Letzter fehlender Luchs geortet - Heiße Spur führt nach Ilsenburg

Ein Jogger begegnete mit großer Sicherheit "Paul", dem letzten der drei entlaufenen Luchse. Sturmtief "Sabine" hatte vor fast zwei Wochen das Luchsgehege in Bad Harzburg zerstört und ein Tier getötet. Drei waren entlaufen.

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Der "Dritte im Bunde" scheint geortet zu sein. Er hält sich vermutlich in der Nähe von Ilsenburg auf. (Symbolbild)
Der "Dritte im Bunde" scheint geortet zu sein. Er hält sich vermutlich in der Nähe von Ilsenburg auf. (Symbolbild) | Foto: Pixabay

Goslar. Nach den verheerenden Schäden, die umstürzende Bäume am Luchsgehege in Bad Harzburg angerichtet haben, sind immerhin zwei der drei entlaufenen Katzen wieder zu Hause. Nun habe es einen vielversprechenden Hinweis aus dem großen Sandtal in Ilsenburg gegeben. Ein Jogger meldete am vergangenen Mittwoch eine nächtliche Begegnung mit einem Luchs, bei dem es sich gut um den noch fehlenden "Paul" handeln könnte. Dies berichtet der Luchsbeauftragte Ole Anders vom Nationalpark Harz im Gespräch mit regionalHeute.de.


Der furchtlosen Initiative des Joggers bei seiner beinahe abenteuerlichen Begegnung sei es zu verdanken, dass man mit ziemlicher Sicherheit auf Paul schließen könne. Der unzureichenden Netzabdeckung ist es vermutlich zuzuschreiben, dass Ole Anders ihn nicht mehr hat antreffen können. Wie der Luchsexperte erzählt, sei der sportliche Wanderer des Nachts mit einer Kopflampe im Wald nahe des Sandtals laufen gewesen. Im Lichtkegel seiner Lampe sei dann plötzlich ein leuchtendes Paar Augen aufgetaucht. Statt umzukehren oder dem keinerlei Beachtung zu schenken, folgte der Jogger dem Tier und stand ihm nach einem kurzen Aufstieg auf einer Lichtung plötzlich Auge in Auge gegenüber.

Mangelnder Empfang verhinderte sofortige Meldung


"Diese Vertrautheit mit Menschen und die geringe Distanz zum Luchsgehege sprechen sehr dafür, dass es sich um den noch fehlenden Luchs handelt", erläutert Anders zu dieser Begegnung. Der Mann kam diese Begegnung ebenfalls seltsam vor und er beschloss, das Luchsprojekt in Kenntnis zu setzen - musste jedoch schnell feststellen, dass er keinerlei Handyempfang am Ort der Begegnung hatte. Eine halbe Stunde ging durch diese Tatsache verloren. Erst dann sei es ihm gelungen, Ole Anders und sein Team zu verständigen. "Wir waren dann auch sehr schnell vor Ort, wir haben die Liegestelle noch gefunden, aber der Luchs war weg. Immerhin konnten wir noch Haare sicherstellen."

Alle Sichtungen sollten gemeldet werden


Ole Anders bittet noch einmal darum, alle Begegnungen mit Luchsen - besonders im Raum Ilsenburg und den umliegenden Waldgebieten - umgehend dem Luchsprojekt zu melden. Über seine Kontaktdaten sei er fast immer für Hinweise zu erreichen. Sollte dies nicht gelingen oder die Nummer nicht zur Hand sein, könne auch der zuständige Förster oder im Notfall die Feuerwehr informiert werden.

Warum tragen die Luchse kein Gerät zur Ortung?


Immer wieder werde auch die Frage gestellt, weshalb die Luchse nicht mit einem "Ortungschip" versehen seien. Diese Frage lasse sich Ole Anders zufolge sehr einfach beantworten: "Ein Chip und ein Ortungssender sind etwas völlig Unterschiedliches. Ein Chip, wie man ihn Haustieren einpflanzt, ist klein wie ein Reiskorn und kann zur Identifizierung des Tieres mit einem Lesegerät ausgelesen werden." Diese Chips verfügen jedoch über keinerlei Ortungsfunktion.

Ein Sender sei nur über ein zirka 300 Gramm schweres Halsband zu realisieren. "Nun stelle man sich vor, wir halten die Tiere im Gehege und lassen sie Zeit ihres Lebens so ein Halsband tragen - und das nur für den Fall, dass sie irgendwann einmal fliehen sollten. Und mindestens einmal im Jahr müssten wir die Tiere unnötig narkotisieren, nur um die Batterien zu tauschen." Anders fügt hinzu: "Gut, natürlich würden wir uns im Moment wünschen, dass sie so ein Halsband hätten. Aber den Großteil der Zeit wäre so ein Senderhalsband das sprichwörtliche 'mit Kanonen auf Spatzen schießen'."

Das Luchsgehege ist noch immer zerstört


Den bereits zurückgekehrten Luchsen gehe es sehr gut. "Die haben das problemlos überstanden", so Anders. Lediglich das Gehege sei nach wie vor zerstört. Die zurückgekehrten Katzen befinden sich derzeit im nicht-öffentlichen Teil des Luchsgeheges. "Der Wiederaufbau geht schleppend voran. Das Gelände ist sehr schwierig. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe für die Baufirmen. Hinzu kommt, dass mehrere stromführende Leitungen ebenfalls beschädigt wurden." Nach dem Vorfall stehe laut Anders außerdem die Sicherheit des Geheges zur Diskussion: "Wir müssen diskutieren, ob wir nicht noch den ein oder anderen Baum aus der Umgebung entnehmen. Damit eine eventuelle zweite "Sabine" nicht noch einmal so einen Schaden anrichtet." Einen Zeitplan wolle man derzeit noch nicht nennen - dafür gebe es noch zu viele Variablen.


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