Kaiserring für Boris Mikhailov

von Martina Hesse


Der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov erhält am Samstag um 11 Uhr den Kaiserring. Am Freitagvormittag stand er der Presse Rede und Antwort.
Der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov erhält am Samstag um 11 Uhr den Kaiserring. Am Freitagvormittag stand er der Presse Rede und Antwort. | Foto: Martina Hesse)



Goslar. Es ist Kaiserring-Wochenende, und die ersten Veranstaltungen fanden bereits am Freitag statt. So waren viele Schülerinnen und Schüler verschiedener Gymnasien am Freitag um 9 Uhr im Gespräch mit dem diesjährigen Preisträger, dem ukrainischen Fotografen Boris Mikhailov. Der Dialog wurde von allen Beteiligten, Lehrern, Schülern und weiteren Anwesenden als großartig beschrieben, vor allem, weil der Dolmetscher Stefan Schmidke, ein Freund und langjähriger Begleiter Mikhailovs, druckreif übersetzte.

Zum anschließenden Pressegespräch begrüßte Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk herzlich und unterstrich kurz die große Bedeutung des Kaiserrings für Goslar. Der Preis sei für die Kulturstadt Goslar immens wichtig, da er die Attraktivität des Standorts entscheidend mitbestimme. Auch Professor Dr. Wulf Herzogenrath, Vorsitzender der Kaiserring-Jury, stellte die Frage, was den Preis ausmache. Natürlich die lange Reihe der bisherigen Träger, führte er aus, stellte aber auch eine Entwicklung innerhalb der Arbeitsweisen und künstlerischen Positionen der Preisträger fest. Außerdem lobte er den Katalog zur Ausstellung, der in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden sei. Zu den Eckdaten der Ausstellung informierte Mönchehaus-Direktorin Dr. Bettina Ruhberg. Als Tipp gab sie den interessierten Zuhörern mit auf den Weg, den Rhythmus der Präsentation zu beachten. Zu jeder Werkserie sei im diesjährigen Katalog ein eigenes Heft erschienen. Eine Arbeit des Künstlers, so Ruhrberg weiter, konnte bereits vorab durch die Tessner-Stiftung erworben werden und somit als Leihgabe in die museumseigene Sammlung von Werken der Kaiserringträger aufgenommen werden.

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Mitten in der Ausstellung: Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Boris Mikhailov, Dr. Bettina Ruhrberg und Dr.Oliver Junk. Foto: Martina Hesse)


Der Kaiserringträger über sein Werk


Mikhailov selbst zeigte sich zurückhaltend. Er habe schon so viel mit den jungen Menschen gesprochen, was ihn emotional sehr bewegt habe, dass er sich Fragen der Anwesenden wünschte. Diese beantwortete er auf russisch mit viele Geduld, während sein Begleiter Schmidke übersetzte. Seine Werkschau im Goslarer Mönchehaus, sei ausschließlich aus Arbeiten zusammen gestellt, die er auch in seinem Zuhause aufhängen würde, erläuterte der Künstler. Es seien die Arbeiten, die er mag. Dabei spiele neben der ästhetischen Komponente auch die soziale eine Rolle. Sinn und Inhalt spiele in seinen Arbeiten insgesamt eine größere Rolle als der Entstehungsprozess und die schlechte Qualität früher Werke hänge mit der sowjetischen Minderwertigkeit zusammen. Früher habe er seine Fotos in einer Schüssel in der Toilette hergestellt. Wichtig seien die Inhalte, nicht die Qualität des Materials. Digitale Fotografie sei zwar einfacher und schneller, ebenso wie moderne Retuschiermöglichkeiten und Photoshop tolle Möglichkeiten seien, aber für ihn stehe die Authentizität im Zentrum. Das sei sein Gegenentwurf. Auch wenn Photoshop heute als eine der wichtigsten Neuerungen in der Fotografie gefeiert würde, habe es die Wahrheit getötet, und er selber arbeite nicht damit.


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