Alkohol und Drogen: Verkehrserziehung mit Schocktherapie


Blutige Szenen sollen junge Menschen abschrecken. Fotos: Asklepios Harzkliniken
Blutige Szenen sollen junge Menschen abschrecken. Fotos: Asklepios Harzkliniken

Goslar. Was passiert, wenn man unter Alkohol- oder Drogeneinfluss in einen schweren Verkehrsunfall gerät? Mit dieser Frage befassten sich am heutigen Dienstag rund 100 Schülerinnen und Schüler aus Goslar und der Region.


Beim siebten Präventionstag „Stay alive“ erlebten sie auf dem Gelände der Asklepios Harzklinik Goslar das Szenario eines schweren Unfalls hautnah. Sie sahen beispielsweise, wie die Feuerwehr realistisch geschminkte schwerverletzte junge Verkehrsteilnehmer aus einem Unfallauto befreit und wie diese „Patienten“ behandelt werden. Das Besondere: Die Schüler spielten die Verletzten selbst, nach der Rettung berichteten sie ihren Mitschülern von ihren belastenden Erfahrungen. Dieser gemeinsame Aktionstag unterschiedlicher Organisationen mit den realistisch nachempfundenen Unfallszenarien ist in dieser Form einzigartig in Deutschland.

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Es gab zudem Vorträge, Workshops und Filme. Weitere Höhepunkte außer der Unfallszene: Der Besuch im Schockraum der Notaufnahme, wo die Schwerletzten versorgt werden, in der Leichenhalle und im Andachtsraum der Klinik. Der Präventionstag wird von Klinik, Feuerwehr, Rettungsdienst, dem Kriseninterventionsteam des Landkreises Goslar, der Polizei, dem Lukas-Werk und vom Deutsche Rotes Kreuz (DRK) Goslar organisiert. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Landrat Thomas Brych. Die Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler ab der 10. Schulklasse, also junge Erwachsene ab ca. 16 Jahre, die kurz vor der Fahrprüfung stehen, denn sie sind statistisch hochgradig gefährdete Fahrer.

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Ob eine Kurnachricht als SMS oder eine schnelle Mitteilung per Whatsapp: Auch das „Handy“ als Teilnehmer im Straßenverkehr zu gebrauchen, kann lebensgefährlich sein, tödlich enden, wenn dann noch der Konsum von Alkohol oder Drogen hinzukommt, allemal. Beispiel: Während der Autofahrt als Fahrer eine Kurznachricht zu schreiben ist genauso gefährlich wie eine Alkoholfahrt mit 1,1 Promille „intus“, im Blut, sagen Experten.

18- bis 24-Jährige am stärksten gefährdet


Es können oft Minuten sein, die über Leben oder Tod eines Menschen entscheiden. Bei den Autofahrern sind die 18- bis 24-Jährigen am stärksten unfallgefährdet. Knapp 19 Prozent der Getöteten und jeder fünfte Verletzte gehörte 2016 zu dieser Altersgruppe – obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur rund acht Prozent beträgt. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel, zum Beispiel Drogen, Rauschgift, stieg im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent. „Mit ,Stay alive´ wollen wir mit sehr realitätsnahen Simulationen im Sinne des Lernens durch Erfahrungen erreichen, dass die Jugendlichen nach dem Projekttag erkennen, wie ein einfaches ,Nein´ zu Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ihr Leben retten kann“, sagt Adelheid May, Regionalgeschäftsführerin und Geschäftsführerin der Asklepios Harzkliniken und der Asklepios Kliniken Schildautal Seesen.

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Entscheidend ist dabei: Die jungen Menschen werden bei dem Aktionstag zu persönlich Betroffenen, indem sie aktiv in die nachgestellten Unfallszenarien eingebunden werden. „So kann man sie emotional erreichen und sie sensibilisieren, was ein schwerer Unfall für sie alles bedeuten kann“, sagt Dr. med. Thomas Peterson, Chefarzt der Abteilung Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Asklepios Klinik in Goslar. „Es ist besonders wichtig, gerade junge Menschen bei dem Thema emotional zu erreichen, bevor sie Autofahren lernen.“


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