Gifhorn. Was soll aus dem aktuell leerstehenden Bahnhofsgebäude werden? Die SPD-Stadtratsfraktion schlägt nun vor, dort ein "Haus der Jugend" zu errichten. Zusätzlich möchten sie den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), der in den 90er Jahren in die Innenstadt verlegt wurde, wieder zurück auf den Bahnhofsvorplatz legen.
Durch die Verlegung des ZOBs in die Kreuzung der Fußgängerzone mit der Hindenburgstraße sollte die Innenstadt belebt werden. Das habe aber zur Folge gehabt, dass ehemalige anliegende Geschäfte im Bahnhofsumfeld verkümmert seien. Zusätzlich sei es in der Innenstadt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen, begründet die SPD ihren Antrag.
Thomas Reuter, Fraktionsvorsitzender der CDU-Ratsfraktion, befürwortet prinzipiell die Verlegung des ZOBs, schließlich habe die CDU bereits vor zwei Jahren den gleichen Antrag gestellt. Das teilte er auf Anfrage von regionalHeute.de mit. Die Hindenburgstraße sei einfach zu schmal, was bei den Stoßzeiten mit sieben oder acht Bussen problematisch sei.
Aber das Thema sei bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Gespräche zwischen der Stadt und den Verkehrsbetrieben über die entsprechenden Linienführungen und den Anschlussverbindungen liefen bereits. Darüber sei von der Stadt bereits mehrfach berichtet worden, so Reuter.
Jürgen Völke, Vorsitzender der Gruppe ULG/FDP, vertritt einen anderen Ansatz. Auf Anfrage von regionalHeute.de teilte er mit, dass die ULG sich dafür ausspricht, den ZOB in der Innenstadt zu belassen. Es werde von der Politik immer bemängelt, dass in der Stadt zu wenig los sei und nach Meinung der ULG führe der ZOB im Innenstadtkern zu einer Bereicherung.
"Haus der Jugend"
Wenn es nach der SPD-Ratsfraktion geht, möchten sie im leerstehenden Bahnhofsgebäude ein "Haus der Jugend" einrichten. Deshalb haben sie beantragt, dass die Verwaltung einen entsprechenden Kostenplan dazu aufstellen solle. Darin sollten nicht nur die Sanierungs- und Ausbauarbeiten berücksichtig werden, sondern auch die Kosten für einen mindestens fünftägigen Wochenbetrieb mit entsprechenden Personal, fordert die SPD in ihrem Antrag.
Die ULG würde das Gebäude ebenfalls gern für die Kinder- und Jugendlichen nutzen, jedoch einen anderen Schwerpunkt setzen, teilte Völke mit. Ihnen schwebe "Jugendhaus für Forschung" in Zusammenarbeit mit den Hochschulen vor. Dabei sei auch die gute Anbindung an die Hochschulen in den benachbarten Städten ein Vorteil.
Grundsätzlich werde der Ansatz, das Bahnhofsgebäude der Jugend zur Verfügung zu stellen, von der AfD unterstützt, teilte Robert Preuß auf Anfrage von regionalHeute.de mit. „Ob wir diesem Vorhaben letztlich zustimmen, hängt von der inhaltlichen Ausgestaltung ab.“ Der Bedarf an einer zentralen milieuübergreifende Jugendbegnungsstätte sei gegeben, da es für soziale Institutionen zunehmend schwieriger sei, die Gruppen zu erreichen. Die zunehmende Parallelisierung der Gesellschaft habe bereits einige der Schulhöfe in Gifhorn erreicht, so Preuß. Wichtig sei es, dass die Gifhorner Jugendlichen aktiv in die Planung und Ausgestaltung mit einbezogen werden. "Ziel sollte eine Einrichtung sein, die im hohen Maße von den Jugendlichen in Selbstverantwortung getragen wird. Die Entwicklung von Verantwortung für das eigene Quartier und das Übertragen von Verantwortung, sollte langfristig bei den Jugendlichen gestärkt werden. Dadurch wird auch eine Identifizierung mit unserer Stadt und Heimat erreicht", fasst der AfD-Politiker zusammen.
Die CDU sieht die Einrichtung eines zweiten Jugendzentrums in Gifhorn eher kritisch, erklärte Reuter. Schließlich wäre mit der Grille in der gifhorner Südstadt bereits eines vorhanden, das auf jeden Fall beibehalten werden sollte. Die Entscheidung, was genau mit dem Gebäude geschehen solle, sollte gründlich überlegt werden. Aktuell erarbeite die Verwaltung bereits ein Konzept mit verschiedenen Möglichkeiten, so Reuter weiter. Dafür habe sie die Politik um Vorschläge gebeten. Als einen solchen schätzt er den Antrag der SPD auch ein. Die CDU-Ratsfraktion selbst habe noch keine eigenen Vorschläge erarbeitet, da andere Themen, wie der aktuelle Haushalt, vorrangig seien, schließt Reuter.
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