Der Igel: Geliebt und doch in Schwierigkeiten

Der NABU will 2025 zum Igeljahr machen. Dabei ist auch die Bevölkerung gefragt.

Symbolbild
Symbolbild | Foto: Roger Cornitzius

Region. Es gibt wohl kaum ein beliebteres Säugetier in Europa als den Igel. In Märchen wird er aufgrund seiner Schläue gerühmt, in Comics als pfiffiger Geselle durch allerlei Abenteuer geschickt, er taucht in vielen Redewendungen auf und steht als Symbol von Wehrhaftigkeit, das „Einigeln“, das Einrollen gegen Feinde ist in der Natur zu seiner Lebensversicherung geworden. Und dennoch geht es dem Igel in unserer Landschaft immer schlechter. Darauf weist der NABU Niedersachsen in einer Pressemitteilung hin.



Josefine Stangenberg, Leiterin der Regionalgeschäftsstelle des NABU in Südost-Niedersachsen zeigt sich sehr besorgt: „Der Igel, der als sehr anpassungsfähig galt, gerät allenthalben unter Druck. In einigen Bundesländern ist er sogar bis in die Vorwarnliste der Roten Liste der gefährdeten Arten vorgerückt! Das ist alarmierend.“

Ausgeräumte Landschaft als Hauptproblem


Josefine Stangenberg nennt Gründe: „Die Gefährdungen des Igels – die stets stellvertretend für viele andere Arten gesehen werden müssen – sind vielfältig: Das Hauptproblem ist die zunehmend ausgeräumte Landschaft, in der Hecken, Feldgehölze und Wegraine fehlen. Diese haben wir in den letzten Jahrzehnten in rapidem Tempo verloren. Wo nur noch Maiswüsten gähnen und der letzte Wegrain und die letzte Feldhecke schon lange weggepflügt wurden, finden Wildtiere wie der Igel weder Nahrung noch Unterschlupf. Deshalb zieht sich der Igel hierzulande immer weiter in die Siedlungen zurück“, betont Stangenberg und fügt an: „Der Weg zu einer naturverträglichen Landwirtschaft ist überfällig, das zeigt nicht nur der Igel, sondern zahllose andere Arten!“

Die NABU-Mitarbeiterin zeigt weitere Gefahren für den drolligen Stachelritter auf: „Sein Einigeln hilft ihm zwar gegen tierische Fressfeinde, aber nicht gegen Nahrungsmangel. Gerade in Gärten, Parks und Grünanlagen haben wir es in der Hand, für einen gedeckten Tisch zu sorgen, damit der Igel ausreichend Nahrung – er ist ein „Kleinsttiergourmet“ – findet. Dazu gehören Käfer und andere Insekten sowie deren Larven, Regenwürmer, Ohrwürmer und andere mehr. Laub muss auch mal liegenbleiben dürfen; heimische Wildsträucher und Stauden sollten statt schöner, aber ökologisch nutzloser Exoten im Garten einen Platz finden. Und das Laub kann im Herbst hervorragend vom Igel genutzt werden, um es in sein Schlafnest zur Überwinterung hinein zu schieben“, rät Stangenberg.

Unterschlupf in der Igelburg


„Und genau hier kann auch jetzt bereits Hand angelegt werden, damit das nächste Jahr zum Igeljahr wird“, sagt Stangenberg: „Eine Igelburg ist sehr sinnvoll, darin können Igel Unterschlupf finden, die Jungigel zur Welt bringen oder den Winterschlaf halten.“ Baupläne für geeignete Igelburgen aus Holz gibt es beim NABU. Sie sollten an trockenen Stellen im Garten aufgestellt werden und mit etwas Reisig und Laub überdeckt werden“, rät die Naturschützerin.

„Darüber hinaus ist es sehr wichtig, den Garten auf mögliche, bislang unentdeckte ‚Igelfallen‘ abzuschreiten, auch das Haus: Gibt es steile Teichufer, insbesondere bei Kunstteichen aus Kunststoff, über die hineingefallene Igel nicht mehr hinaussteigen können, sodass sie ertrinken? Ein Schicksal, das jährlich viele Igel erreicht. Gibt es offene Lüftungs- oder Kellerschächte, die noch nicht abgedeckt oder engmaschig verdrahtet sind? Oder große offene Gullys? Wichtig ist es auch, Igeln und anderen Kleinsäugern Zugang zum eigenen Garten oder Kleingarten zu ermöglichen: Leider werden immer öfter äußerst massive Zäune bis zum Boden gebaut, die ihnen den Zugang versperren“, beklagt Stangenberg.

Bis zu einer Million toter Igel auf der Straße


Hier kann im Garten, Kleingarten, dem Park und anderswo viel für den kleinen Stachelritter erreicht werden, dem es immer schlechter geht: Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland jedes Jahr bis zu einer Million Igel den grausamen Straßentod finden. „Zusammen mit der galoppierenden Ausräumung der Landschaft sind dies alarmierende Faktoren, die uns langfristig um den Igel fürchten lassen“, betont die NABU-Aktive.

Der NABU hält dazu ausführliches Informationsmaterial bereit, in dem auch Baupläne für eine Igelburg und viele andere praktische Tipps zum Igelschutz zu finden sind. Dieses Infopaket kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro in Briefmarken bei der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen, Konrad-Adenauer-Straße 25, 38226 Salzgitter oder zu den Öffnungszeiten (dienstags 10 – 12 und 13 – 15 Uhr) erworben werden. Die Info-Pakete werden nach der Winterpause ab dem 2. Januar verschickt.

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