Goslar. Nicht allen Menschen ist es über die Feiertage vergönnt, bei bester Gesundheit im Kreise der Familie vor dem Weihnachtsbaum zu sitzen und den Heiligen Abend zu genießen. In der Harzklinik versucht man deshalb auch auf Station weihnachtliche Stimmung zu erzeugen.
Draußen ist nasskaltes Winterwetter, setzt gerade die Dämmerung ein – in der Harzklinik Goslar wird’s plötzlich weihnachtlich. „Che sorpresa, incredibile“, wunderbar, unglaublich, freut sich Concetta Saluci über die Überraschung und öffnet die weihnachtlich verzierte Geschenketüte, die sie unvermittelt in ihren Händen hält. Die 67-jährige Italienerin, seit 20 Jahren in Goslar zu Hause, ist eine der Patientinnen und Patienten, die jetzt eine „Bescherung“ bekamen. Möglich macht das die ehrenamtlich engagierte Goslarerin Marga Mancini. Die Rentnerin, ehemalige Managerin bei einem Unternehmen, verteilte jetzt in der Harzklinik Geschenke, die ihr Unternehmen aus den Stadtteilen Baßgeige und Jürgenohl gesponsert haben, unter anderem Apotheken, Bäcker und Kaufläden und die Bürgerstiftung Goslar. Viele Ehrenamtliche beschenkten Patienten in den Kliniken zu Weihnachten, Patientenbeauftragte und die Grünen Damen machten den Kranken mit kleinen Gesten eine Weihnachtsfreude, aber auch Mitarbeiter engagierten sich dabei.
Die Kranken-Bescherung ist eine Tradition, die die Seniorin Mancini seit Jahren pflegt. Der Anstoß kam, als sie im Jahr 1996 einen Hausunfall hatte. Damals brach sie sich bei einem Sturz drei Wirbel, war fast querschnittsgelähmt – in der Harzklinik Goslar wurde sie behandelt und wieder gesund. „Ich war darüber so glücklich und wollte der Klinik und kranken Menschen etwas zurückgeben“, sagt die Goslarerin. So kam sie mit Sponsoren ins Gespräch, die ihr seitdem jedes Jahr Waren als Geschenke geben, auch Privatleute spenden für die gute Sache mit: Bücher, Schals, Kekse, Pflegeprodukte und vieles mehr.
Marga Mancini schenkt den Patienten Momente des Glücks
Marga Mancini ist auch dieses Mal wieder auf Station 21 unterwegs, wie in jedem Jahr, auf der Krebsstation. Auf zwei Handwagen türmen sich die liebevoll in Weihnachtstüten gepackten Präsente. Stationsleiterin Kerstin Schwarz begleitet Marga Mancini, einfühlsam sprechen beide die Patienten an. In einem Zimmer liegt ein älterer Herr, schaut interessiert, als die Schenke-Dame reinkommt, ihm eine Tüte überreicht. „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht“, sagt Marga Mancini. Der Patient freut sich: „Das werde ich dann erst Weihnachten öffnen“, scherzt er. Ein Zimmer weiter spricht Marga Mancini behutsam mit einer Patientin. „Sind Sie denn Weihnachten wieder zu Hause?“, fragt sie. Sie denke schon, antwortet die Beschenkte. Lichtblicke zwischendurch, Momente des Glücks.
Marga Mancini hat Erfahrung mit Kranken, vor allem mit Krebspatienten. Auch ihr vor Jahren an Krebs verstorbener Mann war in der Harzklinik Goslar in Behandlung und wurde liebevoll gepflegt, erinnert Marga Mancini, viel Herzlichkeit und Wärme erlebte sie damals als Angehörige im Krankenhaus, sagt sie. „Die Bescherung ist eine willkommene Abwechslung für die Patienten“, sagt Stationsleiterin Schwarz.
Abwechslung gibt es noch mehr: Die „Grünen Damen“, die sich ehrenamtlich auch um Patienten kümmern, haben kleine Engelsfiguren an sie verteilt. Auch die Patientenbeauftragten der Harzkliniken, Margot Neumann und Rita Burkamp, sorgten dafür, dass die Patienten in allen drei Standorten ein wenig Weihnachtsatmosphäre haben. Auch andere Klinik-Mitarbeiter engagierten sich, um den Kranken in diesen Tagen das Gefühl der Weihnachtszeit ein wenig näher zu bringen. Pastor Hartwig Wrede und Pressesprecher Ralf Nehmzow lasen jeweils mittwochs im Dezember in der Klinik-Kapelle weihnachtliche Erzählungen.
Mit Trompete und Posaune werden auf dem Flur Weihnachtslieder gespielt
[image=409717 alignleft]Zurück auf Station 21. Nach anderthalb Stunden sind die Geschenke verteilt, Marga Mancini ist zufrieden. Wieder einmal, alle Jahre wieder. „Die Gespräche mit vielen Patienten, ihr Lächeln und ihre Freude, das ist schön“, sagt sie. Währenddessen spielen Praxisanleiterin Tanja von Hoff, ihre Schwester, ihre Tochter und eine Freundin mit Trompete und Posaune Weihnachtslieder auf dem Flur; nach ein paar Minuten ziehen sie weiter, von Station zu Station – kleine musikalische Zugaben, Ständchen als Aufmunterung für die Menschen, denen es nicht so gut geht in diesen Vorweihnachtstagen.
Damit nicht genug: Die „Grünen Damen“ gingen im Dezember nachmittags über alle Stationen und verteilten kleine selbstgebastelte rote Engelchen, musikalisch begleitet von einer Flötengruppe. In der Harzklinik Clausthal-Zellerfeld schaute Margot Neumann, zugleich Vorsitzende des Fördervereins „Mensch zu Mensch“, vorbei, schenkte den Patienten leckeres Lebkuchengebäck. Nach einer Andacht am heutigen Freitag, bei der die ökumenische Kantorei für unsere Patienten auf den Stationen singt, wird Margot Neumann für den Förderverein am Heiligen Abend alle Patienten besuchen und ihnen ein kleines Präsent des Fördervereins überreichen.
Geschäftsführerin Adelheid May geht an Heiligabend durch die Stationen und verteilt Geschenke an die Mitarbeiter, die Dienst haben.
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