Region. Bislang gab es 14 Vegetationsbrände im Harz - und das nur in dem Teil, der dem Landkreis Goslar zufällt. "Wir hatten großes Glück, dass das alles leicht zugänglich war und schnell entdeckt werden konnte", erzählt Uwe Fricke, Kreisbrandmeister in Goslar. Der Kreisbrandmeister warnt: "Es kann ohne weiteres sein, dass die Situation in diesem Jahr noch schlimmer wird als in den vergangenen Jahren." Erschwerend hinzu komme laut Fricke die mangelnde Ausstattung der Feuerwehren: "Wir sind nicht gut gewappnet. Wir sind in der Lage Waldbrände zu bekämpfen, aber die Ausstattung muss in naher Zukunft besser werden."
Ursächlich für das Brandrisiko in diesem Jahr sei nicht nur die aktuelle Trockenheit - die Dürresommer der vergangenen Jahre sind noch immer nicht verwunden. Der Borkenkäfer und die Trockenheit haben die ehemals regenreichen Harzer Wälder in ein Pulverfass verwandelt. "Die Gefahr steigt stetig an. Das Gras wächst ja aktuell auch immer höher, und das steckt natürlich den Wald an, wenn es brennt. Deswegen ist für uns auch der Graslandfeuerindex ausschlaggebend, mehr als der Waldbrandindex."
Der Graslandfeuerindex lag in den vergangenen Tagen häufig auf Stufe vier von fünf. Aufgrund der Niederschläge liegt er in dieser Woche wieder auf Stufe eins bis zwei - gerade der Graslandfeuerindex verhält sich aber sehr dynamisch, da Gräser deutlich schneller trocknen als ein Wald und leichter brennen als ein Baum. Und bereits ein Tag auf Stufe vier oder fünf kann bereits zur Katastrophe führen.
Forstwissenschaftlerin Professor Dr. Bettina Kietz, Dozentin an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) warnte bereits vergangenen Januar vor einer Waldbrandkatastrophe im Harz: „Das Szenario eines großen Waldbrandes im Harz wäre deutlich schlimmer als beispielsweise in der Heide“, sagt sie, „der Harz hat sehr steile Hänge. Dadurch haben wir auch eine deutlich schnellere Feuerausbreitung. Hangaufwärts hat das Feuer quasi Rückenwind.“ Dazu gebe es in der Region durch die schmalen Täler teilweise nur sehr eingeschränkte Fluchtwege. Fricke gibt zu: "Wir haben bislang Glück gehabt. Was wir bis jetzt entdeckt haben, waren alles Entstehungsbrände, die leicht zugänglich waren und auch schnell gefunden wurden."
Die richtige Ausstattung fehlt
"Das schlimmste Szenario wäre ein Feuer, das außer Kontrolle gerät", sagt Kreisbrandmeister Fricke und erklärt: "Das wäre schon, wenn wir es nicht mehr mit einfachen Mitteln löschen können. Dann haben wir ein großes Problem. Wir haben zu wenige Löschwasserentnahmestellen im Harz und die Zuwegungen sind schwierig. Viele umgestürzte Bäume und steile Hänge. Da kann man unmöglich Einsatzkräfte einbringen." Damit so etwas nicht passiert, sei man vor allem von der frühen Entdeckung möglicher Brände abhängig.
Hier kommt der Feuerwehrflugdienst ins Spiel, der die Region seit dem 23. April aus der Luft überwacht. (regionalHeute.de berichtete) "Das ist eine wirklich wertvolle Hilfe", erklärt Fricke dazu: "In diesem Jahr benötigten wir ihre Dienste noch nicht, im letzten und vorletzten Jahr mussten wir aber mehrfach darauf zurückgreifen." Aus der Luft sei es nicht nur leichter, die Brände zu lokalisieren, auch könne der Einsatz aus der Luft schneller koordiniert und mögliche Gefahren für die Kräfte am Boden besser ausgeschlossen werden.
Das Land hält die Füße still
Die Ausstattung am Boden reiche für ein größeres Waldbrandszenario nicht aus, wie Fricke erläutert. Trotz der stetig steigenden Gefahr sei jedoch landesweit noch nichts passiert: "Wir haben im Landkreis selber ein Fahrzeug mit 10.000 Litern Tankkapazität beschafft. Aber das wird nicht reichen. Wir brauchen kleine, geländegängige Löschfahrzeuge. Das ist das A und O."
Zwar legte das Land Niedersachsen hier einen Plan vor, der die Erprobung solcher Fahrzeuge in naher Zukunft in Aussicht stellt, jedoch ist das Risiko, dass der Bedarf größer werde als die neuen Fahrzeuge einsatzbereit sind, hoch. "Das ist alles ein bisschen kompliziert. Eine Kommune für den urbanen Bereich braucht solche Fahrzeuge nicht, die werden nur für die Waldbrandbekämpfung beschafft. Das wiederum ist Aufgabe des Landes", schildert Fricke.
Es muss nachgebessert werden
"Wir müssen halt mit der Zeit gehen und nachbessern. So wie es mit Hochwasserschutz ist, so müssen wir es auch mit der Waldbrandthematik handhaben, es gibt ja schon ganz gute Ansätze wie man Fahrzeuge konzipiert, die für die Waldbrandbekämpfung besser geeignet sind", berichtet Fricke und erinnert sich: "Nach den Heidebränden hatten wir ja spezielle waldbrandtanklöschfahrzeuge angeschafft, sind aber alle in die Jahre gekommen und ausgemustert worden. Solche Fahrzeuge brauchen wir wieder." Hierzu ist Fricke im Landkreis Goslar in einer Lenkungsgruppe vernetzt, dem Arbeitskreis Waldbrand, welcher länder- und landkreisübergreifend agiert. "Ich erhoffe mir da sehr viele Möglichkeiten, dass wir da noch gute Konzepte erarbeiten in naher Zukunft."
Kommen die Fahrzeuge rechtzeitig?
Es bleibt an dieser Stelle lediglich zu hoffen, dass die Fahrzeuge vor der Waldbrandkatastrophe auch einsatzbereit sind. Wie Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Januar erklärte, sind solche Verfahren langwierig und nicht immer erfolgreich: "Beim Schlauchwagen, der ja eigentlich gerade auch im Hinblick auf Waldbrände wichtig wäre, haben wir ein Riesenproblem. Der Hersteller war nach drei Jahren nicht in der Lage, uns ein vernünftiges Auto auf den Hof zu stellen. Wir müssen den Auftrag wahrscheinlich neu ausschreiben", so Unger im Januar bei der Übergabe neuer Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz an die Niedersächsischen Kommunen in Braunschweig.
Es handelt sich also wahrscheinlich eher um Jahre, bis sich die Situation für die Feuerwehren bei der Waldbrandbekämpfung verbessern wird.
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