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"Deutschland ist nicht auf Tornados vorbereitet" - Feuerwehr von Unwetter überrascht

"Auch hierzulande gibt es jährlich Dutzende Tornados, meist haben wir das Glück, dass sie nicht durch Siedlungen fegen", erklärt der Wetter-Experte Jörg Kachelmann und spricht eine Warnung aus.

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Symbolbild. | Foto: Anke Donner / Video: Thomas Stödter

Region. Sind wir in Deutschland auf Extremwetterlagen mit Tornados vorbereitet? Nein, sagt der Wetter-Experte Jörg Kachelmann im Interview mit dem Spiegel. Ein Tornado hatte am Freitag für große Verwüstung und zahlreiche Verletzte in Paderborn gesorgt. Auch in unserer Region, in Langelsheim im Landkreis Goslar, sorgte eine Windhose oder der Ausläufer eines Tornados für Zerstörung. Die örtliche Freiwillige Feuerwehr wurde davon überrascht.



"Auch hierzulande gibt es jährlich Dutzende Tornados, meist haben wir das Glück, dass sie nicht durch Siedlungen fegen", erklärte Kachelmann gegenüber dem Spiegel. Es helfe nicht, jedes Mal überrascht zu tun. Der Paderborner Tornado sei nicht einmal besonders stark gewesen, trotzdem sind die Opferzahlen unheimlich hoch. Dies zeige: "Deutschland ist nicht vorbereitet."

"Ab dann tickt die Uhr"


Bereits zwei Tage zuvor sei ziemlich klar gewesen, dass es irgendwo einen Tornado geben könne. Eine knappe halbe Stunde dann, bevor der Tornado durch Paderborn zog, haben man eine stark rotierende Gewitterwolke in der Region gesehen. "In den USA hätte man um 16.40 Uhr in Paderborn und anderen Orten auf der Zugbahn die Sirenen aktiviert und gleichzeitig in allen Medien Livestreams geschaltet. Ab dann tickt die Uhr, die übliche Vorwarnzeit von 15 bis 30 Minuten reicht, um sein Leben zu retten", erklärt Kachelmann, der zwei Jahre in Oklahoma lebte. "Die US-Amerikaner entkommen den Warnungen gar nicht. Das müssen wir auch in Deutschland etablieren, sonst wird es sehr gefährlich", fordert der Wetter-Experte und warnt: "Wenn so ein Tornado nach einem warmen Sommertag durch Hamburg oder Berlin zieht, reden wir von Hunderten, vielleicht Tausend Toten. Das darf nicht geschehen, deswegen müssen wir uns besser vorbereiten."

Feuerwehr Langelsheim wurde vom Ausmaß überrascht


Die Freiwillige Feuerwehr in Langelsheim wurde von der Heftigkeit überrascht. "Es gab die allgemeinen Warnungen für Deutschland ein, zwei Tage vorher, wo die Priorität mehr im Westen lag. Die entstehen so spontan und lokal, dass man da kaum Vorlaufzeit hatte. Uns war zwar klar, es gibt Gewitter, aber mit welchen Auswirkungen das Gewitter stattfindet, war von unserer Seite nicht vorhersehbar", sagt Langelsheims stellvertretender Ortsbrandmeister Ralf Bosse im Gespräch mit regionalHeute.de.

Ein Schuppen wurde zum Einsturz gebracht.
Ein Schuppen wurde zum Einsturz gebracht. Foto: Thomas Stödter


In Langelsheim gab es glücklicherweise keinen Verletzten. Doch das hätte auch anders kommen können. "Wenn man die Schadensbilder sieht, hätte man es auch anders erwarten können", sagt Bosse und verweist auf Gebäudeteile, die auf Autos stürzten.

Warnung der Bevölkerung ist ein bekanntes Problem


Dass Deutschland ein allgemeines Problem bei der Warnung der Bevölkerung hat, ist lange bekannt. Der bundesweite Warntag am 10. September 2020 hat es gezeigt. Seit dem wird an dem Thema, das auch nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine noch einmal Brisanz bekommen hat, gearbeitet. Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "Warntag-Irrsinn: Das skandalöse Ergebnis dieser Übung steht schon vorher fest" zum damaligen Warntag.


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