Niedersachsen. Gibt es Querdenkerschulen in Niedersachsen? Es gibt in Niedersachsen zumindest kein außerschulisches Bildungsangebot, das dieser Szene zugeordnet werden könnte, wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Björn Försterling, Susanne Schütz, Lars Alt und Dr. Marco Genthe (FDP) hervorgeht.
Die Landesregierung gehe grundsätzlich Hinweisen auf eine mögliche Zuordnung von Schulträgern oder Initiativen zu Schulgründungen zur "Querdenker- oder Reichsbürger-Szene“ nach und treffe gegebenenfalls Maßnahmen, heißt es in der Antwort. Eine Zuordnung zu dieser Szene sei mangels festgelegter Definitionen schwierig. Daher bedürfe es einer Einzelfallentscheidung, gerade beim Verdacht der Verfassungsfeindlichkeit.
Initiativen von Querdenkern
Allerdings seien der Landesregierung ähnliche Bestrebungen, in Niedersachen ein Querdenker-Bildungsangebot aufzubauen, bekannt. Jedoch nicht in unserer Region. Ein Fall einer schulähnlichen oder schulersetzenden Bildungseinrichtung sei bekannt, an dem Personen beteiligt waren, bei denen eine Zugehörigkeit zur Szene angenommen werden könnte. Dabei handelte es sich um die Initiative "Lernwelten" aus Lüneburg. Gegen fast alle Eltern seien Ordnungswidrigkeitsverfahren durch die zuständigen Behörden eingeleitet worden, weil sie ihre Kinder widerrechtlich von der Schule abgemeldet hatten. Der Internetauftritt der Initiative ist seitdem inaktiv und das Angebot bestehe mittlerweile nicht mehr.
In nur einem Fall, aus dem Raum Celle, sollen Personen der Szene eine Schulgründung beabsichtigt haben. Dabei handelt es sich um eine Grundschule. In einigen Fällen lehnen die Eltern das Schulwesen grundsätzliche ab und lassen ihre Kinder an nicht schulischen Bildungsangeboten teilnehmen. Diese Einzelfälle werden teilweise auch mit der Ablehnung der Corona-Maßnahmen begründet.
Ein Stück Russland in Bayern
In einem im September erschienen Artikel der GEW Niedersachsen in ihrer Zeitschrift "Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen" wurde beschrieben, dass sich mit der Heimbeschulung in der Pandemie vielerorts private Lerngruppen gebildet hätten, in denen Lehrer und Eltern sich auf der Suche nach "oppositionellen Bildungsideen" bestärken. Eine interne Gruppe plante zum Beispiel eine eigene kleine Schule im Raum Lüneburg. Die Eltern hätten demnach ein Interesse gehabt, eine gegenstaatliche Schule zu gründen. Zudem hätten Eltern mit "zweifelhaften Attesten" versucht, eine Befreiung von der Präsenz-, Test- oder Maskenpflicht zu erwirken.
In Einzelfällen sei es zu Drohungen und Beleidigungen gegenüber den Schulangehörigen und in Bayern und Hessen sei es zudem zu Gründungen von Querdenkerschulen gekommen, denen der Betrieb untersagt wurde. In einem Fall berichtet der Bayerische Rundfunk, dass die Gründerin einer Schule das Gelände, auf dem sich die Einrichtung befand, als russisches Hoheitsgebiet und ihre Einrichtung als "russische Stiftungs-Schule" deklariert hatte. Unterrichtet seien dabei rund 50 Kinder von ihren Eltern, aber auch von Aussteigern, wie etwa Schamanen.
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