Stadt Goslar erhält den Niedersächsischen Bauherrenpreis

Die Architektenkammer würdigt damit die Verdienste der Stadt um die Baukultur.

Robert Marlow, Präsident der Architektenkammer Niedersachen, Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk und Alexander Gutzmer präsentieren den symbolischen Bauherrenpreis
Robert Marlow, Präsident der Architektenkammer Niedersachen, Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk und Alexander Gutzmer präsentieren den symbolischen Bauherrenpreis | Foto: Stadt Goslar

Goslar. Die Stadt Goslar hat in dieser Woche den Niedersächsischen Bauherrenpreis 2020 der Architektenkammer Niedersachsen verliehen bekommen. Wie die Stadt Goslar berichtet, nahm Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk im Rahmen einer Feierstunde im Großen Heiligen Kreuz den Preis vom Präsidenten der Architektenkammer, Robert Marlow, entgegen.


Der Bauherrenpreis wird seit 2014 vergeben. Er steht für große Verdienste von Bauherren, die sich für die Baukultur in Niedersachsen besonders eingesetzt haben und würdigt vorbildliche Verfahren und herausragende Projekte. “Die Stadt Goslar hat zuletzt mehrfach für ihre gestalterisch anspruchsvollen Bauaufgaben im sensiblen historischen Umfeld Architektenwettbewerbe initiiert und damit ausdrücklich ihr Bemühen um die beste Lösung in den Vordergrund gestellt“, begründet Marlow die Wahl Goslars. So fördere sie eine hochwertige Baukultur. Bereits bei früheren Wettbewerben in Goslar wie für die Fußgängerzone oder die Wallanlagen sei die Qualität der Verfahren sicht- bar geworden. Aktuelle Verfahren wie für den Marktplatz Jürgenohl und natürlich das Kaiserpfalzquartier machten Goslar über die Stadtgrenzen hinweg in ganz Niedersachsen zu einem Beispiel erfolgreicher Stadtgestaltung. Beim Kaiserpfalzquartier handele es sich um ein so großes und bedeutsames Projekt, das das Gesicht Goslars verändern werde und für solche Projekte seien immer mutige Entscheidungen von Nöten, die auch gegen öffentliche Kritik konsequent verteidigt werden müssten. Beim Wettbewerb für den Stiftsgarten lobte Marlow den Mut der Stadt Goslar zu dem mit dem ersten Preis prämierten, aber kontrovers diskutierten Entwurf – in seinen Augen eine etwas rätselhafte, aber auch viel intelligentere Lösung, die der Dimension der Aufgabenstellung im Kontext des Weltkulturerbes definitiv gerecht werde. „Als Motor der Entwicklung möchte ich Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk nennen, dem ich an dieser Stelle herzlich für sein nachhaltiges baukulturelles Engagement danken möchte“, sagte Marlow.

Oberbürgermeister Junk dankte den Verantwortlichen der Architektenkammer für die Zuer- kennung dieser tollen Auszeichnung: „Das ist eine Ehre für uns und macht uns stolz.“ Ein noch größerer Dank gelte allen in der Stadt und darüber hinaus Professor Walter Ackers und Sandra Morese vom Planungsbüro Ackers Partner Städtebau, die diese Auszeichnung mög- lich gemacht haben. „Denn das verlangt genau das, was oft fehlt: Mut und keine Angst vor Veränderung“, so Junk. Die Stadt Goslar sei sich bewusst, dass durch Architektenwettbe- werbe höherer Aufwand, höhere Kosten und viel mehr Zeit benötigt werden. Letztendlich gewinne man aber immer und zwar an Ideenvielfalt, kreativen Lösungen, Diskurs und Parti- zipation. „Wir dürfen und müssen dann auch Kritik aushalten“, betonte Junk. Das sei nicht schlimm, zeige es doch, dass sich die Bürgerinnen und Bürger Goslars für ihre Stadt interes- sieren. Einen Dank für die gute Zusammenarbeit richtete Junk an die TesCom und Goslars Ehrenbürger Hans-Joachim Tessner als Stifter der neuen Stadthalle. Bauen im Fokus des Weltkulturerbes bedeute aber auch, sich mit vielen betroffenen öffentlichen Belangen ausei- nanderzusetzen, daher ging auch ein Dank an die Denkmalpflege für die enge Kooperation. „Genau das macht die Stadt Goslar aus: Der Welt kulturelles Erbe zu erhalten, aber auch Wohnen und Handel möglich zu machen“, resümierte Junk.

Der Stein wird an einer städtebaulich markanten Stelle im Stadtgebiet aufgestellt.
Der Stein wird an einer städtebaulich markanten Stelle im Stadtgebiet aufgestellt. Foto: Stadt Goslar


In seiner Festrede ging der Kulturwissenschaftler und Architekturjournalist Alexander Gutz- mer der Frage nach, wie herausragende Architektur eigentlich entstehe. Dabei komme es in jedem Fall auf das Verhältnis zwischen dem beauftragenden Initiator und dem Architekten an, bei dem eine kongeniale Partnerschaft entstehen könne, die das Spezielle aber auch besonders gut Funktionierende im Stadtraum erzeuge. Immer seien Menschen mit ihren Emotionalitäten, Vorstellungen und Sehnsüchten am Werk, was sich auch in Richtung der Bürgerinnen und Bürger erweitern ließe. Ihre Herzen müssten wir erreichen, wenn wir eine Architektur wollen, die nicht nur abstrakt gefällt oder begründbar ist, sondern die auch gelebt werde, so Gutzmer. Architekt und Bauherr entwickeln eine Vision und erschaffen im Kontext des Bestehenden Neues, ein Prozess als städtebaulicher Gestaltungsmotor, der öffentliches Vertrauen stifte und die Voraussetzung für überzeugende herausragende Architektur bilde. Hier in Goslar habe Oberbürgermeister Junk einen solchen Gestaltungsmotor geschaffen, der mit Mut und Konsequenz Neues hervorbringt: „Ich wünsche Ihnen, dass der Motor auch künftig nicht ins Stocken gerät. Die Architekturwelt braucht das“, schloss Gutzmer.
Die Verleihung hätte bereits im letzten Jahr stattfinden sollen, wurde jedoch coronabedingt verschoben. Symbolisch überreicht wurde ein gravierter Stein, der an einem städtebaulich markanten Ort aufgestellt wird. Mit dem Preis verbunden ist die Nutzung eines Logos, das die Stadt Goslar als Preisträger des Bauherrenpreises ausweist.


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