Braunschweig. Kostenloses W-Lan in der Innenstadt ist schon seit längerem in Planung (RegionalBraunschweig.de berichtete). Die Verwaltung arbeitet momentan noch an der Umsetzung. Die Ratsfraktionen möchten aber noch mehr. Braunschweig soll zur "Smart-City" werden. Die CDU hatte einen Antrag eingereicht in den Wirtschaftsausschuss eingereicht, Piraten und SPD brachten daraufhin Änderungsanträge ein. Am Ende einigten sich die Fraktionen darauf, dass die Verwaltung ein Konzept erarbeiten soll, in dem alle Vorschläge berücksichtig werden.
Im Wirtschaftsausschuss am Freitag wurde von der CDU ein Antrag eingereicht, darin heißt es: "Der Rat der Stadt Braunschweig hat mit seinen Beschlüssen zu den Themen mobiles Bezahlsystem und kostenloses WLAN in der Innenstadt zwei von der CDU eingebrachte Punkte bereits aufgegriffen. Diese müssen zur Weiterentwicklung Braunschweigs hin zur „Smart-City Braunschweig“ nun noch um die Bereiche Verkehr und Elektromobilität ergänzt und zusammengeführt werden."
Das wird mit unter anderem mit folgendem Szenario beschrieben: "Ein Bürger steht an einer Straßenbahnhaltestelle und kann mit dem NFC-fähigen Smartphone mittels BS-Smart-City-App die aktuellen Abfahrtszeiten der nächsten Straßenbahnen erhalten. Mit einem Klick auf die gewünschte Bahn und der Angabe seiner Zielhaltestelle bezahlt er über ein mobiles Payment seinen Fahrtschein. Die Bahn kommt, er steigt ein und zeigt dem Fahrer seine Fahrerlaubnis auf dem Smartphone. Da er zwischenzeitlich bemerkt hat, dass er eine Haltestelle früher aussteigen kann und dieses auch tut, merkt die Bahn-App den vorzeitigen Ausstieg und berechnet den Fahrpreis neu. Über die Differenz erstellt die App automatisch eine Gutschrift. Am Ziel angekommen, sieht der Bürger in einem der Einzelhandelsschaufenster ein Produkt das ihm gefällt und hält sein NFC-fähiges Smartphone an das Schaufenster, um detailliertere Informationen zum Produkt auf sein Smartphone zu bekommen, dabei nutzt er einen kostenlosen WLAN-Zugang in der Innenstadt."
Sebastian Kretschmann stellte die Überlegungen der CDU vor. Foto: CDU Braunschweig
Demnach soll die Verwaltung ein Konzept erstellen, in dem die bereits beschlossenen Anträge zu kostenlosem W-Lan und mobilen Bezahlen mit den weiteren Überlegungen verknüpft werden. Dabei soll das Bezahlen von städtischen Gebühren und Fahrscheinen für den Öffentlichen Nahverkehr berücksichtigt werden. Über ein Live-Tracking- System, soll man Busse und Bahnen verfolgen können. W-Lan wird nach den Plänen, an zentralen Plätzen der Innenstadt und in allen Bereichen des ÖPNV kostenlos nutzbar sein. Zudem ist vorgesehen, dass der Einsatz von Elektrobussen, Elektro-Autos sowie E-Bikes und die dafür nötige Ladeinfrastruktur besondere Berücksichtigung finden. Regionale Akteure, die bereits Erfahrungen in diesen Bereichen aufweisen (zum Beispiel Volkswagen, die Verkehrs-GmbH, das DLR sowie die Ostfalia Hochschule und die TU Braunschweig) könnten dabei einbezogen werden. Des Weiteren wird ein konkreter Umsetzungszeitplan für die Maßnahmen gefordert und die CDU-Ratsfraktion möchte eine Anordnung nach Praktikabilität. Die Priorisierung soll sich nach dem tatsächlichen Mehrwert für den Bürger richten.
Verankerung im Integrierten Stadtentwicklungskonzept
Die SPD hatte dazu eine Änderungsantrag eingereicht. Zentrale Forderung: Die Ideen sollen im Integrierten Stadtentwicklungskonzept 2030 verankert werden. Dazu soll es eine Unterstützung im Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen geben und eine Digitalisierung im Gesundheitswesen zur Vernetzung. Dazu soll auch der Tourismus Berücksichtigung finden. Den gesamten Änderungsantrag finden Sie hier.
Hilfe von außen
Auch die Piratenfraktion begrüßte den Antrag, ist jedoch der Meinung, dass die Stadt Braunschweig jedoch unmöglich alleine die besten Lösungen konzipieren, entwickeln und testen kann. Vielmehr würde es darauf ankommen ein attraktives Rahmenwerk zu schaffen, in dem sich viele Institutionen und Akteure beteiligen könnten. Denn nur so würden die individuellen Bedarfe der unterschiedlichen Nutzergruppen optimal bedient werden können. Gleichzeitig müsse darauf geachtet werden, dass diese Lösungen untereinander sinnvoll zusammenhängen, unnötige Doppelarbeit vermieden wird und keine Insellösungen entstehen. Die Aufgabe der Stadt müsse es daher sein, einheitliche Standards zu schaffen gegebenen Falls auch zu verhandeln, auf denen aufbauend verschiedene technische Produkte miteinander interagieren können. Dazu wird im Änderungsantrag ein Szenario skizziert:
Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann äußerte sich für die Piratenfraktion. Foto: Piratenfraktion Braunschweig
"Sowohl auf Seiten der Dienstleistungsanbieter als auch auf Seiten der Nutzer gibt es unterschiedliche Ziele und Möglichkeiten. Um beim Beispiel Mobilität zu bleiben: Die Verkehrs-GmbH wird ihre Fahrplandaten sicherlich automatisch zur Verfügung stellen und aktualisieren wollen, wohingegen zum Beispiel spontane Mitfahrgelegenheiten im Einzelfall eingegeben werden. Dem potentiellen Nutzer der Mobilitätsangebote müssen trotzdem beide einheitlich und zusammen präsentiert werden, um eine einfache und spontane Auswahl zu ermöglichen. Je nach Nutzer muss das auf dem PC, dem Smartphone, in einem Assistenzsystem oder demnächst auch auf der Armbanduhr oder der Augmented-Reality-Brille geschehen. Die einzig erfolgversprechende Option ist daher, die Entwicklung individueller Angebote der freien Wirtschaft und Open-Source Entwicklern zu überlassen. Lediglich einige Rumpfangebote sollen durch die Verwaltung beauftragt werden, um eine Implementierung der einheitlichen Standards (und damit die Nutzung der durch diese Rumpfangebote bereitgestellten Daten) tatsächlich attraktiv zu machen." Den kompletten Änderungsantrag finden Sie hier. Die Fraktionen einigten sich auf den Kompromiss, dass die Verwaltungen aus allen Überlegungen ein Konzept schnüren soll. Dieser Beschluss muss noch im Rat der Stadt Bestätigung finden.
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