Gifhorn. Bei zwei Enthaltungen hat der Rat der Stadt Gifhorn in seiner Sitzung am Montag einen Feuerwehrbedarfsplan beschlossen. Mit ehrgeizigen Zielen. Damit diese in realistische Nähe rücken, gibt es noch einiges zu tun. Das berichtete Stefan Mertens von der Firma FORPLAN, die die Situation in Gifhorn ausführlich analysiert hat.
Das im 160 Seiten starken Feuerwehrbedarfsplan vorgesehene und gestern beschlossene Schutzziel für zeitkritische Einsätze der Feuerwehr sieht vor, dass die erste Einheit mit einer Stärke von neun Einsatzkräften innerhalb von acht Minuten nach Alarmierung der Leitstelle am Einsatzort eintreffen soll. Dieses Ziel solle in mindestens 80 Prozent der Fälle erreicht werden. Eine weitere Einheit mit einer Mindeststärke von sieben Einsatzkräften solle innerhalb der folgenden fünf Minuten, also 13 Minuten nach Alarmierung, eintreffen. Hier ist eine Quote von mindestens 90 Prozent angestrebt.
Erreichungsgrad derzeit bei etwa 40 Prozent
Doch wie Firma FORPLAN - das steht für Forschungs- und Planungsgesellschaft für Rettungswesen, Brand- und Katastrophenschutz mbH - aus Bonn herausgefunden hat, ist man davon noch weit entfernt. Zwar habe man aufgrund von Problemen bei der Dokumentation keine konkrete Auswertung durchführen können, doch schätzt Stefan Mertens, dass der Erreichungsgrad der angestrebten zeitlichen Ziele bei etwa 40 Prozent liege. Allerdings sei dies bei Freiwilligen Feuerwehren nichts Außergewöhnliches, dass die Quote so niedrig liege.
Allgemein habe die Gifhorner Feuerwehr gute Vorraussetzungen. Die Ortswehren seien personell stark aufgestellt, die Altersstruktur sei gut und es werde eine hervorragende Jugendarbeit geleistet. Probleme gebe es vor allem im Süden der Stadt. Zum Beispiel im Ortsteil Winkel würde schon alleine die Anfahrtszeit zum Einsatzort häufig acht Minuten dauern. Als mögliche Lösungen hierfür werden die Reaktivierung der Feuerwehr Winkel, eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr der Samtgemeinde Isenbüttel oder die Einrichtung eines sogenannten abgesetzten Standortes in Betracht gezogen.
Gamsen braucht ein neues Feuerwehrhaus
An einigen Standorten gebe es außerdem Probleme mit den Gebäuden. So müsse das Feuerwehrhaus Gamsen an anderer Stelle komplett neu gebaut werden. Auch in Wilsche und Kästorf gebe es erhebliche Mängel. Die Idee, die Standorte Gamsen und Kästorf zusammenzulegen, sei bei den Betroffenen allerdings auf Ablehnung gestoßen. Nicht zuletzt müssten in den nächsten fünf Jahren neun Fahrzeuge ersetzt werden.
Ein Änderungsantrag der AfD, den Feuerwehrbedarfsplan zwar zu beschließen, ihn zu beraten und den betreffenden Akteuren des örtlichen Brandschutzes zur weiteren Abstimmung zur Verfügung zu stellen, über eine Beschlussfassung aber frühestens im September zu entscheiden, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Fraktions-Chef Stefan Marzischewski-Drewes kritisierte zum einen, dass man ein Ziel beschließe, dass nicht erreichbar sei. Dies sei Augenwischerei. Zum anderen mahnte er, dass hier ein großer Investitionsbedarf bestehe, der im Haushalt nicht stattfinde. Marzischewski-Drewes führte außerdem an, dass es in der Stadt einige verkehrsberuhigende Maßnahmen gebe, die auch dazu führten, dass die Feuerwehr längere Zeit zu ihrem Einsatzort bräuchte.
"Es geht um Menschenleben"
Es darf keine Verschiebung auf September geben, waren sich dagegen die meisten anderen Redner einig. Es müsse endlich Planungssicherheit für die Feuerwehr bestehen, erklärte Rüdiger Wockenfuß (Gruppe CDU/Grüne). Und Sabine Irmler (SPD) ergänzte zur finanziellen Frage: "Klar, dass da finanziell noch einiges auf uns zu kommt. Doch hier geht es im Zweifel um Menschenleben!"
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