Braunschweiger Ingenieurin verhüllte den Arc de Triomphe

Die Braunschweiger Ingenieurin Anne Kathrin Burghartz half bei der Erfüllung von Christos größtem Traum. Sie begleitete die Verhüllung des Triumphbogen in Paris.

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Anne Burghartz mit ihrem Vater vor dem verhüllten Triumphbogen in Paris.
Anne Burghartz mit ihrem Vater vor dem verhüllten Triumphbogen in Paris. | Foto: Privat

Paris/Braunschweig. Nach vielen Monaten der Vorbereitung wurde am vergangenen Wochenende der Arc de Triomphe in Paris verhüllt. Es ist das letzte Projekt, des Verhüllungskünstlers Christo. Den Abschluss hatte der Künstler selbst nicht mehr erlebt, er starb im Mai des vergangenen Jahres. Fortgesetzt wurde das Projekt dennoch - von seinem Neffen und unter der Federführung der Braunschweiger Ingenieurin Anne Burghartz.


Die geborene Braunschweigerin Anne Kathrin Burghartz hat das 14-Million Euro-Projekt begleitet und war als leitende Bauingeneurin daran beteiligt. Seit 2019 haben sie und ihr Team an der Ausarbeitung von Christos größtem Traum gearbeitet. Seit Juli ist sie in Paris und leitet die Arbeiten direkt vor Ort. Für die Ingenieurin, die inzwischen in Berlin lebt und arbeitet, war dieses Projekt ein ganz besonderes, sagt sie im Gespräch mit regionalHeute.de. Man stelle sich vor: Während wir mit Anne Burghartz telefonieren, sitzt sie in ihrem Pariser Büro und blickt auf das Werk des Enthüllungskünstlers, an dem sie so viele Monaten mitgearbeitet hat. Es sei das Ergebnis einer großen Vision und des Zusammenspiels vieler Beteiligter, sagt sie. Dass Anne Burghatz an dem Projekt mitarbeiten durfte, sei auch ein wenig glückliche Fügung gewesen, da sie seinerzeit frei gewesen sei. Aber natürlich seien auch Erfahrungen mit eingeflossen, sagt sie.

Alles begann 2019


Christo selbst hatte sich 2019 an das Berliner Ingenieurbüro „schlaich bergermann partner" gewandt, um sich seinen Traum von der Verhüllung des Triumphbogens zu erfüllen. Nicht das erste Mal, dass es eine Zusammenarbeit zwischen Christo und den Berliner Ingenieuren gab. Denn schon 2018 begleitete das Ingenieurbüro die Umsetzung des Christo-Kunstprojekts „London Mastaba“ auf dem Serpentine Lake in London.

Der New Yorker Künstler Christo und seine Frau Jeanne-Claude hatten bereits 1995 den Reichstag in Berlin verhüllt. Eines der Pariser Wahrzeichen, den Arc de Triomphe, zu verhüllen, sei ein Wunsch des Künstlerpaares gewesen, den er schon seit den 60er-Jahren hegte. Es sollten 50 Jahre vergehen, bis dieser Traum Wirklichkeit wurde.

Ein Jahr habe man Zeit gehabt, diesen Traum zu verwirklichen, sagt Anne Burhartz im Gespräch mit unserer Online-Zeitung. Denn die Fertigstellung war eigentlich bereits für 2020 geplant. Dann wurde diese jedoch immer wieder verschoben - bis zum vergangenen Wochenende. Christo selbst erlebte diesen Tag nicht mehr. Am Ende sei man aber sehr nah an seinen Vorstellungen geblieben und habe das Projekt so umgesetzt, wie es sich der Künstler vorgestellt hatte, sagt Anne Burghartz, die noch bis zum 4. Oktober in Paris bleibt. Dann endet das Projekt.

Enge Zusammenarbeit mit dem Künstler


Anne Burghartz hatte Christo noch selber kennengelernt. Dieser hatte sich bei den Planungen sehr eng mit den Ingenieuren ausgetauscht, sagt sie. Gemeinsam habe man mit Christo zusammen ein erstes Modell in der Größe von zehn mal 20 Meter aufgebaut. Gemeinsam mit einem großen Team hat Anne Burghartz das Projekt nach den Wünschen und Vorstellungen des Künstlers umgesetzt. Im Wesentlichen bestand ihre Arbeit darin, dafür zu sorgen, die Verhüllung so anzubringen und zu fixieren, dass die Fassade nicht beschädigt werde. Dazu mussten Unterkonstruktionen aus Stahl geschaffen und verbaut werden. Am Ende sollte das Profil Arc de Triomph sein Profil behalten und als solcher auch nach wie vor erkennbar bleiben. Eine Herausforderung, sagt Anne Burghartz. Aber alles sei ohne Komplikationen verlaufen. Dass sie dieses Projekt, das weltweit für Aufsehen sorgte, sei schon eine Besonderheit. Beim Abschluss sei nicht nur Frankreichs Präsident Emmanuel Macron anwesend gewesen, sondern auch der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg. Viel mehr Bedeutung, als der ganze Wirbel um die Verhüllung, habe für sie aber das Zusammenspiel aller Akteure. "So eine Zusammenarbeit habe ich wirklich noch nie erlebt. Das war einfach toll", sagt sie.

Am Ende konnte das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude, das 1995 den Reichstag in Berlin verhüllte, nicht mehr erleben. Ihr Neffe, Vladimir Balzer, stellte das Projekt fertig. Der Triumphbogen in Paris wird bis zum 3. Oktober verhüllt sein.


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