"Stay alive" - Unfall-Schocktherapie für Jugendliche


Bei nachgestellten Unfällen konnten sich die Jugendlichen einen Eindruck über die Schwere der möglichen Verletzungen machen. Fotos: Asklepios Harzkliniken GmbH
Bei nachgestellten Unfällen konnten sich die Jugendlichen einen Eindruck über die Schwere der möglichen Verletzungen machen. Fotos: Asklepios Harzkliniken GmbH

Goslar. Was kann geschehen, wenn man unter Alkohol- oder Drogeneinfluss einen schweren Verkehrsunfall verursacht, oder als Beifahrer mit dabei ist? Oder, wenn man mit dem Handy während der Fahrt abgelenkt ist? Mit diesen Fragen setzten sich an diesem Montag rund 100 Schüler aus der Region auseinander. Beim achten Präventionstag „Stay alive“ erlebten sie auf dem Gelände der Asklepios Harzklinik Goslar unter anderem das Szenario eines nachgestellten schweren Unfalls hautnah. Dies berichten die Asklepios Harzkliniken.


Sie sahen beispielsweise, wie die Feuerwehr realistisch geschminkte junge Verkehrsteilnehmer nach dem simulierten Verkehrsunfall aus dem Autowrack befreite, auch konnten sie in Erste-Hilfe-Maßnahmen ausprobieren. Zudem habe es Vorträge, Workshops und Filme gegeben. Weitere Höhepunkte des Präventionstages außer der Unfallszene: Der Besuch im Schockraum der Rettungsstelle, wo die Schwerletzten versorgt werden, und im Andachtsraum der Klinik, in dem auch Eltern von ihren Kindern Abschied nehmen, wenn sie nach Rauschfahrten verstarben. Der gemeinsame Aktionstag unterschiedlicher Organisationen mit den realistisch nachempfundenen Unfallszenarien sei in dieser Form einzigartig in Deutschland.

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Schüler sind bei Unfällen dabei


Das Besondere an dem Aktionstag: Die jungen Leute spielten zum Teil selbst die Verletzten in den Szenen, wurden dafür extra als Unfallopfer realistisch geschminkt. Nach der Rettung hätten sie ihren Mitschülern von den sehr belastenden Erfahrungen berichtet. Der Präventionstag werde von Klinik, Feuerwehr, Rettungsdienst, dem Kriseninterventionsteam des Landkreises Goslar, der Polizei, dem Lukas-Werk und vom Deutsche Rotes Kreuz (DRK) Goslar organisiert. Die Zielgruppe: 100 Schülerinnen und Schüler in der Regel ab 10. Schulklasse, also junge Erwachsene ab zirka 16 Jahre, die kurz vor der Fahrprüfung stehen, denn sie seien statistisch hochgradig gefährdete Fahrer.

Dabei wären dieses Mal die Oberschule Braunlage, das Oberharz-Gymnasium Braunlage sowie die Oberschule Langelsheim gewesen. „Es war sehr realistisch, als Verletzter in einem Unfallauto zu sitzen, das schreckt schon ab“, sagte Fritz, 15, Schüler des Oberharz-Gymnasiums Braunlage, der eines der Unfallopfer spielte. „Schlimm zu sehen, welche Folgen so ein Unfall haben kann, es wirkte sehr echt und beklemmend“, befand auch Mitschülerin Charlotte, 15. „Das hat mich schon berührt“, sagte sie, die ebenfalls eine Verletzte spielte und von Rettern aus dem Unfall-Auto befreit wurde.

18- bis 24-Jährige am stärksten gefährdet


Es können oft Minuten sein, die über Leben oder Tod eines Menschen entscheiden. Bei den Autofahrern seien die 18- bis 24-Jährigen am stärksten unfallgefährdet. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter dem Einfluss anderer berauschender Mittel, zum Beispiel Drogen, Rauschgift, sei steigend. Aber auch Unfälle, verursacht durch Handy-Gebrauch während der Autofahrt, würden zunehmend die Experten und Kliniken beschäftigen. „Mit ,Stay alive´ wollen wir mit sehr realitätsnahen Simulationen im Sinne des Lernens durch Erfahrungen erreichen, dass die Jugendlichen nach dem Projekttag erkennen, wie ein einfaches ,Nein´ zu Fahren unter Alkohol- Drogeneinfluss, zum Handygebrauch während der Fahrt, ihr Leben retten kann“, sagt Dr. med. Thomas Peterson, Chefarzt der Abteilung Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Asklepios Klinik in Goslar. Er und Kollegen hätten den Teilnehmern den Schockraum gezeigt. „Es ist besonders wichtig, gerade junge Menschen bei dem Thema auf der emotionalen Ebene zu erreichen, bevor sie Autofahren lernen“, so Chefarzt Dr. Peterson. „Dadurch können wir Schäden und Unfälle vermeiden - wenn wir so auch ein einziges Menschenleben künftig retten, hat sich der Präventionstag schon gelohnt.“


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Die Gefahr auf das Handy zu gucken wird unterschätzt


Gerade bei der nächtlichen Heimfahrt auf der Landstraße, zum Beispiel nach einem Diskobesuch oder einer Party mit Freunden in der Nachbargemeinde, würden die Gefahren lauern. Mit Alkohol oder Drogen im Blut und in aufgereizter Stimmung schwinde die Fähigkeit, Geschwindigkeiten und Situationen realistisch einschätzen zu können. Besonders gefährdet seien hier auch die Beifahrer, zumeist junge Frauen, die bei Unfallfahrten häufig ums Leben kommen. Oder, Beispiel Handy am Steuer: Bei Stadtfahrten mit Tempo 50 bedeutet, eine Sekunde auf das Handy zu gucken schon 14 Meter Weg blind zurückzulegen. Außerorts mit Tempo 130 seien es 36 Meter – jede Sekunde. Gefahren würden später oder zu spät erkannt, die Reaktion sei verzögert. Jeder zehnte Verkehrstote gehe laut Schätzungen inzwischen auf das Konto einer Handynutzung am Steuer. Das Risiko, einen Unfall zu bauen, steige um das Vierfache. Eine Nachricht beim Fahren zu lesen oder zu tippen, sei so gefährlich wie mit 0,8 bis 1,0 Promille Alkohol zu fahren.

„Wir von Asklepios verstehen uns nicht nur als Klinikbetreiber, der Menschen hilft, wenn sie als Patient zu uns kommen, sondern wir werden schon früher aktiv“, sagt Adelheid May, Geschäftsführerin der Asklepios Harzkliniken und der Asklepios Kliniken Schildautal Seesen, Regionalgeschäftsführerin Region Harz. „Wir sehen uns als umfassenden Begleiter der Gesundheit der Menschen in ihrem gesamten Leben, wie eben hier mit der Veranstaltung Stay alive, um vor Gesundheitsgefahren zu warnen und mitzuhelfen, dass Menschen gesund leben, unversehrt bleiben.“


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