Braunschweiger Experte fordert in Berlin Ausreiseverbot aus Risikogebieten

"Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf, um das Schiff noch zu drehen", erklärte der Braunschweiger Wissenschaftler Michael Meyer-Hermann Medienberichten zufolge am heutigen Mittwoch beim Corona-Gipfel zwischen Bund und Ländern.

von


Michael Meyer-Hermann bei einer Präsentation in Braunschweig (Archivbild)
Michael Meyer-Hermann bei einer Präsentation in Braunschweig (Archivbild) | Foto: Alexander Dontscheff

Berlin / Braunschweig. Bei der am heutigen Mittwoch stattfindenden Konferenz zwischen Bund und Ländern im Kanzleramt in Berlin warnte der Braunschweiger Wissenschaftler Michael Meyer-Hermann die Teilnehmenden eindringlich vor einem Kontrollverlust in der Corona-Pandemie. Dies berichten BILD.de und Handelsblatt übereinstimmend unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Sein drastischer Vorschlag eines Ausreiseverbots aus Risikogebieten sei allerdings laut BILD.de wenig Beachtung geschenkt worden.


Professor Dr. Michael Meyer-Hermann ist Leiter der Abteilung Systemimmunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und sei als Experte zur Konferenz der Regierungschefs in Bund und Ländern als Experte hinzugezogen worden. "Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf, um das Schiff noch zu drehen", erklärte der Wissenschaftler laut Medienberichten vor den Teilnehmenden. Deutschland stehe aus seiner Sicht an der "Schwelle zu einem exponentiellen Wachstum". Sein Appell lautete, weiterhin an der Maskenpflicht festzuhalten. Auch Bußgelder seien sehr wichtig. Meyer-Hermann habe vor diesem Hintergrund außerdem vor vorschnellen Diskussionen über Großveranstaltungen und die Verkürzung der Quarantänezeit gewarnt und seine Aussagen mit einer Simulation belegt.

Mehr Kosten durch weniger Maßnahmen?


Beim Helmholtz-Institut habe Meyer-Hermann derzeit laut der Pressestelle eine Abwesenheitsnotiz bis in den November geschaltet und sei auch dort nicht erreichbar, wie regionalHeute.de vonseiten des Instituts erfuhr. In einer Pressemitteilung berichtete der Wissenschaftler jedoch bereits im Mai, dass Simulationen belegen, dass eine schnelle Aufhebung der Schutzmaßnahmen der Wirtschaft langfristig mehr Schaden und mehr Kosten verursachen würden als langsame und schrittweise Lockerungen.

"Die Strategie umsichtiger, schrittweiser Lockerungen ist nicht nur gesundheitspolitisch, sondern auch wirtschaftlich vorzuziehen", berichtete Meyer-Hermann im Mai aus einer Studie in Kooperation mit dem Ifo-Institut und ergänzt: „Wenn die Politik kurzfristig mehr Wirtschaftstätigkeit erlaubt, verlängert sich die Phase der Beschränkungen nach unseren Simulationsanalysen so sehr, dass die Gesamtkosten steigen.“ Meyer-Hermann habe sich in Berlin erneut für eine bundesweit einheitliche Linie bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ausgesprochen. Ob diese erreicht werde, sei laut aktuellen Medienberichten jedoch unklar. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und Präsidenten werden voraussichtlich am späten Nachmittag vor die Presse treten.

Wie BILD.de berichtet, sei der Vorschlag eines Ausreiseverbots aus Risikogebieten von Professor Meyer-Hermann jedoch nicht auf Zustimmung bei den Teilnehmenden der Konferenz gestoßen. Das Blatt zitiert einen Minister mit den Worten: "Die Forderung nach Ausreiseverboten hat keiner ernst genommen."


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


Helmholtz-Zentrum