Helmstedt. Unbekannte Täter versetzten am Mittwochvormittag in Helmstedt und im Landkreis zwei Seniorinnen durch Schockanrufe in Angst und Schrecken und ergaunerten so ihr Erspartes. Weitere Schockanrufe blieben zum Glück erfolglos. Dies teilte die Polizei mit.
Gegen 10.30 Uhr klingelte bei einer 81-jährigen Helmstedterin das Telefon. Es meldete sich ein Mann, der sich als Mitarbeiter eines Amtsgerichtes ausgab. Nun erklärte er der Seniorin, dass ihr Sohn einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem ein kleines Mädchen angefahren und wenig später verstorben sei. Ihr Sohn benötige nun eine Kautionszahlung in Höhe von 54.000 Euro. Die völlig aufgeregte Seniorin gab an, lediglich 15.000 Euro zu besitzen. Damit erklärte sich der Anrufer einverstanden und erklärte, dass er jemanden zum Abholen des Geldes schicken würde, da die Kasse des Amtsgerichts in Kürze schließen würde. Noch unter dem Eindruck des Anrufes händigte die 81-Jährige wenig später das Geld an einen unbekannten Mann aus.
Berechtigte Zweifel
Im weiteren Verlauf kamen der Seniorin Zweifel und sie vertraute sich einem Angehörigen an, der umgehend die Polizei verständigte. In Anwesenheit der Polizeibeamten wurde der verzweifelten Seniorin das Ausmaß des perfiden Betruges erst richtig bewusst.
Etwa zeitgleich wurde eine 76-Jährige aus dem Landkreis Helmstedt mit der gleichen Masche um 70.000 Euro betrogen. Es meldete sich ein Mann, der sich als Herr Schröder von der Polizei Wolfsburg vorstellte. Nun erklärte er der Seniorin, das ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall eine Frau getötet habe. Der Unbekannte nannte den Namen der Tochter, sodass sie dem Anrufer Glauben schenkte. Die 76-Jährige verlangte, mit ihrer Tochter sprechen zu dürfen. Daraufhin meldete sich eine weinende Frauenstimme, die die Helmstedterin mit Mama ansprach und sie anflehte ihr zu helfen.
Nicht auflegen
Nun wurde von der Seniorin ihre Mobilrufnummer erfragt und ihr mitgeteilt, dass sich bezüglich einer Kautionszahlung gleich ein Staatsanwalt bei ihr melden würde. Das Gespräch mit ihm sowie das gleich stattfindende Gespräch mit dem Staatsanwalt dürfe sie jedoch auf gar keinen Fall beenden, da die Gespräche für das Strafverfahren aufgezeichnet würden.
Nur wenig später rief der vermeintliche Staatsanwalt auf dem Handy an und forderte eine Kaution in Höhe von 70.000 Euro für die Freilassung der Tochter. Als ihm die Seniorin mitteilte, dass sie nicht so viel Geld habe, wurden der Anrufer zunehmend aggressiver und erhöhte den Druck durch wimmernde Geräusche im Hintergrund. Nun war die unter Schock stehende Frau bereit, die geforderte Summe zu bezahlen. Ihr wurde nun erklärt, dass ein Mitarbeiter des Amtsgerichts gleich das Geld abholen würde; aus Verschwiegenheitsgründe dürfe der Mann jedoch nicht mit ihr sprechen. Gegen Mittag übergab sie das Geld dann an einen Unbekannten.
Noch etwa zwei Stunden wurde die Seniorin am Telefon gehalten, bis ihr schließlich klar wurde, dass Betrüger hinter dem Anruf steckten. Eine Nachfrage bei der Tochter bestätigte den schlimmen Verdacht.
Mehrere Fälle
Über den Tag verteilt kam es am Mittwoch in der Stadt Helmstedt und im Landkreis zu einer Vielzahl von Schockanrufen. Glücklicherweise waren die Angerufenen sensibilisiert und vielen auf die Maschen der Telefonbetrüger nicht rein.
"Die Skrupellosigkeit der Täter kennt keine Grenzen. Die Angerufenen werden bei einem Zögern oder bei Nachfragen meist sofort verbal eingeschüchtert. Zusätzlich werden sie aufgefordert, die Gespräche aufrecht zu halten, damit eine Kontaktaufnahme oder ein Nachdenken nicht möglich ist. Die Polizei rät deshalb dringend, bei Anrufen, die eine Notlage und/oder eine Geldforderung beinhalten sofort aufzulegen. Zudem sollten die benannten Angehörigen sowie die Polizei verständigt werden", so die Polizei.
Zusätzlich weist die Polizei darauf hin, dass weder von der Polizei noch von der Staatsanwaltschaft am Telefon eine Kaution verlangt wird und niemals ein Abholer geschickt wird.
mehr News aus Helmstedt