen einzuführen bedeutet einen staatlich legitimierten Pflegenotstand... Deshalb fordert ver.di mit vielen anderen Organisationen verpflichtende Personalvorgaben, die sich am individuellen Pflegebedarf ausrichten.
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