Braunschweig. Immer wieder werden vor dem Braunschweiger Landgericht spektakuläre und aufsehenerregende Prozesse verhandelt. Viele davon waren Mordprozesse, die bundesweit für Interesse gesorgt haben. regionalHeute.de hat die bekanntesten Verhandlungen zusammengefasst, die viele Jahrzehnte zurückreichen.
Für besondere Aufmerksamkeit haben etliche Mordprozesse gesorgt, die in der Münzstraße verhandelt worden. Ganz aktuell läuft der "Mordprozess ohne Leiche" vor der Strafkammer in Braunschweig. Angeklagt ist ein Bundespolizist, dem vorgeworfen wird, seinen Freund getötet zu haben. Von der Leiche fehlt auch ein Jahr nach der mutmaßlichen Tat jede Spur.
Verfeindete Clans
Ein weiterer aktueller Fall, der am Landgericht derzeit verhandelt wird, befasst sich mit einer Schießerei im vergangenen Jahr im Braunschweiger Ringgebiet. Die brutalen Auseinandersetzungen soll das Resultat eines seit vielen Jahren schwelenden Familienkrieg zweier Clans sein. Laut Anklage seien die fünf Angeklagten Teil einer Gruppe oder Familie, die mit einer anderen Familie seit mehreren Jahren im Streit gelegen hätte und verfeindet gewesen sei. Der Konflikt zwischen den beiden Familien sei im Laufe der Jahre eskaliert. Daher hätten die fünf Angeklagten mit weiteren, bisher noch unbekannten Mittätern beschlossen, mindestens ein Mitglied der verfeindeten Familie zu töten. Der Prozess wird unter extremen Sicherheitsmaßnahmen geführt. Ein Großaufgebot an Polizeikräften sichert das Landgericht außen und innen.
Mord an Küsterin
Im Januar 2016, mehr als drei Jahre nach dem Mord an einer Küsterin in Braunlage, stand der Ehemann der Frau erneut vor Gericht. In der Verhandlung sollte die Frage der besonderen Schwere der Schuld geklärt werden. Zuvor war der Mann, der am 16. November 2012 seine Ehefrau in der Sakristei der Kirche, in der sie als Küsterin arbeitete, durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet haben soll, wegen Körperverletzung und Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Zu einer Urteilsverkündung kam es allerdings nicht mehr, da der Angeklagte während des Prozesses verstarb.
Clans bekämpfen sich in Salzgitter
2014 bewachten rund 50 Beamte der Bereitschaftspolizei das Landgericht an 12 Prozesstagen bei einem Strafverfahren, das eine Schießerei auf offener Straße in Salzgitter-Lebenstedt zwischen zwei Mhallamye-Kurden-Clans zum Gegenstand hatte. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat gegen einen 55-Jährigen aus Bremen Anklage wegen versuchten Totschlags zur Schwurgerichtskammer des Landgerichts Braunschweig erhoben. Dem Mann wurde vorgeworfen, in der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 2013 nach Streitigkeiten mit einer Pistole auf drei Männer der gegnerischen Gruppe geschossen zu haben. Zwei der Geschädigten erlitten Schussverletzungen im Bauchbereich, der dritte eine Prellung.
Mord an Bordellbesitzer
2011 wurden in dem sogenannten Torso-Prozess ein damals 49-jähriger Schlachter aus Vienenburg und sein 28-jähriger Sohn wegen Mordes an einem Bordellbesitzer zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Aus Verärgerung über mangelndes Entgegenkommen und zur Erlangung der von diesem mitgeführten 25.000 Euro soll er einen 35-jährigen Mann den Ermittlungen zufolge zunächst mittels eines Revolvers durch einen aufgesetzten Bauchschuss niedergeschossen haben. Als er bemerkt habe, dass das Opfer den Tötungsversuch überlebt hatte, habe er diesem einen gezielten Messerstich ins Herz versetzt, an dem es alsbald verstorben sei. Später wurde das Opfer zerstückelt. Der Torso wurde in der Okertalsperre gefunden.
Schüsse auf der Autobahn
1999 fand der Prozess um den spektakulären Mord an dem griechischen Gastronomen und Bordellbetreiber Elefterios Varlamis statt, der auf der Autobahn in seinem Wagen aus einem vorbeifahrenden Auto heraus erschossen worden war. Für die Todesschüsse auf der A 395 am 22. Juli 1998 wurden die fünf Angeklagten zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt.
Ein Pastor wird zum Mörder
1998 sorgte der Mord an der Pastorenfrau Veronika Geyer-Iwand für großes Aufsehen. Die Ortsbürgermeisterin von Beienrode wurde in einem Waldstück bei Hötzum erschlagen aufgefunden. Geyer wurde als erster Geistlicher in der Bundesrepublik Deutschland überhaupt wegen Tötung seiner Ehefrau zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt. Geyer starb ein Jahr nach seiner Haftentlassung im Jahr 2003. 20 Jahre nach dem Mord an Veronika Geyer-Iwand verfilmt der NDR den Fall.
Mord an Bankdirektor
1978 erging das Urteil gegen den Exil-Ungarn Ferenc Sos, der in Braunschweig-Mascherode die fünfköpfige Familie eines Bankdirektors erdrosselt hatte. Sos wurde vom Braunschweiger Landgericht wegen fünfachem Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er starb 2011 in der JVA Celle.
Der Totmacher
1950 wurde der Massenmörder Rudolf Pleil, der sich selbst „Totmacher" nannte und der an der Zonengrenze mindestens zehn junge Frauen umgebracht hatte, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Pfeil hatte 1946 und 1947 mehrer Frauen ermordet. Unter anderem tötete er zwei Frauen bei Vienenburg, deren Leichen er in einem Brunnen zurückließ.
"Der Schrecken des Elm"
Anfang der 1970er-Jahre wurden in Braunschweig der Fall gegen den SS-Hauptsturmführer und Gewaltverbrecher Friedrich Opitz verhandelt. Opitz, der "Schrecken des Elm", hatte seit 1928 die Gegend um Braunschweig zunächst durch Eisenbahnattentate und dann durch Raubüberfälle und Raubmorde in Angst und Schrecken versetzt. Opitz wurde im Juni 1937 zum Tode verurteilt und am 12. Oktober 1937 hingerichtet.
Beamtenbeleidigung und Betrug
Außer den Tötungsdelikten fand beispielsweise auch 2005 das Berufungsverfahren gegen einen ehemaligen Fußballprofi wegen Beleidigung eines Polizeibeamten. Stefan Effenberg soll während einer Polizeikontrolle einen Beamten "Arschloch" genannt haben. Dafür gab es nach einem Berufungsverfahren eine saftige Geldstrafe.
Außerdem wird am Landgericht der Prozess im VW Abgas-Skandal geführt. Angeklagt ist auch der frühere VW-Chef Martin Winterkorn.
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