Der Bachforelle wird es zu warm - Ein Projekt kämpft um ihren Erhalt

Um dem Verlust wertvoller Populationen dieser Art vorzubeugen, soll ein aus dem Harz stammender Bestand an Fischen zur Nachzucht, zur Erhaltung der genetischen Ressourcen und der Produktion von Besatzfischen aufgebaut werden.

Eine große männliche Bachforelle aus der Radau im Nationalpark Harz.
Eine große männliche Bachforelle aus der Radau im Nationalpark Harz. | Foto: Sven Kramer

Altenau. Der Nationalpark Harz beteiligt sich an einem Projekt zur Erhaltung der Oberharzer Bachforelle. Initiiert wurde das Projekt vom Verein zum Schutz der aquatischen Biodiversität und Kulturlandschaften e.V. (SaBiKu). Die Bachforelle ist als kälteliebende Art eine Verliererin des Klimawandels und deutschlandweit wird von einer rückläufigen Bestandsentwicklung ausgegangen. Hinzu kommt die Gefahr, dass Bestände auf lokaler Ebene beispielweise durch Wassermangel in Trockenzeiten oder starke Erwärmung der Gewässer im Sommer mit einhergehender Wasserqualitätsverschlechterung aussterben können. Hierüber informiert der Nationalpark Harz in einer Pressemitteilung.



Um in der Harz-Region dem Verlust wertvoller, genetisch einzigartiger Populationen dieser Art vorzubeugen, soll ein Laichfischstamm, also ein aus dem Harz stammender Bestand an Fischen zur Nachzucht, zur Erhaltung der genetischen Ressourcen und der Produktion von Besatzfischen aufgebaut werden. Mittel- bis langfristig sollen auch Angel- und Fischereivereine diese echten Harzer Bachforellen in ihre Gewässer besetzen können.

Forellenpopulation im Großschutzgebiet


Für den Aufbau des Laichfischstamms werden zunächst Bachforellen aus sogenannten autochthonen (also natürlich entwickelten) Beständen benötigt, deren genetisches Material noch nicht durch Besatz menschlich beeinflusst wurde und die dadurch bestmöglich an die Harzer Fließgewässer angepasst sind. Eine vor einigen Jahren durch die Universität Koblenz-Landau durchgeführte Studie identifizierte unbeeinflusste genetische Strukturen in Populationen aus verschiedenen Gewässern im Nationalpark Harz. Somit lag nahe, dass Tiere für die Erstellung der anvisierten Laich- und Satzfischpopulation unter anderem aus Bächen des Großschutzgebiets stammen könnten.

Fabian Schwarz, Gewässerökologe des Nationalparks Harz, beim Laichfischfang.
Fabian Schwarz, Gewässerökologe des Nationalparks Harz, beim Laichfischfang. Foto: Sven Kramer


Im November war Fabian Schwarz, Gewässerökologe des Nationalparks Harz, zusammen mit einem Befischungsteam aus Mitarbeitern der Leinebergland Forellen GbR, einem auf die Zucht von Forellen spezialisierten Unternehmen, an vier Bächen mit gesunder Bachforellenpopulation im niedersächsischen Teil des Großschutzgebietes unterwegs. Mittels Elektrobefischungen, bei denen die Tiere keinen Schaden nehmen, konnten dabei erwachsene Bachforellen in größerer Zahl gefangen werden. Normalerweise finden Elektrobefischungen im Nationalpark Harz nur statt, um Daten für das gewässerökologische Monitoring zu gewinnen oder falls Fische geborgen werden müssen, weil ein Bachabschnitt beispielsweise im Rahmen von Brückenbauarbeiten trockengelegt wird.

Befruchtung vor Ort


Die bei der Aktion gefangenen Fische wurden kurzzeitig in Wannen gehältert und bei eingetretener Laichreife abgestriffen. Dabei wird durch sanften Druck auf die Bauchhöhle eines weiblichen Fisches zunächst die Abgabe der Eier, des sogenannten Rogens, herbeigeführt. Die gleiche Prozedur wurde dann auch mit den männlichen Tieren durchgeführt, sodass der Rogen direkt vor Ort befruchtet werden konnte. Dieses Vorgehen hatte den großen Vorteil, dass die Bachforellen nicht transportiert werden mussten und nach kurzer Zeit wieder in ihr Gewässer zurückgesetzt werden konnten.

Die befruchteten Eier werden nun in einer Versuchsanlage der Georg-August-Universität Göttingen erbrütet. Schwierigkeiten bereitete dem Befischungsteam neben den hohen Abflüssen in den Harzbächen auch das Auffinden laichbereiter weiblicher Bachforellen. „Das Problem ist das kurze Zeitfenster, in dem der Bachforellenrogen abgestriffen werden kann“, erläutert Gewässerökologe Fabian Schwarz. „Wir haben einige Weibchen gefangen, die leider noch kurz vor der Laichreife standen. Hinzu kommt, dass die Bachforellen im Harz sehr langsam wachsen, die Geschlechtsreife bereits bei sehr geringen Größen erreicht wird und somit nur vergleichsweise wenige Eier pro Individuum produziert werden. Dennoch konnte Rogen von mehreren Tieren aus verschiedenen Gewässern abgestriffen und befruchtet werden, womit aus meiner Sicht von einem geglückten Start in das Projekt gesprochen werden kann.“

Inzucht verhindern


Perspektivisch sollen in den nächsten Jahren weitere Befischungen zur Laichgewinnung folgen, um Inzucht im Laichfischstamm zu verhindern und eine möglichst große genetische Vielfalt für die Nachzucht sicherzustellen.

Die Bachforelle ist die häufigste Fischart in den Gewässern des Nationalparks und die einzige Art, die bis in die Hochlagen des Großschutzgebiets vordringt. Dort konnte sie sich weitestgehend unbeeinflusst von Besatzmaßnahmen der Berufs- und Angelfischerei an die speziellen Verhältnisse des jeweiligen Bachs bzw. Bachsystems anpassen und standorttypische Lokalpopulationen ausbilden. Als gegenüber negativen Umwelteinflüssen sensible Art nehmen Bachforellen als Bioindikator für die Dokumentation des Gewässerzustands insbesondere in Bachoberläufen eine bedeutsame Rolle ein.


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