Liebenburg. Ein Jahr und zehn Monate nach dem Verschwinden von Karsten Manczak ist noch immer nicht geklärt, was mit den sterblichen Überresten des Groß Döhrener geschehen ist. Der Fall bleibt ein Mysterium, auch wenn inzwischen sein mutmaßlicher Mörder verurteilt wurde. Und während Martin G. im Gefängnis auf die Entscheidung zur Revision wartet, hat die Familie die Hoffnung nicht aufgegeben, Karsten Manczak zu finden. Ein Fall zwischen hoffen und warten.
Offiziell wurden die Ermittlungen und damit die Suche nach Manczaks Leiche nach der Urteilsverkündung im Mai vergangenen Jahres eingestellt. Was aber nicht bedeutet, dass nicht weiter nach dem zweifachen Vater gesucht wird. Erst im vergangenen August hatte die Polizei Goslar mit einem Video noch eimal einen Aufruf gestartet. Doch auch nach dem Beitrag haben die Ermittler keine brauchbaren Hinweise oder gar eine heiße Spur erhalten, sagt Polizeisprecher Markus Lüdke, der auch Teil der Mordkommission "Fortuna" war, auf Nachfrage von regionalHeute.de.
Suche mit der Drohne nicht ausgeschlossen
Eine weitere Möglichkeit, die Leiche von Karsten Manczak zu finden, brachte Klaus Fejsa, selbsternannter Fallanalytiker, ins Spiel. Er hatte bereits vor einigen Monaten die Theorie aufgestellt, dass die Leiche von Karsten Manczak in einem See oder Teich versenkt worden ist. Beschwert mit den Bauteilen, die von dem Angeklagten gekauft worden sein sollen. Darunter Rasengitterplatten, Baustahlmatten, Bauzaunelemente und Betonfüße. Um die Metallteile aufspüren zu können, schlug Fesja die Suche mittels eines "fliegenden Metalldetektors" vor. Einer Drohne, die ferromagnetische Messungen vornehmen kann.
Die Suche mit solch einer Drohne wäre eine Möglichkeit, sagt Lüdke. Doch aus Ermangelung eines konkreten Suchgebietes habe diese noch nicht stattgefunden. Es sei schwierig, solch eine Suche zu koordinieren und durchzuführen, wenn es keinen konkreten Hinweis auf einen möglichen Ablageort gibt. Eine Suche in einem großen Radius verspreche keinen Erfolg, erklärt Lüdke.
Auch die Familie von Karsten Manczak hört nicht auf zu suchen. Im vergangenen Jahr hat es mehrere, private Suchaktionen gegeben. Unter anderem im Kananoher Forst bei Hannover. Die Familie hatte zudem eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise versprochen, die helfen, Karsten Manczaks Leiche zu finden. Eine Fortsetzung der privaten Suchaktionen sei seiner Kenntnis nach im Frühjahr geplant, sagt Lüdke.
BGH-Urteil lässt auf sich warten
Schon am Tag des Urteilsspruchs kündigten G.´s Verteidiger an, Rechtsmittel einzulegen. Bereits einen Tag nach dem Urteilsspruch, am 1. Juni 2022, wurde seitens der Verteidigung Revision eingelegt. Doch bis heute wurde noch keine Entscheidung getroffen, ob das Verfahren noch einmal neu vor dem Landgericht Braunschweig verhandelt wird. Was aber gar nicht so ungewöhnlich is. Es könnet Monate, oder sogar Jahre vergehen, bis eine Entscheidung gefallen ist, sagt der Bonner Anwalt Martin Nitschmann. Nitschmann hatte G. im ersten Prozess, gemeinsam mit dem Braunschweiger Anwalt Andreas Zott, vertreten. Ob Nitschmann, der während des Prozesses oftmals als "unbequem" und "unangenehm" bezeichnet wurde, auch bei einer Wiederaufnahme an der Seite von G. sitzen wird, bliebe abzuwarten. Dies müsse der Mandant entscheiden, sagt Nitschmann gegenüber regionalHeute.de.
Für G., der seit dem 19. Mai 2021 in Untersuchungshaft sitzt, ist die Revision die allerletzte Chance, das Urteil, das bisher wegen des laufenden Revisionsverfahren nicht rechtskräftig ist, anzufechten. "Wenn die Revision verworfen wird, ist der Rechtsweg in Deutschland erschöpft", so Nitschmann. Für G. würde das dann endgültig die lebenslange Freiheitsstrafe bedeuten.
Was ein Urteil auf "lebenslänglich" wirklich bedeutet, lesen Sie ausführlich in unserem gleichnamigen Artikel.
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