Feldmauer-Sanierung: 40 Bäume werden gefällt.

Ingesamt 40 Bäume an der Bismarckstraße müssen weichen, damit ein sicheres Arbeiten an der Feldmauer nahe der Bahnstrecke möglich ist.

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Alle Bäume in der ersten Reihe über der Feldmauer müssen weg - bis hinter die Fußgängerbrücke am rechten Bildrand.
Alle Bäume in der ersten Reihe über der Feldmauer müssen weg - bis hinter die Fußgängerbrücke am rechten Bildrand. | Foto: Marvin König

Goslar. Zwischen dem Achtermann, dessen Parkhaus und der Bismarckstraße verläuft die Bahntrasse von und nach Goslar in einem tiefen Graben, der von einer sogenannten "Feldmauer" aus der alten Stadtbefestigung überschattet wird. Das alte Gemäuer ist baufällig und gefährdet den Bahnverkehr, die Deutsche Bahn drängt auf Sanierung. Der Rat musste zur Sicherheit des vertikalen Arbeitsbereiches am Dienstag schweren Herzens der Fällung von 40 Bäumen nahe der Feldmauer zustimmen. Ein Thema, das die Gemüter erhitzte.


Der Rat stimmte der Fällung letztendlich zu. Vorangegangen waren Gespräche im nicht öffentlichen Verwaltungsausschuss. Die einhellige Meinung: Die Sicherheit der Arbeitskräfte auf der Baustelle steht sonst auf dem Spiel.

Eigentlich ist die Feldmauer im Besitz der Bahn. Die Stadt muss dennoch für 50 Prozent der Sanierungskosten aufkommen - ein Millionenbetrag. Hintergrund ist nach Informationen unserer Online-Zeitung, dass die Stadt zur Errichtung der Brücke von der Bismarckstraße zum Achtermannparkhaus im Jahr 1981 einen Vertrag mit der Bahn schloss, um um die Direktanbindung des Parkhauses über die Bahnstrecke an die Bismarckstraße zu realisieren. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt Goslar, sich für die nächsten 50 Jahre an der Instandhaltung der Mauer zu beteiligen. Die Stadt schätzt die Gesamtkosten der Sanierung derzeit auf 3,7 Millionen Euro. Auf die Stadt entfielen demnach - bei Einhaltung der Kosten - mindestens 1,85 Millionen Euro.

Diese Brücke kostet die Stadt nun mindestens 1,85 Millionen Euro - nach fast 40 Jahren.
Diese Brücke kostet die Stadt nun mindestens 1,85 Millionen Euro - nach fast 40 Jahren. Foto: Marvin König



"Wer schützt die Bäume?"


Direkt oberhalb der Mauer sollen für die Sanierung nun 40 Ahornbäume gefällt werden. Sabine Seifarth (Grüne PARTEI 42) bringt das auf die Palme: "Wir zitieren aus der Vorlage der Verwaltung: 'Oberhalb der Feldmauer befinden sich die ortsbildprägende und etwa 300 Meter lange Ahornbaumallee'. Die Betonung liegt für mich auf ortsbildprägend. Die sind als geschützter Landschaftsbestandteil geschützt? Was bedeutet das? Wer schützt die Bäume? Wieso wird das in diesem Fall ignoriert?" Seifarth erwarte, dass der Erhalt der Bäume Vorrang hat: "Der Klimawandel ist in dieser Stadt wohl noch nicht angekommen. Vermutlich verstehen Sie es erst, wenn wir in Oker, wie von der Partei "Die PARTEI" gefordert, anfangen einen Hochseehafen zu bauen."

AfD plädiert für Drahtnetz-Lösung


Ein Änderungsantrag seitens der AfD bietet eine Lösung: "Mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren soll die Stadt für die Sanierung aufkommen. Wir hätten uns gewünscht, dass die Verwaltung eine Methode mit Drahtseilnetzen prüft", meint Dirk Straten, Fraktionsvorsitzender der AfD. Mit Drahtseilnetzen, wie oft an steilen Abhängen im Harz praktiziert, könne man die restliche Vertragslaufzeit überbrücken und den Bahnverkehr im Graben sichern, so die Vorstellung der AfD. "Diese schöne Allee wird zerstört und wir machen der Bahn ein wunderbares Geschenk", bedauert der AfD-Politiker im Hinblick auf den Antrag der Verwaltung.

Fällung unausweichlich


Die Verwaltung meldet sich zu Wort. Marion Siegmeyer, Fachdienstleiterin Bauservice, verdeutlicht mit einer Grafik, weshalb die Bäume gefällt werden müssen. Ein Gutachten, das regionalHeute.de vorliegt, kam zu einem eindeutigen Schluss: Die Bäume sind zu stark in dem Bereich verwurzelt, in dem die Sanierungsarbeiten stattfinden. Würde man dort Erdarbeiten durchführen und die Bäume stehen lassen, "wäre die Standfestigkeit eindeutig verloren und die Bäume wären nicht verkehrssicher", stellt Siegmeyer klar und fügt hinzu: "Wir wollen die Allee wieder komplettieren und wieder Bäume hinpflanzen. Die Bäume, die wir wegnehmen müssen, sind eigentlich auch nicht die richtigen für diesen Standort. Wir haben keine sinnvolle Alternative." Ratsfrau Urte Schwerdtner (SPD) geht auf Sabine Seifarth ein: "Ich führe die Äußerungen von Frau Seifarth einfach darauf zurück, dass sie im Verwaltungsausschuss nicht anwesend war, um hier richtige, sachkundige Ausführungen zu machen. Wir haben darüber diskutiert, ob es Alternativen gibt." Laut Schwerdtner mit eindeutigem Ergebnis: "Diese Arbeiten erfordern ein gewisses Maß an Sicherheit. Das ist nur leistbar, wenn wir uns von diesen Bäumen trennen. Alle, die da arbeiten oder da lang müssen, können da nicht gefahrlos die Arbeiten ausführen, die sie da ausführen müssen." Schwerdtner abschließend: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Haftung für Personenschäden übernehmen will."

Der Änderungsantrag der Grünen zum Erhalt der Bäume wurde abgelehnt. Auch der Drahtnetz-Antrag der AfD fand keine Mehrheit. Letztlich stimmte der Rat mit 30 Stimmen dafür und sieben Stimmen dagegen für die Fällung der Bäume.


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